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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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Ellbogen zu stützen, und er brachte etwas in der Sprache der Gebirgspferde hervor.
    Rorschaff zögerte.
    »Los, du wertloses Stück Mist!« dröhnte jetzt Krals Stimme. »Ror’ami destro, Rorschaff, nom!«
    Das Schlachtross gab ein lautes Schnauben von sich und vollführte eine Drehung auf der Stelle. Elena hielt sich krampfhaft an der üppigen Mähne fest, während das Pferd in die Wiesen davonstob. Über ihr zischte eine Salve von Pfeilen an dem dahinjagenden Pferd vorbei.
    Mit Tränen in den Augen klammerte sich Elena an Rorschaffs Rücken. Das Pferd floh über weite Wiesen und Hügel, ein schwarzer Zephir über den grünen Feldern. Doch wo sollte dieser Ritt enden? Elena wagte einen Blick zurück und sah den Waldrand hinter ihr immer mehr verblassen. Dann überquerte Rorschaff einen Hügelkamm, und der Wald entschwand vollends ihrer Sicht. Und damit auch all jene, die sie kannte und die ihr am Herzen lagen.
     

 
     
    6
     
    Nackt und allein im Zelt, kniete Vira’ni auf einem Kissen, ihr dicker Bauch ruhte auf ihrem Schoß. Die Schale aus Schwarzstein stand auf einem kleinen Schemel aus Eichenholz vor ihr. Auf der Oberfläche der Steinschale tanzte bereits das Dunkelfeuer; die schwarzen Flammen entzogen dem Zeltinneren das schwache Licht. Sie lauschte auf das Nahen von Schritten, zitternd, da die Flammen auch die Wärme aus ihrer Haut tranken.
    Draußen war das Lager beinahe leer. Bei diesen Nomaden zählte das Können, das einen guten Jäger ausmachte, und nicht der Umstand, ob Mann oder Frau den Bogen führte. Deshalb waren die meisten weiblichen Mitglieder des Stammes zusammen mit den Männern hinausgezogen in die Graslandschaft, um auf der Lauer zu liegen nach jenen Wesen, die aus dem Wald kamen. Nur die Kinder, gehütet von zwei alten Frauen und einem Mann mit gebeugtem Rücken, trieben sich noch zwischen den schwelenden Feuerstellen herum.
    Vira’ni hatte gewartet, bis sich das Lager geleert hatte, bevor sie mit den Vorbereitungen für die Kontaktaufnahme zu ihrem Herrn begann. Sie hatte die Bannworte gesprochen und ihren Blutzoll entrichtet, dann hatte sie gewartet. Jetzt erschien alles still, eine große Ruhe war über das Lager gekommen. Es wurde Zeit.
    Mit gesenktem Kopf sprach sie die letzten Worte und spürte die Wogen, als der Geist des Schwarzen Herzens in den Flammen des Dunkelfeuers aufwallte. Die Dunkelheit im Zelt verdichtete sich, und die Luft war so bleischwer, dass das Atmen mühsam wurde. Vira’ni hielt den Kopf gesenkt. Irgendwo draußen bellte ein Hund, doch er wurde schnell mit leichten Klapsen zur Ruhe gebracht. Vira’ni spürte, wie sich die Kinder in ihrem Bauch rührten, erregt durch die Nähe ihres wahren Herrn. Sie neigte sich tiefer und berührte mit der Stirn den Rand der Schale, sowohl zu Ehren ihres Herrn als auch zum Schutz ihrer Kinder.
    Aus den Flammen sprach das Schwarze Herz, und aus seiner Stimme troff mehr Gift, als die gesamte Horde aufbieten konnte. »Warum hast du gerufen?«
    »Um dir mitzuteilen, o Herr, dass diejenige, die du erwartest, gekommen ist. Ich habe sie gesehen und das Brennen ihrer Magik gespürt.«
    »Dann lebt sie also noch?«
    »Ich habe meine Netze ausgelegt. Sie wird mir nicht entkommen.«
    »Das darf sie auch nicht!« Vira’ni spürte seinen Zorn wie eine Schlange, die sich immer fester um ihren Hals wickelte. »Wenn das verfluchte Kind die Ebenen erreicht, kann sie sich in alle Richtungen davonmachen und irgendwo in der Weite des Landes verloren gehen. Das darf auf keinen Fall geschehen!«
    Vira’nis Mund wurde trocken vor Angst. »Die … die Horde und ich werden dich nicht enttäuschen, o Herr. Du kannst deinen Dienern vertrauen.«
    Sein höhnisches Gelächter knisterte boshafter als die schwarzen Flammen. Die Dunkelheit in der Schale aus Schwarzstein wurde noch dichter. Es war nicht die Schwärze einer mondlosen Nacht, sondern vielmehr ein Fehlen jeglichen Lichts und jeglicher Substanz, als ob das, was da aufwallte, Vira’ni einen Blick mitten ins Herz des Todes böte. Ihr Bauch rumpelte vor Angst, und im Zelt wurde es kälter als in der tiefsten Gruft. Ein Geschmack von Eisen füllte ihren Mund, als sie sich auf die zitternden Lippen biss.
    Aus dieser tintenschwarzen Leere drang die Stimme ihres Herrn zu ihr. »Vertrauen? Du bittest um Vertrauen?«
    »J … j … ja, o Herr.«
    Die Leere schlängelte sich über den Rand der Schale näher zu ihr. »Ich werde dir zeigen, wie sehr ich dir vertraue.«
    Vira’ni drückte die Augenlider

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