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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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ganze Welt den Atem anhielt, und diese unvermittelte Stille war fast noch unheimlicher als das Schreien. Elena konnte den Tod in der Lautlosigkeit der Nacht beinahe fühlen. Sie zog an den Zügeln, brachte Rorschaff zum Stehen und stieg von dem Schlachtross.
    Was sollte sie tun?
    Rorschaff war zu geräuschvoll und zu groß, als dass sie sich mit ihm nun unbeachtet an das Lager hätte anschleichen können. Sie musste zu Fuß gehen.
    »Warte hier auf mich«, flüsterte sie ihrem Reittier zu, dann warf sie seine Zügel um den dünnen Stamm einer zerzausten Eiche.
    Rorschaff zerrte leicht an den Riemen und verdrehte die großen Augen zu ihr. Sie wusste, dass ihm seine Lage nicht gefiel, dass er ihr aber trotzdem gehorchen würde.
    Elena wühlte in den Satteltaschen und verstaute alles, was sie brauchen würde, in einem Rucksack. Diesen schnallte sie sich um. Dabei fiel ihr Blick auf Krals Axt, die an dem leeren Sattel festgebunden war. Die Eisenklinge war zu einem matten Schimmer aufpoliert worden, doch trotz noch so mühevollen Scheuerns und Reibens war es nicht gelungen, den schwarzen Fleck zu beseitigen, der das Metall verunstaltete: ein Makel, den das ätzende Blut eines Skal’tums hinterlassen hatte.
    Ohne weiter nachzudenken, ging Elena zu der Waffe und band sie los. Sie wog die Axt in ihren kleinen Händen. Obwohl sie so schwer war, dass sie sie niemals würde schwingen können, gab ihr die scharfe Klinge Trost und Zuversicht. Sie warf sie sich über die Schulter und sah zu den fernen Lagerfeuern hinüber. Sie musste so hart sein wie das Eisen der Axt.
    Elena umklammerte mit festem Griff den Schaft der Waffe und ging schnellen Schrittes in Richtung der Feuer. Während sie so dahinmarschierte, war sie in Gedanken bei ihren Kameraden. Im Inneren war sie überzeugt, dass sie noch lebten. Ob bei dieser Hoffnung ihr Wunsch Vater des Gedankens war oder ob sie auf unsichtbaren Banden beruhte, die zwischen ihr und ihren Freunden immer noch bestanden, vermochte sie nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall würde sie es niemals übers Herz bringen, ohne die anderen weiterzuziehen.
    Während sie weiterwanderte, kühlte sich die Nacht immer mehr ab; ihr weißer Atemhauch begleitete ihre Schritte, doch das anstrengende Stapfen durch die schlammigen Wiesen hielt sie warm. Bald war das Lager nur noch einen Pfeilschuss weit entfernt. Sie schwenkte ein wenig nach rechts ab, damit eine größere Erhebung zwischen ihr und dem Lager sie verbarg. Sie wollte sich so verstohlen wie möglich anschleichen.
    Inzwischen war ihr klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Kein Stimmengewirr und kein Klappern von Kochgeschirr war von der anderen Seite des Hügels zu hören. Und was noch schlimmer war: Die nächtliche Brise trug einen vertrauten, abscheulichen Gestank mit sich - es roch nach verbranntem Fleisch. Elena erschauderte. Sie kannte diesen Gestank nur allzu gut. Qualvolle Bilder von ihren Eltern, eingehüllt in Flammen, entstanden vor ihrem geistigen Auge. Sie verdrängte diese Erinnerungen. Jetzt war nicht die richtige Zeit dafür.
    Sie verlangsamte ihre Schritte, als sie dem Hügel näher kam, und suchte die Kuppe nach Wachtposten ab. Entweder hielten sie sich zu gut verborgen, oder es waren tatsächlich keine Wachen postiert. Sie duckte sich ins hohe Gras und kroch weiter. Jetzt musste sie sehr vorsichtig sein. Das Gelingen ihres ganzen Unternehmens hing davon ab, dass sie unentdeckt blieb.
    Um sie herum lagen die Wiesen still da. Kein Vogel zwitscherte warnend, kein Insekt summte paarungswillig. In dieser Stille klangen ihre Schritte schrecklich laut, aber Elena wusste, dass ihre Angst das Geräusch für sie verstärkte. Trotzdem versuchte sie, sich noch behutsamer zu bewegen; dabei lauschte sie angestrengt auf irgendwelche Laute.
    Dank ihrer Aufmerksamkeit hörte sie das leise Schnappen eines Zweiges zu ihrer Linken. Sie drehte sich blitzschnell um und hob die Axt, gerade rechtzeitig, um die große schwarze Gestalt zu sehen, die sich vor ihr aus dem Gras erhob, als ob die Schatten Form angenommen hätten. Die Reißzähne des schwarzen Ungetüms schimmerten im fahlen Mondlicht, und es kniff seine funkelnden gelben Augen warnend zusammen.
    Ein flüchtiges Bild tauchte in Elenas Kopf auf. Zwei humpelnde Wölfe treffen sich in einem Wald. Rücken an Rücken stellen sie sich den Jägern.
    Elena ließ Krals Axt fallen und rannte zu dem Gestaltwandler. Es war Ferndal! Sie schlang ihm die Arme um den Hals und vergrub den Kopf in seinem dichten

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