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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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dem Trockenen. Dann leuchteten ihre Augen in einem matten Rot.
    Plötzlich knickte die Hebamme in der Taille ab und richtete sich auf. Ihr Mund hing schlaff herab, und eine schwärzliche Flüssigkeit tropfte ihr von den Lippen. Mit zuckenden Fingern scharrten ihre Hände am Boden, während sich das Gift des Babys in ihrem toten Leib verteilte.
    Plötzlich sah Vira’ni, wie sich hinter Tante Dedi die Eingangsklappe des Zeltes bewegte. Ihr Kind versteckte sich, als Betta gebückt eintrat. »Ist die Geburt überstanden?« fragte die Jägerin und richtete sich wieder hoch auf, dann verzog sich ihr Gesicht vor Ekel. »Süße Mutter, was ist das für ein Gestank?«
    Vira’ni lächelte stolz. Tante Dedi wollte antworten, doch ihrer verwüsteten Kehle entquoll nur ein würgendes Gurgeln.
    »Tante Dedi?« Betta näherte sich der Alten, die zwischen den zerwühlten Kissen saß, von hinten.
    Angezogen von der Stimme, wandte die Hebamme den Kopf langsam um, dabei drehte sich ihr Hals um die eigene Achse.
    Ihre Wirbel hüpften und knackten wie schnappende Äste, bis Tante Dedi Betta ins Gesicht sah.
    Die Augen der Jägerin weiteten sich vor Entsetzen. Sie stand wie vom Schlag gerührt da, und ihre Hände flatterten um ihre Kehle wie aufgeschreckte Vögel. Dann schrie Betta laut auf; es war ein durchdringender Schrei, der das Zelt durchbohrte und durch das Lager schwebte.
    Tante Dedi sprang auf und brachte den Kopf mit Schwung wieder in die richtige Stellung. Sie trat auf wackeligen Beinen zu Betta, wobei immer noch ein Gurgeln aus ihrer blutigen Kehle aufstieg. Mit Bewegungen wie bei einer Schüttellähmung deutete Tante Dedi auf ihre Brust, um Betta zu zeigen, wo Vira’nis Baby sie geküsst hatte. Die krampfartig zuckenden Finger der Alten bohrten sich in die Wunde in ihrer Brust und zupften an deren ausgefranstem Rand. Dann vollführte Tante Dedi unvermittelt einen Satz und riss sich den Brustkorb auf.
    Betta stieß wieder einen gellenden Schrei aus, doch leider war er diesmal nicht ganz so durchdringend.
    Aus der offenen Brust der Hebamme brach ein Gezücht schwarz geflügelter Skorpione hervor. Jeder eine Daumenlänge groß, schwärmten sie über die entsetzte Jägerin und stießen mit ihren Stacheln zu. Betta versuchte, die Geschöpfe mit fuchtelnden Händen abzuwehren, und flüchtete rückwärts aus dem Zelt, über und über bedeckt von den wuselnden Körpern der giftigen Geschöpfe.
    Nackt erhob sich Vira’ni und stieß die schwankende Gestalt der übel zugerichteten Hebamme beiseite. Völlig ausgehöhlt, brach Tante Dedi zu einem Haufen Haut und klappernder Knochen auf dem mit Kissen ausgelegten Boden zusammen. Vira’ni schenkte der Alten keine Beachtung und eilte zur Zeltöffnung. Sie warf die Plane zurück und sah Betta, die gleich vor dem Eingang auf dem Rücken lag. Die Haut der Jägerin wurde bereits schwarz, und ihr Bauch war aufgebläht wie der einer toten Kuh, die man zu lange in der heißen Sommersonne hatte liegen lassen.
    Hinter Betta standen die Jäger im Halbkreis, schwach beleuchtet vom Lagerfeuer, die Gesichter vor Entsetzen erstarrt.
    Vira’ni beachtete sie nicht, sondern sprach zu Bettas regloser Gestalt. »Jetzt nicht selbstsüchtig sein, meine Kleinen. Teilt die Beute gerecht unter euch auf.«
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da schwärmte das Gezücht auch schon aus dem Bauch der Leiche als dicke schwarze Wolke hervor und fächerte aus, um die Jäger zu verzehren. Schreie schallten durch die Nacht, als schwarze Stachel ihre tödlichen Küsse verteilten. Ein kleines Mädchen rannte voller Angst zwischen den fliehenden Beinen hindurch zu Vira’ni; Tränen liefen ihr über die Wangen. Vira’ni bückte sich, um das verängstigte Kind in die Arme zu nehmen. »Pschscht, mein Liebes, du brauchst keine Angst zu haben.«
    Vira’ni zog das Kind fest an ihren nackten Busen. Was für ein süßes kleines Mädchen mit so hübschen Locken! Sie war fast wie eine Puppe. Vira’ni bedeckte die Ohren der Kleinen, damit sie die Schreie aus dem Lager nicht hörte. Armes Ding. Kinder hatten immer Angst bei lauten Geräuschen. Vira’ni blieb bei dem schluchzenden Kind in der Hocke und wartete.
    Es dauerte nicht lange. Um sie herum brachen die Jäger, in Todesqualen verrenkt, auf dem zertrampelten Gras zusammen, und bald erstarben ihre Schreie, da das Gift Wirkung zeigte. Vira’ni seufzte und stand auf; das Kind trug sie im Arm. Überall im Lager lagen Tote. Ein bedauernswerter Kerl war sogar in eines der

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