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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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abhauen.«
    »Da stimme ich voll und ganz mit dir überein. Aber wie sollen wir das anstellen?«
    Niemand wusste eine Antwort.
    In Er’rils Kopf spukten mehrere Pläne herum, doch bei keinem hatte er das Gefühl, dass er zu verwirklichen wäre. Selbst wenn sie sich von ihren Fesseln befreien könnten, was wäre dann mit Tol’chuk? Würden sie es fertig bringen, den Og’er einfach im Stich zu lassen? Und was war mit ihrer Ausrüstung? Der Wagen war leicht zu ersetzen, aber einer derjenigen, von denen sie gefangen genommen worden waren, hatte Er’ril den Schlüssel für A’loatal aus der Tasche gerissen und war mit der kleinen, aus Eisen geformten Faust verschwunden. Wie sollten sie ihr Ziel erreichen, ohne den Schlüssel zu haben, um die Magik-Schranken der verlorenen Stadt zu öffnen? Er’ril knirschte vor Wut mit den Zähnen.
    »Er ist wieder da!« Mogwieds Ausruf zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Selbst einer der Wachposten warf einen Blick über die Schulter zurück und sah sie böse an, doch er wandte sich schnell wieder ab, als ein zweiter Schrei vom Lager her erschallte.
    »Leise, Mogwied!« mahnte Er’ril.
    Der Gestaltwandler hatte sich in seinen Fesseln aufgerichtet. »Da drüben«, sagte er mit einem Nicken. »Hinter dem Busch!«
    Er’ril sah zu der Stelle, auf die Mogwied gedeutet hatte. »Ich sehe nichts.« Vielleicht war der Gestaltwandler vor Angst von Sinnen. Doch dann erblickte Er’ril es auch: Ein Paar gelbe Augen funkelten hinter den Zweigen.
    »Das ist Ferndal«, seufzte Mogwied erleichtert.
    Die schwarze Gestalt des Baumwolfs war im Schatten des hohen Grases und der niedrigen Büsche kaum auszumachen, aber die leuchtenden bernsteinfarbenen Augen waren unverkennbar. Gut. Er’ril berücksichtigte diesen neuen Umstand bei seinen Fluchtpläne. Mithilfe des Wolfes hatten sie vielleicht eine Chance. »Kannst du mit ihm sprechen?« fragte Er’ril, dessen Brust sich allmählich mit Hoffnung füllte.
    Mogwieds Augen hatten bereits mit denen seines Bruders Kontakt aufgenommen. »Ferndal sagt, er hat das Lager erforscht - und er warnt uns, dass ihm ein übler Gestank anhaftet, den er schon einmal gerochen hat.« Mogwieds Stimme war vor Angst brüchig, als er sich jetzt Er’ril zuwandte. »Es … es ist der Geruch der Spinnen. Aber hier erwartet uns anscheinend etwas noch Abscheulicheres.«
     
    Vira’ni war sehr stolz auf ihr Kind. Ihr geliebter Spross war schon gewaltig gewachsen, seit er sich an der Hebamme gütlich getan hatte. Inzwischen hatte er die Größe eines kleinen Kalbs. Er saß auf Tante Dedis Brust; unter ihm lagen die sterblichen Überreste der alten Frau. Ihre vielen Falten waren verschwunden, da die einst runzlige Haut sich nun straff über die Knochen ihres Schädels spannte. Wie viel jünger Tante Dedi jetzt wirkte! Welch schönes Geschenk hatte Vira’nis Baby der Hebamme für ihre Arbeit in dieser Nacht gemacht!
    Und natürlich war das noch nicht das letzte Geschenk ihres Kinds.
    »Ich weiß, dass du immer noch Hunger hast, aber wir haben viel Arbeit vor uns, wenn wir die Hexe fangen wollen.«
    Ihr Baby reckte den Kopf zu ihr. Seine Kinnbacken kauten in ihre Richtung und vertropften Blut auf die Brust der alten Hebamme. Es wimmerte leise, und seine Membranflügel vibrierten. Sechs Stielaugen starrten sie mit flehentlichem Schwenken an.
    Vira’ni hob eine Hand an ihre Wange. Oh, wie schön ihr Kind war! Aber jetzt war nicht die Zeit für Liebkosungen. Vielleicht später. Jetzt waren zunächst Vorbereitungen zu treffen.
    »Gib Tantchen einen Kuss, weil sie uns geholfen hat, Süßes. Und beeil dich, wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Ihr Baby wandte sich wieder dem Rumpf der alten Frau zu und vergrub die Kauwerkzeuge zwischen den schlaffen Brüsten, um sich ins Fleisch zu bohren. Vira’ni lächelte, als sie die Rippen brechen hörte. Ein so folgsames Kind!
    Die Beine kraftvoll gegen den Rumpf der Hebamme gestemmt, wühlte es den Kopf in die geschundene Brust bis zum Herzen. Dann sah Vira’ni, wie die großen roten Drüsen am Hals ihres Babys arbeiteten, als ihr Kind sein Abschiedsgeschenk in die alte Hebamme bugsierte. Nachdem der Kuss beendet war, stieg ihr Baby von der Brust der Alten herunter; seine acht gegliederten Beine tänzelten rückwärts, seine vier Membranflügel bebten vor Erregung.
    Tante Dedis Körper, der reglos dalag, seit das Baby daran herumgefressen hatte, zuckte jetzt am Boden. Der Mund der Alten öffnete und schloss sich, wie der eines Fisches auf

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