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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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vorbeigingen. Er kannte diesen Glanz, hatte ihn in seinen eigenen Augen gesehen, als sein Blick auf sein Spiegelbild in dem großen Saal gefallen war: der wandelnde Tod.
    Ein Schauder kroch über Joachs Schädel. Reichte Greschyms Einfluss so weit? Oder waren die anderen ebenfalls Dunkelmagiker, die Weiß als Verkleidung angelegt hatten?
    Am oberen Treppenabsatz versperrte eine Eichentür den weiteren Weg. Zu beiden Seiten standen zwei mit Speeren bewaffnete Wachmänner mit stumpfem Blick. Greschym beachtete sie nicht und ging auf die Tür zu; er klopfte laut mit seinem Stock, keineswegs um Heimlichkeit bemüht.
    Joach folgte ihm.
    Die schwere Tür schwang wie von Geisterhand an lautlosen Scharnieren auf, noch bevor Greschym die Hand zu den schmuckvollen Griffen ausgestreckt hatte. Jenseits der Schwelle spürte Joach greifbar das Böse. Wie ein dichter Nebel strömte es durch die offene Tür heraus.
    Obwohl er den dahinter liegenden Raum nicht betreten wollte, konnte er nicht verhindern, dass er die Schwelle überschritt. Sein Körper folgte mit taumelnden Schritten dem Dunkelmagiker. Joach zog sich noch tiefer in seinen Schädel zurück und versuchte sich zu verstecken, so gut es eben ging.
    Als er das hell erleuchtete Turmzimmer betrat, war er überrascht, wie warm und einladend der Raum wirkte. In drei großen Kaminen loderten fröhlich leckende Flammen. Aufwändige Wandbehänge, deren bunte Farben das Licht des Feuers zurückwarfen, verbargen die Steinmauern des Turms; Ruhebänke und weich gepolsterte Stühle mit wertvollen roten Seidenbezügen standen auf den schweren Teppichen. Durch große Fenster mit Buntglaseinsätzen sah man den blauen Himmel, und unter einem dieser Fenster fiel das Sonnenlicht hell auf einen großen polierten Tisch, auf dem ein Modell von A’loatal aus Kristall und Marmor stand: Es zeigte die Stadt, wie sie vor ihrem Niedergang gewesen war, mit tausend juwelengeschmückten Türmen und Gehwegen, die durch den Dunst von Springbrunnen in hübschen Parks von einem Prachtbau zum anderen führten.
    Joach musste seine Aufmerksamkeit gewaltsam davon lösen. Es schmerzte zu sehr, diese ehemalige Schönheit zu betrachten. Was für ein Verlust!
    Sein Blick heftete sich auf den einsamen Bewohner des Turms. Er stand hoch gewachsen am Westfenster und blickte hinaus auf die untergegangene Stadt; den breiten Rücken hatte er ihnen zugewandt. Er trug eine lange weiße Soutane, deren Kapuze lässig zurückgeworfen war.
    Greschym räusperte sich.
    Der Mann, bei dem es sich nur um den Prätor handeln konnte, drehte sich zu ihnen um. Joach war überrascht, wie jung der Mann war. Er hatte sich unter dem Oberhaupt der Bruderschaft einen grauhaarigen Alten vorgestellt, nicht diesen schwarzhaarigen jungen Mann mit Adlernase und rötlicher Haut. Graue Augen betrachteten den Dunkelmagiker eindringlich. Joach erkannte die Züge eines Präriemannes vom Stamm der Standi. Händler aus dem benachbarten Prärieland waren oft nach Winterberg gekommen, um Bündel von Tabakblättern und Wagenladungen von Gewürzen zu verkaufen. Es war sehr seltsam, dass so vertraute Erinnerungen an zu Hause in so weiter Ferne geweckt wurden.
    Die grauen Augen wanderten von Greschym zu Joach. Das Ich in seinem Schädel schreckte zurück. Was er in diesen Augen sah, erinnerte ihn keineswegs an sein Zuhause: Es waren Maden und geronnenes Blut. Es war das schwarze Feuer, das das Fleisch von geliebten Wesen verzehrte. Es war das Böse. Hier war die Quelle des Übels, das Joach von Anfang an in diesem Zimmer gespürt hatte. Es entsprang diesen Augen, diesem schwarzen Urquell der Verderbnis.
    Zum Glück wandten sich diese Augen nach kurzer Zeit von den seinen ab.
    »Warum hast du den Jungen hergebracht?« fragte die Gestalt mit deutlich erkennbarem standischem Akzent.
    Greschym sah Joach an, als ob er überrascht wäre, dass der Junge hinter ihm stand. Er schnaubte verächtlich und wandte sich wieder dem großen Mann zu. »Den habe ich ganz vergessen. Er schleicht schon so lange hinter mir her, dass ich ihn einfach nicht mehr wahrnehme.«
    »Es ist nicht klug, hier vergesslich zu sein. Die Bruderschaft wird allmählich misstrauisch.«
    Greschym tat diese Bemerkung mit einer Bewegung seines Stocks ab. »Die Bruderschaft besteht aus lauter Narren. So war das immer schon. Sollen sie sich doch mit ihren Gerüchten befassen; die Wahrheit werden sie niemals erraten. So, was gibt es Neues über unsere Hexe?«
    Die Augen des Prätors zuckten flüchtig zu

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