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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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einem Bogen an der windgeschützten Seite um die Inselgruppe herum und dann hinaus ins offene Meer steuerten.
    Ein langsames Beben lief durch Conchs Körper, und er tauchte tiefer. Fischschwärme flitzten zu beiden Seiten an dem gleitenden Körper vorbei, Sprenkel in verschiedenen Blau- und Grüntönen. Unter den Flügeln des Drachen zogen Riffe an ihnen vorbei, gefleckt von leuchtend gelben und blutroten Seeanemonen. Am Rand der Riffe wogten hohe Wedel Riementang in der durch ihr Gleiten erzeugten Strömung.
    Saag-wan betrachtete die üppigen Korallen unter sich. Es war, als flögen sie über ferne Gebirgsketten, dachte sie. Sie lächelte und kaute weiter auf dem Stängel der Luftschote herum. Ihre Sicht verschwamm ein wenig, während sie den unter ihr dahinziehenden Meeresboden beobachtete. Einige Wolken hoch oben zerstückelten die Landschaft in Inseln aus Schatten und gefiltertem Sonnenlicht. Sie träumte davon, mit Conch am Himmel zu fliegen.
    Plötzlich vollführte Conch eine scharfe Drehung im Wasser und tauchte tief hinunter zu den Gipfeln der Korallenberge. Saag-wan war so verdutzt, dass ihr beinah der Tangschnorchel aus dem Mund gefallen wäre. Sie blickte sich schnell um, auf der Suche nach der Ursache für den Schreck des Drachen. In der Großen Wasserwelt gab es eigentlich wenig, wovor sich ein Seedrache fürchten musste.
    Außer …
    Saag-wan reckte den Hals. Hoch über ihnen entpuppten sich die Formen, die sie für Wolken gehalten hatte und deren Schatten auf den Meeresboden gefallen waren, als das, was sie wirklich waren, nämlich bauchige Bootsrümpfe. Schnell versuchte sie die Zahl der von Muscheln verkrusteten Böden der Fischerkähne einzuschätzen. Sieben, nein, acht Boote! Niemand brauchte Saag-wan zu sagen, was das bedeutete! Ein einzelnes Boot war im Allgemeinen nur mit Staken und Netzen beladen und mit Fischern bemannt: nichts, wovor man sich hätte fürchten müssen. Doch so viele - Saag-wans Herz klopfte bis zum Hals - so viele Boote, das bedeutete: Jäger Saag-wan klammerte sich an Conch, während er die Flügel und den Körper so tief absenkte, dass sein Bauch über die scharfen Gipfel der Riffe scharrte. In der Nähe der Inseln war das Wasser jedoch zu flach. Sie würden von den Schiffen über ihnen leicht auszumachen sein. Conch suchte angestrengt nach tieferem Gewässer. Aus dem Augenwinkel sah Saag-wan Blutschweife hinter ihnen, die aus dem von den Korallen aufgeritzten Bauch des Dachen stammten.
    Angelockt von dem Blut, erschienen plötzlich ganze Schwärme von Haien aus dem schwarzen Wasser. Innerhalb weniger Herzschläge glitten riesige Felshaie, größer als drei Manneslängen, aus den dunklen Tälern zwischen den Riffen hervor.
    Saag-wan begriff, was Conch zu tun versuchte. Er hatte sich absichtlich selbst verwundet und damit die großen Räuber aus ihren versteckten Behausungen gelockt, um vielleicht unter den üblichen Bewohnern der Riffe weniger aufzufallen.
    Conch glitt nun langsamer durchs Wasser, ließ die Raubfische näher an sich herankommen. Er schlug einmal kräftig mit den Flügeln, dann legte er sie eng an den Körper, um seinen durchs Wasser gleitenden Schatten schmaler werden zu lassen. Jetzt wurden sie nur noch durch die schlängelnden Bewegungen seines Körpers vorangetrieben.
    Saag-wan wagte einen Blick nach oben. Ein riesiger Felshai glitt genau über ihrem Kopf dahin. Saag-wan duckte sich näher an Conchs Hals. Der Hai würde erst einen Angriff wagen, wenn er sicher sein konnte, dass der Drache dem Tode nahe war, doch der ungeheuere Felshai war hier nicht die eigentliche Bedrohung.
    An der Wasseroberfläche sah sie den letzten bauchigen Bootsrumpf, unter dem sie dahinglitten. Mit einem Blick zurück ließ Saag-wan langsam die Luft aus ihrer schmerzenden Lunge, während die Jagdflotte immer weiter hinter ihnen zurückblieb. Sie hatten es geschafft!
    Saag-wan richtete sich auf Conchs Rücken wieder auf und streichelte seinen Hals. Tränen der Erleichterung mischten ihr Salz mit dem des Meerwassers. Ihre törichte Neugier hätte den gutmütigen Riesen beinahe das Leben gekostet. Sie fasste einen neuen Entschluss. Was Worte nicht bewirkt hatten, hatten Angst und Gefahr schließlich zu Wege gebracht, nämlich die festsitzenden Haken aus ihrem Herzen zu lösen.
    Nie mehr! Nie wieder würde sie zu diesen Inseln zurückkehren!
    Ihre Mutter hatte klug gesprochen, und wie ein dummes Kind hatte sie sich über diesen guten Rat hinweggesetzt! Saag-wan ballte die Hände zu

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