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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Ulster, Jabib auf den Fersen zu bleiben. Schon stürzte die Kleine aus dem Raum und rannte die Stufen zum Deck hinauf. Hinter Jabib, Pinorr und Ulster stolperten auch die Zuschauer hinauf aufs Deck.

Als Pinorr aus dem heißen und überfüllten Raum an die frische Luft kam, traf ihn die Kälte wie ein Schock. Wieder grollte der Donner über ihnen. Der Süden war nur noch eine dicke Mauer aus schwarzen Wolken, die sich bis zum Himmel auftürmten. Die Sonne, die im Westen gerade unterging, wurde von den Ausläufern des Sturms bereits bedroht. Das Meer lag zwar ruhig da, aber es wirkte unnatürlich. Die Wellen waren flach und schimmerten in der untergehenden Sonne in der Farbe gehämmerten Eisens.
    In der Ferne kennzeichneten Signallichter die anderen Schiffe der Flotte. Überall wurden eilig die Segel gerefft, und Fetzen hinausgebrüllter Befehle hallten über die stillen Wasser. Pinorr wandte sich an Ulster. »Du hast die Warnung nicht weitergegeben«, stellte er fest.
    Zumindest hatte Ulster noch genug Ehre im Leib, um einige Sekunden lang schuldbewusst dreinzublicken. Seine Augen blieben jedoch an der Mauer des Unwetters haften.
    Pinorr wusste, dass er die Schuld nicht nur auf Ulster schieben konnte. Als Scheschon in Gefahr geraten war, hatte auch er, Pinorr, vergessen, die Warnung der Meeresgötter weiterzugeben. Sie hatten sich beide wie Narren benommen und nun war die gesamte Flotte in großer Gefahr.
    Scheschon stand an der Steuerbordreling und studierte den aufkommenden Sturm. Sie suchte den Himmel nach irgendetwas ab. Jabib stand an ihrer Seite. Auch Ulster und Pinorr gesellten sich zu den beiden.
    Jabib warf einen Blick zum Kielmeister. »Wir müssen das Schiff verschalken. Vor diesem Sturm können wir nicht mehr davonfahren. Wir können das Schiff nur noch verbarrikadieren und beten, dass es nicht untergeht.«
    Ulster nickte stumm. Es war das erste Mal, dass sich der junge Kielmeister einem solchen Schiffsmörder gegenübersah, und es hatte ihm die Sprache verschlagen.
    Pinorr versuchte, aus Ulsters Angst einen Vorteil zu schlagen. »Nur die Meeresgötter können uns in dieser Nacht beschützen. Nimm die Jakra von Scheschon, und ich werde einen Blutsegen von den Göttern erbitten. Wenn du dich weigerst und deine eigenen Gebete schwafelst, wirst du bald sehen, wie wenig die Meeresgötter auf gewöhnliche Menschen hören.«
    Ulster fuhr zu Pinorr herum. »Das ist alles deine Schuld«, knurrte er. Die Furcht hatte ein loderndes Feuer in seiner Brust entfacht. »Du hast dieses Ungetüm gerufen!«
    Jabib wollte eine Hand beruhigend auf den Arm des Kielmeisters legen, wurde aber weggestoßen. Der Erste Maat stolperte gegen die Reling. »Wir werden alle Gebete brauchen«, redete er auf den Kielmeister ein, »und besonders die des Schamanen.«
    Ulster packte Scheschon grob an der Schulter. »Pinorr hat uns verflucht. Noch bevor der Sturm losbricht, werde ich diesen Verräter dort treffen, wo er am verwundbarsten ist.« Ulster versuchte, Scheschon von der Reling wegzuzerren, aber sie klebte an dem Schiffsgeländer wie eine Klette. Ulster gab nicht nach. Mit wutverzerrtem Gesicht versuchte er es weiter. »Die Meeresgötter werden wissen, dass ich dem alten Kodex folge, und uns beschützen.«
    Jabib blieb in der Nähe seines Kielmeisters. Pinorr konnte ihm seine Unruhe ansehen. Der Erste Maat wusste, dass es Wahnsinn war, was Ulster da vorschlug. Vor einem Sturm Blut zu vergießen verhieß schlimmstes Unglück. Blut führte zu immer noch mehr Blut. Die Mannschaft würde sich das nicht gefallen lassen.
    »Ich fordere dich jetzt zum Blutduell heraus«, schrie Ulster und riss Scheschon von der Reling.
    Ein Angstschrei entfuhr ihrer Kehle. »Papa!« rief sie und versuchte, nach Pinorr zu greifen.
    Pinorr stellte sich dem wütenden Kielmeister in den Weg. Der Schamane sah, wie sich in Ulsters Augen der Sturm spiegelte. Es wurde Sturmfieber genannt, wenn die Macht eines nahenden Unwetters die Vernunft zerstörte. »Sie muss erst jemanden wählen, Ulster«, sagte Pinorr mit fester Stimme. »Gemäß dem Kodex hat sie Zeit bis zum Sonnenuntergang, um jemanden zu wählen, der für sie kämpft, oder du nimmst deine Anschuldigung zurück und beendest damit die Sache.«
    Bei diesen Worten begannen die Sturmwolken die Sonne zu verschlingen. Das Licht um sie herum wurde zu einem falschen Dämmerlicht.
    »Das hier beenden?« Ulster machte eine ungestüme Handbewegung. »Siehst du es nicht? Sogar die Himmel teilen es uns diesmal mit.

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