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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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die Baumrinde und kratzte mit unverhohlenem Missfallen die raue Oberfläche des Baumes auf. Das Untier bebte vor Wut, aber es hatte seine Befehle. Bleib an der Seite des Golems. Tu, was er dir befiehlt.
    Rockenheim warf dem Dämon einen Blick zu, und dieser duckte sich ängstlich. Der Golem saß mit nacktem Oberkörper da, und aus der Wunde in seiner Brust dampfte schwarzer Nebel. Der Herr der Dunklen Mächte war gekommen, und niemand wagte es, Ungehorsam zu zeigen.
    Zufrieden wandte sich Rockenheim wieder der sterbenden Armee von Skal’ten zu. Er fühlte nichts beim Anblick des Untergangs der Skal’tum Schar. Die Biester waren ihm gleichgültig. Insgeheim wünschte er ihnen sogar den Tod. Dennoch hätte ihn dieses brutale Massaker eigentlich in Angst und Schrecken versetzen sollen; der blutige See und die kalten Leichen hätten ihm im Grunde Übelkeit verursachen müssen. Aber die Gegenwart seines Meisters ließ jegliches Gefühl abstumpfen.
    Das Steintor seines Herzens stand offen. Der Mann, der Rockenheim einst gewesen war, war zu einem winzigen Funken zusammengeschrumpft, verloren in der Ungeheuerlichkeit des schwarzen Geistes, der sich aus dem Schwarzstein herauswand. Der Golem hatte kein Mitspracherecht bei dem, was geschehen war oder noch geschehen sollte. Die Befehle waren alle der Dunkelheit in seiner Brust entsprungen. Sie stammten von einem Wesen, das weit weg in den vulkanischen Höhlen von Schwarzhall hauste.
    Aus der nebelverhüllten Wunde flüsterte eine Stimme. Die Laute kamen einem öligen Gift gleich, das an seinem Verstand nagte. »Beschwör sie herauf!«
    Nickend streckte Rockenheim den Arm in die Luft. Dem Herrn der Dunklen Mächte durfte der Gehorsam nicht verweigert werden. Überall an den Ufern des Sees raschelte es nun in den Bäumen. Ein Drittel seiner Skal’ten Armee war dem ersten Angriff unverletzt entkommen. Der Meister hatte den Großteil seiner Streitmacht ausgeschickt, um dem Feind erst einmal die Zähne zu ziehen. Das war ihm gelungen. Die Hexe und ihre Gefährten würden auf den folgenden zweiten Angriff nicht vorbereitet sein.
    »Jetzt!« befahl die Stimme aus dem zerborstenen Brustkorb.
    Rockenheim ballte die Hand zur Faust. Überall um den See herum erhoben sich bleiche Gestalten aus dem Blätterwald und rotteten sich in der Luft zusammen. Der Skal’tum Leutnant stieg auf Rockenheims Schultern und stieß ihm die Krallen ins Fleisch. Mit einem Klappern seiner knochigen Flügel stieg das Skal’tum in die Luft und trug Rockenheim mit sich.
    Der Schwarm der Skal’ten begleitete die beiden, breitete sich über dem Wasser aus und senkte sich auf das einsame Boot nieder. Rockenheim führte diesen letzten Angriff an und hätte eigentlich so etwas wie Sieger oder Rachegefühle empfinden müssen. Aber er fühlte nichts, als die Mer’ai und ihre Drachen entsetzt und voller Bangen zu dem nahenden Skal’ten Heer hinaufstarrten.
    Der Angriff kam so plötzlich und unerwartet, dass sie keinen Widerstand mehr leisten konnten. Da die Skal’ten erneut den Himmel bevölkerten, flohen die Drachen und ihre Reiter unter die Wasseroberfläche. Als Rockenheim auf das Deck des Schiffes hinunterschwebte, sah er, wie die Menschen über Berge von Leichen sprangen, um sich unter Deck zu verkriechen als würde ihnen das etwas nützen.
    Rockenheim verspürte nichts.
    Sein Leutnant setzte nun zur Landung auf dem Schiff an, er breitete die Flügel weit aus, um den Sturzflug zu verlangsamen, und setzte Rockenheim unsanft auf dem Deck ab. Überall rissen die Segel und lösten sich Seile und Taue, als seine vielen Begleiter sich auf Masten und Deck niederließen. Nur ein kleiner Kreis auf dem Deck wurde freigelassen.
    Rockenheim erkannte die meisten, die sich vor der Tür zum Unterdeck drängten: Da waren der Bruder der Hexe, der den Stab des Dunkelmagikers schwang, der Og’er, der den blutigen Hammer trug, der Elv’e, der zwar finster dreinblickte, aber offensichtlich völlig erschöpft war. Doch es standen auch noch andere da, die Rockenheim fremd waren: ein grünhaariges Mädchen; der Mann neben ihr, ein grobschlächtiger, tätowierter Kerl mit einem langen schwarzen Zopf und einem noch längeren Schwert; und ein paar völlig gleich aussehende dunkelhäutige Männer, die ihm nur noch mit gebrochenen Rudern drohen konnten.
    Doch keiner von ihnen war für ihn von Bedeutung. Sein wahres Ziel versteckte sich nämlich hinter ihnen. Aber wahrlich, Rockenheim erkannte die Frau kaum. Welch seltsame Magik hatte

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