Alasea 03 - Das Buch der Rache
das kleine Mädchen in diese ansehnliche Maid mit dicken Locken und hartem Blick verwandelt? Neugier erwuchs in Rockenheim, aber er spürte, dass dies nur darauf zurückzuführen war, dass das gleiche Gefühl in seinem Dunklen Herrn aufkam. Es war diese eigentümliche Verwandlung, die seinen Meister innehalten ließ.
»Tritt vor«, rief die Dunkelheit der Hexe zu. »Du kannst nicht gewinnen. Stell dich freiwillig, dann gewähre ich den anderen die Freiheit.«
»Lieber sterben wir!« rief Joach zurück.
Ohne sein Zutun zuckten Rockenheims Schultern. »Wenn meine Bestien die Hexe mit Gewalt holen müssen, werdet ihr euch alle noch den Tod wünschen. Ich weiß viel härtere Strafen als den Tod.«
Die Skal’ten ließen erfreutes Zischen vernehmen, und Rockenheim fühlte, dass die Augen der anderen alle auf ihn gerichtet waren. Er war das leibhaftige Beispiel dafür, wie viel schlimmer die Bestrafung des Schwarzen Herzens ausfallen konnte. Die Wunde in Rockenheims Brust platzte weiter auf. Er sah, wie die Gesichter um ihn herum bleich wurden angesichts dessen, was sie erblickten.
Elena drängte sich jedoch mutig an ihren Gefährten vorbei und schüttelte die Hände ab, die sie zurückhalten wollten. »Du versteckst dich hinter diesem stinkenden Schwarm von fliegendem Aas«, spuckte sie ihn an, »und verkriechst dich in der hohlen Brust eines toten Mannes. Komm heraus, und sieh mir ins Gesicht! Lass uns diesen Kampf hier beenden!«
Ein Geräusch, das nur entfernt als Lachen bezeichnet werden konnte, antwortete auf ihre Herausforderung. Darauf quoll eine Flut von schwarzen Energien aus Rockenheims zerbrochenem Brustkorb und sammelte sich zu seinen Füßen. Aus den Tiefen dieser dunklen Quelle hallten Schreie herauf. Die Stimme sprach erneut. »So soll es sein!«
Elena trat vor, streckte die Arme aus und legte die Hände aneinander. Ein Sturm aus sengenden Flammen und Eiskristallen fegte auf Rockenheim zu. Im Normalfall wäre dieser zusammengezuckt und hätte sich geduckt, aber selbst diese instinktive Furcht wurde ihm verwehrt. Stattdessen richtete sich aus der Lache zu seinen Füßen ein schwarzer Schild auf, und zwar so schnell, dass er mit den Augen nicht folgen konnte. Dieser schmetterte die Hexenmagik ab, bevor sie ihn treffen konnte.
Umgeben von lodernden Flammen, beobachtete Rockenheim, wie die Feuersbrunst aus unheilvollen Hexenenergien an dem Schild abprallte. Eis und Feuer wanden sich wie lebende Schlangen an dem Hindernis entlang und suchten nach einem Weg durch die Blockade. Aber diese Suche sollte sich als vergeblich erweisen. Der schwarze Schild war undurchdringbar.
Ein Schrei des Entsetzens ertönte aus dem Mund der Hexe, und der Magik Strom flammte noch heller auf. Gelächter beantwortete ihre neuerlichen Anstrengungen.
Jenseits des Schildes mischte sich plötzlich eine raue Stimme ein. Sie klang fordernd und gleichzeitig auch ängstlich. »Elena! Zieh deine Magik zurück! Er trachtet nur danach, dich auszulaugen!«
Bei diesen Worten erstarben die Flammen augenblicklich. Gleich darauf fiel auch der schwarze Schild in sich zusammen. Rockenheim erblickte nun einen grauhaarigen Alten, der sich auf eine Krücke stützte, sein Bein war vom Knöchel bis zum Oberschenkel verbunden. Ein silberner Knopf zierte das Ohr des Mannes, und schwere Qualen hatten tiefe Falten in sein Gesicht gegraben, aber nicht aller Schmerz, so vermutete Rockenheim, rührte von dem verletzten Bein her.
Elena stellte sich vor die anderen. Ihre Hände, die sie noch immer hoch erhoben hielt, waren blass, fast weiß. »Es ist zu spät.« flüsterte sie.
Rockenheim wurde von einem kalten Schaudern erfasst, ein Hauch von Raureif und uraltem Eis streifte ihn. Obschon er unter der Herrschaft seines Meisters stand, zitterte der Golem. Die schwarzen Energien zu seinen Füßen wurden noch dunkler. Rockenheim wusste, dass sich noch mehr von dem Geist des Abscheulichen durch das Schwarzsteintor in seiner Brust gedrängt hatte. Der Geist wurde von der Verzweiflung der hier Versammelten angezogen.
Elena warf einen Blick hinauf zum Dreiviertelmond.
Der Herr der Dunklen Mächte flüsterte mit kaum zu überbietender Boshaftigkeit: »Erneuere deine Energie nur, Hexe. Die Magik des Mondes wird dir nichts nutzen.«
Das ließ sich die Hexe nicht zweimal sagen; sie ließ die linke Hand in den Nachthimmel schnellen. Umgeben von Mondlicht, verschwand die Hand. Als sie den Arm zurückzog, war die Faust wieder da, rubinrot vor Energie. Elena wandte
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