Alasea 03 - Das Buch der Rache
lange nicht tot. Sobald das Drachengebrüll verklungen war, hatten sie ihren dunklen Schutz zurückerlangt, aber es schien, dass die Klingen, die während des Vorbeiflugs des Drachen blutig geworden waren, nun die dunkle Schutzhülle durchdringen konnten. Der Kampf entpuppte sich dennoch als eine langwierige Angelegenheit; für jedes getötete Skal’tum tauchten zwei neue auf.
Auf dem Vordeck hörte eines der Skal’ten Scheschons Stimme und wandte ihr seine Reißzähne zu.
Pinorr kletterte eiligst die Leiter hinauf, um seine Enkelin zu retten; und Hant hatte die Kleine ebenfalls gesehen und kämpfte nun noch erbitterter gegen die Widersacher. Aber keiner der beiden Männer schien eine reelle Chance zu haben, sie noch rechtzeitig zu retten. Scheschon bewegte sich unbeirrt auf das Ungeheuer zu. »Ich brauche dich«, rief sie noch einmal zu Hant.
»Scheschon! Geh zurück!« schrie Hant. Pinorr sah das Entsetzen in den Augen des Kielmeisters, aber dieser konnte seinem Gegner unmöglich den Rücken zudrehen.
Einer der Matrosen an Hants Seite versuchte sich loszueisen, um dem Kind zu Hilfe zu eilen, aber dabei wurde er durch den wuchtigen Schlag einer Skal’tum Kralle niedergestreckt. Der Mann wälzte sich noch einige Zeit am Boden, dann blieb er regungslos liegen.
Schließlich hatte sich Pinorr bis zum Vordeck vorgearbeitet, aber Scheschon stand nur noch einen Schritt von dem Skal’tum entfernt. Er würde zu spät kommen.
Pinorrs und Hants Blicke trafen sich. Der Kielmeister nahm den Schamanen wahr, und seine Augen wurden groß, als er des Schwertes in seiner Hand ansichtig wurde. Aber statt den Schamanen zu tadeln, ermunterte Hant ihn noch. »Bring Scheschon hier weg! Und vernichte alles, was dir dabei in den Weg kommt!«
Die Unterstützung des Kielmeisters gab Pinorr Auftrieb. Er fühlte sich, als hätte man ihm eine große Last abgenommen. Er machte mit dem Schwert in der Hand einen Satz nach vorn. Alte Instinkte, die Jahrzehnte lang brachgelegen hatten, waren sofort wieder da. Sein Schwert traf die Klaue des Skal’tums. Die Waffe konnte dem Vieh zwar keinen Schaden zufügen, denn sie prallte an der unsichtbaren Schutzhülle ab, aber immerhin vermochte sie, die Krallen von Scheschon fern zu halten. Pinorr stieß seine Enkelin mit der Schulter fort.
Dann kam er zwischen dem Ungeheuer und Scheschon zum Stehen. Er erhob das Schwert gegen das spöttisch grinsende Scheusal.
»Du glaubssst, du kannssst mir den Leckerbissssen wegnehmen, kleiner Mann?« zischte das Tier.
»Du wirst sie niemals anrühren, Dämonenbrut!«
Da schlug das Skal’tum blitzschnell zu, und Pinorr tänzelte zurück. Er war zwar fast zu langsam, aber mit einer geschickten Drehung des Schwertarmes konnte er den Hieb der Krallen noch parieren, worauf sich das Ungeheuer jedoch sofort mit der anderen Klaue auf die Brust des Schamanen stürzte.
Pinorr musste zurückweichen. Nun stand er über seiner gestürzten Enkelin, die zu seinen Füßen zu schluchzen anfing. Wieder schlug das Scheusal zu. Da wob Pinorr mit wilden Schwerthieben ein Netz aus Stahl vor seinem Körper, und die Klauen zuckten zurück.
Das Skal’tum neigte den Kopf zur Seite und studierte Pinorr einen Augenblick lang. »Dann glaubt der weißßßhaarige Alte alssso, er hätte Reißßßzzzähne?«
Da Pinorr bereits ziemlich außer Atem war, würde auch das Feuer in seinem Herzen nicht mehr lange so wild lodern. Sein Arm zitterte.
Offenbar spürte das Skal’tum die Schwäche seines Opfers und stürzte sich ein weiteres Mal mit Klauen und Reißzähnen auf Pinorr. Der Schamane tat sein Bestes, die Bestie mit seinen Klingenblitzen abzuwehren, aber er ermüdete zu schnell.
Einer Kralle gelang es, Pinorrs Verteidigung zu durchbrechen und sein Gewand über der Brust zu zerreißen. Da tauchte neben ihm plötzlich ein anderes Schwert auf. Pinorr fand nicht einmal die Zeit, einen Blick zu seinem Retter zu werfen, fühlte jedoch, dass es Hant war. Rücken an Rücken über dem Mädchen stehend, kämpften die beiden Männer. Es schien ein endloser Tanz zu werden.
Dann donnerte Hants Stimme erneut übers Deck. »Ragnar’k kommt! Seid bereit!« Mit leiserer Stimme fügte der Kielmeister noch hinzu: »Kämpf weiter, Pinorr! Nur noch wenige Momente.«
Pinorr tat sein Bestes, um den Befehl des Kielmeisters zu befolgen. Aber die Erleichterung über die Rückkehr des Drachen ließ das Feuer in seinem Herzen endgültig verglühen. Er wurde deutlich langsamer.
Endlich ertönte das Gebrüll
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