Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
des Kielmeisters auf und ab. Als Schamane des Schiffes gehörte er während einer Schlacht hierhin, um zu den sieben Göttern der Meere zu beten und stets einen Rat für den Kielmeister bereitzuhalten. Aber Pinorr empfand es als Gefangenschaft und Folter, die er nicht lange überleben würde.
    Über seinem Kopf wütete die Schlacht auf der Drachensporn. Männer kämpften und starben, während er sich hier unten verkriechen musste. Man hatte ihm von dem magischen Dämmerlicht und dem Flug der Skal’ten berichtet. Selbst hier unten konnte er die Knochentrommeln der Ungeheuer und ihr Heulen hören.
    Pinorr ballte die Hand zur Faust. Bei früheren Schlachten hatte er sich niemals so gefühlt. Da hatte er seine Rolle als Schamane immer akzeptieren können. Aber nach der stürmischen Nacht des Blutvergießens hatte Pinorr nun das Gefühl, dass er die Götter mit seinem Tun verspottete. Er musste nur auf den Boden blicken, um an sein Verbrechen erinnert zu werden. Keine Laugenseife und kein Schrubben hatten Ulsters Blut vollständig aus den Planken der Kajüte entfernen können. Ein brauner Fleck würde für alle sichtbar und bis in alle Ewigkeit das Holz zeichnen.
    Pinorr presste die Fäuste gegen die Ohren. Schlimm genug, dass er schmoren musste, während die Menschen oben starben, aber warum musste er hier warten? Er sollte bei Mader Geel und Scheschon in seiner eigenen Kabine sein. Zum tausendsten Mal wanderte Pinorrs Blick zu dem großen Fleck unter seinen Füßen. Er verdiente jede Strafe, welche die Götter über ihn zu verhängen gedachten. Er hatte eine Stahlklinge in die Hand genommen, und er hatte drei Menschen getötet. In den Augen der sieben Meeresgötter war er nun für alle Ewigkeit verdammt.
    Pinorr hob den Blick zur Decke der Kajüte und betete mit erhobenen Händen. »Bestraft dieses Schiff nicht! Allein meine Hände haben eure Gaben mit Blut befleckt. Bestraft mich, und nicht die Menschen auf diesem Schiff. Verschont sie mit eurem Fluch! Ich werde jede Strafe annehmen, jede Folter, um die Drachensporn zu läutern!«
    Ein Klopfen an der Kajütentür ließ Pinorr aufschrecken. Er nahm die Arme herunter, hastete zur verschlossenen Tür und schob den Riegel zurück. Noch bevor Pinorr zurücktreten konnte, wurde die Tür aufgeworfen. Er hatte eigentlich Hant, den Kielmeister des Schiffes, erwartet, aber stattdessen stürmte Mader Geel in den Raum.
    Die alte Kriegerfrau wirkte aufgeregt. »Ich habe ihr nur für einen Augenblick den Rücken zugedreht! Ich schwöre!«
    Pinorr packte Mader Geel an den Schultern. Ihre Augen funkelten wild. »Was ist los?« fragte Pinorr, die Angst schnürte ihm fast die Kehle zu.
    »Die kleine Scheschon! Ich habe nur einen kurzen Blick durch das Seitenfenster auf die Schlacht geworfen, und als ich mich wieder umdrehte, stand die Kabinentür offen, und Scheschon war verschwunden!«
    Pinorr ließ die Frau los. Seine Beine drohten unter ihm nachzugeben. Er blickte noch einmal hinauf zur Decke und versuchte, die höhnisch lachenden Götter über ihm zu erspähen. Nein, dieser Preis war zu hoch!
    »Schamane?« fragte Mader Geel, die seinen inneren Aufruhr offenbar spürte.
    Pinorr senkte den Blick, erhob jedoch die Hände und begann sein weißes Haar zu einem Zopf zu flechten. Seine Finger wussten die alten Muster noch, die in einen Kriegerzopf geflochten wurden. »Ich bin kein Schamane mehr«, sagte er kalt.
    »Was sagst du da? Was hast du vor?« Mader Geels Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, aber Pinorr schlug sie weg. »Verflucht seien die sieben Götter«, spie er aus. »Ich spiele nicht mehr länger ihren Prügelknaben. Wenn sie schon an jemandem Rache nehmen wollen, dann sollen sie mich nehmen, und nicht Scheschon.«
    »Bist du verrückt geworden?« Mader Geel wich erschrocken zurück.
    Pinorr flocht seinen Kriegerzopf ruhig zu Ende, dann ging er zur Wand, wo Hant ein Sortiment verschiedener Schwerter aufgehängt hatte. Er griff nach der Waffe, die am besten zu seinen Fähigkeiten zu passen schien: ein langes, gebogenes Schwert.
    »Nein!« schrie Mader Geel. »Rühr es nicht an!«
    Aber ihr Ruf kam zu spät. Pinorr packte das Schwertheft und riss die Klinge aus der Wandhalterung. Mit erhobener Waffe drehte er sich zu Mader Geel um.
    Sie fiel auf die Knie. »Damit verdammst du uns alle!«
    »Das habe ich bereits getan. Und nun muss ich die Sache auch beenden!« Pinorr fuhr herum und verließ mit großen Schritten den Raum. Im Gang wurde der

Weitere Kostenlose Bücher