Alasea 03 - Das Buch der Rache
Dunkelheit entstellte noch immer den westlichen Himmel und verdeckte die Sonne wie eine Wand. Der Schaft aus schwarzen Energien nährte das üble Gebilde auch weiterhin.
Zuerst konnte Saag wan nicht erkennen, was den Drachen beunruhigte, aber Ragnar’k hatte die schärferen Augen. Als der Drache schließlich das Ende der De’rendi Flotte hinter sich gelassen hatte, erkannte auch Saag wan seltsame Unregelmäßigkeiten in der dunklen Wand. Es sah aus, als würden sich riesige, aufgeblähte, weiße Wolken gegen die Schwärze pressen und die Magik Wand durchbrechen wollen.
War das eine nahende Sturmfront? Saag wan fühlte, dass dem nicht so war.
Schiffe, gab ihr Ragnar’k zu verstehen. Viele, viele Schiffe.
Sie runzelte die Stirn über diese seltsamen Worte des Drachen und verstand auch die Woge der Begeisterung nicht, die Ragnar’k durchflutete. Was für Schiffe?
Dann passierte etwas äußerst Seltsames: Saag wan sah plötzlich mit den Augen des Drachen, wodurch sie sich ganze Wegstunden näher an dem Unwetter zu befinden glaubte. Die Wand aus Dunkelheit schwoll weiter an, und das, was sie zuerst für Wolken gehalten hatte, entpuppte sich als aufgeblähte Segel. Sie schüttelte den Kopf. Wie konnte das sein? Diese Schiffe segelten in der Luft! Doch es stand außer Frage, hier handelte es sich um echte Schiffe aus Holz, welche richtige Masten und Segel besaßen. Durch die Augen des Drachen konnte Saag wan sogar winzige Gestalten auf den Decks der merkwürdigen fliegenden Schiffe erkennen.
Als das erste Schiff die Wand endlich durchbrach, wurde Saag wan von grellem Licht geblendet. Als würden Dutzende von Pfeilen durch ein schwarzes Segel schießen, stachen Sonnenstrahlen durch die tintenschwarze Wand und beleuchteten die Stellen, an denen die Schiffe durch das Hindernis brachen. Breite Lichtzylinder beleuchteten die Umrisse der Schiffe, und Saag wan versuchte, sie zu zählen. Die Luftarmada umfasste mindestens zwanzig oder dreißig Schiffe. Das Sonnenlicht tauchte die Boote in Gold und setzte ihre Segel in Flammen.
Ragnar’k raste auf diese beispiellose Erscheinung zu. Wer waren sie? Freund oder Feind?
Die Schiffe flogen höher als Ragnar’k, mindestens eine Viertel Wegstunde über der Insel und dem Meer. Als sie ein wenig näher kamen, sah Saag wan, dass die Kiele dieser bizarren Boote aus einem eigenartig glänzenden Metall gefertigt waren, das im Sonnenlicht rot glühte. Knisternde Flammen silberner Energie tanzten entlang der Kiele.
Dann befand sich Ragnar’k plötzlich inmitten der wundersamen Flotte. Der Drache flog zwischen zwei Schiffen, und das sehr schnell, für den Fall, dass die Fremden sich als Feinde erweisen sollten. Aber es trafen ihn keine Pfeile. Saag wan entdeckte, dass auf jedem Schiff ein großer, blasser Mann am Bug stand, die Arme hoch in den dämmrigen Himmel gestreckt. Silberhaare, länger als die Männer groß waren, flatterten hinter ihren Köpfen wie Schiffs flaggen.
Als Ragnar’k zu einem erneuten Erkundungsflug ansetzte, sah sich Saag wan die Männer noch einmal genauer an und wusste plötzlich, wer sie waren. Die schlanken Körper und die leuchtenden Silberhaare waren nicht zu verkennen, und selbst das Funkeln ihrer blauen Augen war Saag wan nicht neu. Von Meriks einstiger Haarpracht waren zwar nur noch ein paar spärliche Stoppeln übrig geblieben, aber die Ähnlichkeit dieser Männer mit dem Elv’en war deutlich zu erkennen.
Saag wan erinnerte sich, dass jemand das Auftauchen eines Sonnenfalken erwähnt hatte und dass dieser wahrscheinlich das Eintreffen der Elv’en Armee verkündete. Ragnar’k glitt mühelos durch das Sonnenlicht. Das Strahlen der untergehenden Sonne gab der Mer’ai neuen Mut. Sie hätte nicht gedacht, dass die Elv’en so früh einträfen!
Mit Tränen in den Augen zügelte sie Ragnar’k. Die Rettung, für die Saag wan den ganzen Tag gebetet hatte, war da. Die Schiffe hatten bereits riesige Löcher in die Wand aus Dunkelheit gerissen. Saag wans Augen folgten den Lichtstrahlen, die hinunter zwischen die Schiffe der Blutreiter fielen. Sie wusste, dass jedes Skal’tum, das in das Feuer der untergehenden Sonne geriet, wieder verwundbar war.
Ragnar’k verringerte sein Tempo, flog aber noch schnell genug, um mit einem der Schiffe mithalten zu können. Saag wan rief einen Gruß hinüber zu dem Boot, aber keiner der Männer oder Frauen an Bord schien sie zu bemerken. Sie unterbrachen nicht einmal ihre Arbeit an Deck. Die Mer Frau versuchte es erneut,
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