Alasea 03 - Das Buch der Rache
das Buch packen. Ihre Finger zuckten schon danach, doch dann ballte sie sie zur Faust. Es konnte eine Falle sein. Sie zog den Arm zurück und kauerte sich neben Er’ril. Sie musste abwarten und sehen, wer noch durch das Tunnelsystem schlich.
Elena besann sich auf Er’rils Lehre: Nur die Unsichtbarkeit gewährte ihr Sicherheit.
Während sie wartete, lauschte Elena auf den Atem des Präriemannes und glaubte, einen Wolf auf der Fährte eines Rehs neben sich zu haben. Bald wurden die Schritte im Gang lauter, und im Fackellicht tauchte der Umriss einer Gestalt auf. Elena war überzeugt, dass es sich um den Bösewächter handelte, der zu seinem Unterschlupf zurückkehrte. Aber als der Schatten näher kam, erkannte Elena, dass es nicht der Bösewächter war, der da vor ihnen auftauchte, sondern ihr eigener Bruder.
Beinahe hätte sie vor Erleichterung Joachs Namen gerufen, aber nachdem sie nun schon so lange Vorsicht hatte walten lassen, hielt sie auch dieses plötzliche Bedürfnis zurück. Vielleicht konnte sie so etwas über Er’rils Loyalität erfahren.
Joach kam mit dem Stab in der Hand angelaufen, er wusste nichts von dem Wolf im Schatten. Er’ril hätte ihren Bruder nun aus dem Hinterhalt angreifen können, aber er tat es nicht. Stattdessen richtete er sich auf und trat ins Licht. Joach blieb ruckartig stehen und wich erst einmal zurück. »Er’ril!«
Elena sah den Verband um die rechte Hand ihres Bruders. Was war mit ihm geschehen? Und wo waren die anderen?
»Joach, was tust du allein hier unten? Das ist viel zu gefährlich.« Er’ril steckte den Dolch zurück in den Gürtel.
Aber Joachs Augen schienen Er’rils Bewegungen nicht zu sehen. Der Präriemann hätte Joach erstechen können, und ihr Bruder hätte es nicht wahrgenommen. Er konnte den Blick nicht von Er’rils Arm wenden. »Dein… dein Arm«, murmelte er schließlich und erwachte aus seiner Benommenheit. Er erhob den Stab gegen Er’ril. Dunkelfeuer flammte entlang des Stabes auf.
Er’ril machte keine Anstalten, vor Joachs Stab zurückzuweichen. Er hob seinen neuen Arm. »Hab keine Angst. Das war der Schlüssel, um das Buch des Blutes aus seinem schützenden Bann zu lösen. Mein Arm hat den Bann gespeist, und als ich den Zauber löste, bekam ich mein Körperteil zurück. Aber wo ist Elena?«
Joach schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. Sein Gesicht spiegelte Ungläubigkeit wider, die Augen glänzten glasig. Elena wusste, dass der Blick ihres Bruders von seinem immer wiederkehrenden Traum getrübt wurde. »Das werde ich dir niemals verraten! Der Bösewächter wollte es schon herausfinden, und es ist ihm nicht gelungen. Und nun tauchst du hier auf. Ich werde dich nicht in Elenas Nähe lassen!«
»Welcher… welcher Bösewächter?« herrschte Er’ril ihn an. »Was faselst du da, Junge?«
Joach hob den Stab höher.
Er’ril beobachtete die Reaktion des Jungen und schluckte seine Wut hinunter. Er atmete tief durch und versuchte es noch einmal, indem er beide Arme hochhob. »Ich weiß, wie das auf dich wirken muss. Das war auch der Grund, warum ich mich dafür eingesetzt habe, dass du mit uns kommst. Flint und Moris hielten deinen Traum für ein falsches Gewebe, sie glaubten nicht daran, dass ich meinen Arm zurückerlangen könnte ich wusste es, konnte es aber nicht sagen. Um die Sicherheit des Buches zu gewährleisten, musste ich schweigen.« Er’rils Stimme klang nun fest und sicher. »Sieh mich an, Joach. Ich stehe unter keinem Bann. Ich weiß nicht, was als Nächstes geschehen wird, aber glaub mir, ich will deiner Schwester nichts Böses. Sie… sie bedeutet mir sehr viel.«
Elena stockte der Atem. Sie schluckte einen Schluchzer hinunter. Am liebsten hätte sie einen Schritt nach vorn gemacht und sich gezeigt, um dieses Versteckspiel endlich zu beenden, aber die nächsten Ereignisse konnten möglicherweise enthüllen, ob Er’ril die Wahrheit sagte.
Joach ließ den Stab sinken. Er’rils beschwichtigende Rede hatte die Glasigkeit aus den Augen ihres Bruders weichen lassen. »Wie kann ich dir vertrauen, Er’ril? Du weißt, wie mein Traum endet.«
»Träume, ja selbst Traumgewebe, können täuschen. Doch ich weiß, dass diese Antwort dich nicht überzeugen wird.« Er’ril fasste hinter sich. »Aber vielleicht das.«
Joach wich misstrauisch zurück.
Er’ril holte das Buch aus dem Gürtel und streckte es Joach entgegen. »Hier ist das Buch des Blutes.«
Joachs Augen weiteten sich.
»Für dieses Buch habe ich
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