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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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nicht?
    Elenas Füße blieben auf der Schwelle zum Seitengang wie angewurzelt stehen. Vor langer Zeit in Schattenbach hatte Tante Mikela ihr erzählt, dass es einen Grund dafür geben musste, dass eine Frau, und nicht ein Mann, auserwählt worden war, das Banner der Freiheit zu tragen. Tante Mikela hatte Elena auch ihre eigene Theorie dargelegt. Nämlich, dass das Schicksal Alaseas letzten Endes nicht vom Leistungsvermögen der Magik einer Frau abhing, sondern von der Stärke ihres Herzens.
    Während Elena über die Worte der Tante nachdachte, verschwanden die zwei Lichtquellen schließlich ganz. Düsternis senkte sich auf sie herab. In der Dunkelheit sah sie noch einmal die Träne auf Er’rils Wange vor sich, die wie Silber im Fackellicht geglänzt hatte.
    Elena wandte sich den dunklen Katakomben zu. Ihr Verstand versuchte krampfhaft, die Entscheidung zu rechtfertigen. Sie musste Er’ril folgen, um die Wahrheit über seine Gesinnung zu erfahren. Aber im Grunde brauchte sie gar keine Rechtfertigung für ihren Entschluss. Ihre Füße stiegen bereits den spiralförmigen Gang hinauf, immer schneller. Sie war bereits überzeugt. Ihr Herz ließ es nicht zu, dass sie von Er’rils Seite wich.
    Und das reichte ihr im Augenblick.
    Merik lief vor Tol’chuk und Mama Freda durch die Straßen A’loatals. In der Stadt um sie herum herrschte das totale Chaos. Rauchschwaden verfinsterten den Horizont. Todesschreie und Wehklagen hallten von den Mauern wider, und in der Zitadelle auf dem Berg Orr grollte es weiter. Einzelne Ziegel und ganze Wände stürzten aus der Höhe und fielen unter lautem Getöse auf die Straßen. Über ihnen hingen die aufgeblähten Bäuche der Kriegsschiffe. Wie gierige Geier kreisten sie langsam am Himmel. Unter dem Rauchschleier breitete sich der stechende Geruch von entladener Energie aus. Er stammte von den Schiffen und war durch die letzten Angriffe noch verstärkt worden.
    »Sie werden noch einmal attackieren!« rief Tol’chuk. »Ein Schlag noch, und die Burg liegt in Schutt und Asche.«
    Merik blieb stehen und blickte hinauf, als Dutzende von aufgeregten Flügeln an ihm vorbeischwangen. Noch mehr Skal’ten auf der Flucht. Seit sie den Katakomben entstiegen waren, hatten sie viele solche Fragmente der riesigen Skal’ten Armee gesehen. Aus ihren Verbänden gerissen und versprengt, versuchten die Bestien, vor den Kriegsschiffen der Elv’en zu fliehen. Bis jetzt hatte keines der schwarzen Ungeheuer das Trio angegriffen. Merik vermutete, dass die Augen der Monster nur auf den Himmel über ihnen gerichtet waren.
    Als die Skal’ten an ihnen vorbeigezogen waren, entdeckte Merik, dass Tol’chuk wohl Recht hatte. Weitere fünf Donnerwolken formierten sich um die Spitze des Berges. Die Sonnenjäger, das Flaggschiff seiner Mutter, schwebte unverändert über der rauchenden Burg. Merik stockte der Atem. Das alles war nur seine Schuld. »Wir müssen schneller laufen!« rief er in dem Versuch, den Schlachtenlärm zu übertönen.
    Tol’chuk kam zu ihm. Das Gesicht des Og’ers war rot vor Anstrengung, denn er hatte Mama Freda beinahe die gesamte Strecke getragen. Er zog den Try’sil, den Zwergenhammer, aus der Tasche auf seinem Rücken. »Wir sind nahe genug. Lass uns einen offenen Platz suchen, dann versuchen wir es.«
    Merik schüttelte den Kopf. »Sie werden uns niemals sehen, sofern wir nicht direkt vor ihrer Nase stehen.«
    Tol’chuk deutete auf die Schiffe, die sich bereits wieder in Stellung brachten. »Entweder versuchen wir es jetzt, oder wir werden alles verlieren.«
    Merik seufzte laut. Er wusste, dass diese Anstrengungen zum Scheitern verurteilt waren, aber der Og’er hatte Recht. Sie mussten zumindest einen Versuch wagen. Er konnte nicht zulassen, dass die Hoffnungen des Landes zunichte gemacht wurden, ohne wenigstens versucht zu haben, der Flotte ein Signal zu geben. Merik suchte den Himmel ab. Er musste einen Weg finden, um seinen Fehler wieder gutzumachen. Sein Herz schmerzte beim Gedanken an seinen Verrat.
    Mama Freda stand neben Tol’chuk und erklärte: »Tikal hat da oben einen großen Platz gefunden. Es ist nicht weit.«
    »Dann lasst uns gehen«, rief Merik und lief voraus.
    Tol’chuk packte Mama Freda mit seinem starken Arm und sprang hinter dem Elv’en her. Die alte Heilerin gab die Richtung vor, und bald erreichte das Trio eine Art großen Hinterhof. Dieser befand sich fast unmittelbar unter den Felsen, auf welchen die Zitadelle thronte. Der Hof lag bereits im Schatten.

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