Alasea 03 - Das Buch der Rache
Lippen hart auf dem Hinterteil. Aber Joach hatte nicht die Zeit, sich für seine Grobheit zu entschuldigen.
Hinter der benachbarten Zitadelle tauchte ein monströser schwarzer Schatten auf und flog auf sie zu. Joach starrte in die rubinroten Augen des Feindes. »Nun beginnt es… und endet es zugleich«, sagte er und entfernte sich von Elena, die auf ihn zukroch. Dies war nicht ihr Kampf. Joach hob den Stab über den Kopf und beschwor die gesamte Magik des Holzes herauf. »Das ist dein Tod!« schrie er dem Widersacher entgegen. »Ich werde dich keinesfalls in Elenas Nähe lassen!«
Als das Ungeheuer zu ihnen herabflog, sah Joach, dass die Gestalt tatsächlich ein Wyvern war. Der schwarze, gekrümmte Schnabel, die glühend roten Augen und Flügel aus messerscharfen Schwungfedern waren nicht zu verkennen. Aber Joach schreckte nicht vor diesem Anblick zurück. Er schwang den Stab herum, richtete das Ende auf den flitzenden Schatten und wiederholte die Worte aus seinem Traum.
Seine Lippen wurden mit jedem Wort kälter. Während er die Beschwörungsformel murmelte, bildete sich Frost in seinem Blut und griff auf das Holz in seiner behandschuhten Hand über. Als das letzte Wort über seine Lippen kam, schoss ein dunkler Strahl aus dem Ende des Stabes. Bösefeuer! Knisternde Energie walzte sich über den Speer aus Dunkelheit.
Joach genoss die Macht. Er konnte es nicht dulden, dass jemand seiner Schwester Schaden zufügen wollte. Er hatte es seinem Vater versprochen, und er würde nicht versagen!
Die Lanze aus Bösefeuer traf die Bestie mitten in die Brust. Sie hielt den Sinkflug des üblen Vogels auf und lähmte seinen Körper, der sich am Himmel über dem Turm befand. Sein schriller Schrei wandelte sich zu einem fast menschlichen Heulen. Das Ungeheuer wand sich gequält in der Luft, aufgespießt auf Joachs Speer. Schließlich verlor es seine Form. Seine Umrisse verschwammen, als das Dunkelfeuer in den Schatten eindrang.
Ein hartes Lachen erschallte aus Joachs Rachen. Er fühlte, dass seine Magik die Bestie bezwang. Es war wie ein brausender Sturm, der über ihn hinwegfegte. Joachs Lippen schmerzten, als sie sich zu einem breiten Grinsen formten. Er hatte noch niemals in seinem Leben eine solche Macht gespürt.
Dann zerbrach etwas in dem schwarzen Ungeheuer über ihm. Joach fühlte es deutlich.
Im nächsten Augenblick verwandelte sich der schattenhafte Wyvern wieder in eine Statue aus Stein. Und wie jeder andere Stein stürzte auch dieser geradewegs aus dem Himmel herab.
Joach rannte zur Brüstung, um sich vom Ergebnis seiner Arbeit selbst zu überzeugen. Die Statue trudelte der Erde entgegen. »Stirb, Dämon!« schrie er ihr hinterher.
Aber der Wyvern hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Kurz bevor er auf den Pflastersteinen aufschlug, durchfuhr am Fuß des Turmes ein Blitz die Dunkelheit, und die Statue war verschwunden.
Joach richtete sich auf, las den Stab vom Boden auf und suchte den Himmel über dem Turm ab. Allem Anschein nach stand kein weiterer Angriff bevor. Joach wusste, dass das Ungeheuer nicht noch einmal angreifen würde. Er fühlte genau, dass der Wyvern bereits in weiter Ferne weilte. Aber noch bedeutsamer war, dass die schwarze Bestie in seinem Traum nur einmal angegriffen hatte und dann vertrieben worden war.
»Joach?« Elena kauerte noch immer im Schatten der Brüstung.
Joach hörte die Erleichterung in ihrer Stimme, aber er hob eine Hand, um sie zum Schweigen anzuhalten. Es war noch nicht vorbei. Die letzte Person aus seinem Traum fehlte noch. Joach fuhr herum, um die Tür zum Turm im Auge zu behalten. Er wirbelte den Stab zwischen den Fingern herum. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen und einem Herzen, das von der Kälte seiner Magik durch und durch vereist war, wartete er.
»Komm nur, Er’ril.«
Auf dem obersten Treppenabsatz im Turm der Dahingeschiedenen angekommen, blieb Elena stehen und legte die Hand auf die Türklinke. Sie sammelte sich innerlich.
Während sie die Treppe hinaufgelaufen war, hatte sie Schreie und Kampflärm über sich gehört, was sie noch schneller hatte laufen lassen. Sie war fest entschlossen gewesen, durch die Tür zu brechen und sich dem zu stellen, was auch immer den Turm und ihren Bruder angreifen mochte. Aber auf den letzten Stufen war der Lärm plötzlich verklungen. Hinter der Tür war nichts mehr zu vernehmen. Elenas Magen verkrampfte sich.
In Joachs Traum war sie nicht diese endlosen Treppen heraufgelaufen, sondern hatte neben ihrem Bruder
Weitere Kostenlose Bücher