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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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ihnen den Frieden des Augenblicks. Elena und Er’ril fuhren herum, lösten die Umarmung jedoch nicht. Eine schwarz geflügelte Gestalt arbeitete sich von unten zu ihnen herauf.
    Auf der anderen Seite des Turmes fuhr Joach herum, um sie anzusehen. Seine Augen leuchteten vor Erregung. »Es sind Saag wan und Ragnar’k! Das Leuchten des Buches muss sie angezogen haben!«
    Elena und Er’ril lösten sich voneinander. Die Welt rief nach ihnen, so jedenfalls deuteten sie das Trompeten aus dem Hals des Drachen. Aber bevor Er’ril sich abwenden konnte, hielt Elena ihn am Kinn fest. Sie küsste sanft seine Wange, wo einst eine einzige Träne geglänzt hatte, und schaute ihn an. »Danke.«
    Gemeinsam drehten sie sich um und sahen dem Drachen zu, der über ihnen kreiste. Da der Krieg nun beendet war, wanderten Elenas Gedanken zu ihren Freunden, die diesen Sieg nicht mit ihnen feiern konnten: Mikela, Kral, Mogwied und Ferndal. Wie mochte es ihnen wohl in dieser Nacht ergehen?
    Elena blickte in den Himmel und betete, dass es ihnen gut ging.
    Als die letzten Sonnenstrahlen im Westen verblassten, führte Mikela ihren Wallach nach dem stetigen Auf und Ab des Gebirgspasses den letzten Hang hinab. Der Rest der Gruppe befand sich auf dem Pfad hinter ihr und bewegte sich langsam entlang der glitschigen Felsen. Der Pass der Tränen war nach den glitzernden Tropfen benannt, welche die Wasserfälle des Spiegelflusses auf die Felsbrocken links und rechts des Weges spritzten. Das unaufhörliche Grollen und Rauschen des Flusses hatte sie nun drei Tage und Nächte lang begleitet. Mittlerweile hatte Mikela von dem Lärm Zahnschmerzen. Selbst die kleine Dschungelschlange an ihrem Handgelenk schien verstört; sie drehte sich langsam, aber unablässig um Mikelas Handgelenk, als würde sie nach einer Fluchtmöglichkeit suchen.
    Mikela beruhigte die Paka’golo mit einem Finger, während ihr Wallach Grisson vorsichtig das felsige Gelände durchstieg. Vor ihnen breiteten sich die Westlichen Marken aus, von Horizont zu Horizont ein endloses grünes Meer. So unheilvoll der dunkle Wald auch wirken mochte, für Mikela war es ein willkommener Anblick. Die Schwertkämpferin freute sich nicht nur darauf, den lauten Gebirgspass gegen die Ruhe des Waldes einzutauschen, sondern auch auf ihre Heimat, denn diese Wälder waren einst ihr Zuhause gewesen. Unter dieser grünen Laube lebten viele sonderbare Menschen und Wesen und auch ihr eigenes Volk, die Si’lura.
    Mikela hob eine Hand und befahl ihr, sich zu verformen. Ihre Finger reagierten sogleich und streckten und wanden sich im Mondlicht wie die Ranken einer nachtaktiven Pflanze. Nun, da sie ihre gestaltwandlerischen Fähigkeiten zurückerlangt hatte, fühlte sie sich ihrem Volk wieder neu verbunden, und es beruhigte ihr Herz, zu wissen, dass sie dabei war, ihren Heimatwald zu betreten. Doch ein Wiedersehen mit ihrem Clan würde noch warten müssen. Zuerst musste sie ihren Eid einlösen und Tyrus in seinem Kampf gegen das Grauen unterstützen. Erst wenn Burg Mryl zurückerobert war, würden Mikelas Wort eingelöst und ihre Schulden bezahlt sein. Mikela brachte ihre Hand wieder in die ursprüngliche Form und ließ den Arm sinken.
    Als sie flacheres Gelände erreichten, ließ Mikela ihr Pferd in einen schnellen Trab fallen und ritt so auf den Wald zu. Die Nacht hatte sich zwar bereits auf den Wald herabgesenkt, doch Mikela war nicht bereit, noch einmal ein Lager in Hörweite der tosenden Wasserfälle aufzuschlagen.
    Sie ritt voraus und erkundete die Gegend. Ferndal leistete ihr dabei Gesellschaft und sprang wie ein dunkler Schatten durch Gebüsch und Unterholz. Hinter Mikela ritt Mogwied neben Prinz Tyrus. Kral und das Trio der Dro Frauen bildeten das Ende des Trosses. Sie hatten wenig gesprochen, seit sie die Quelle des Spiegelflusses hinter sich gelassen hatten. Nach der tagelangen anstrengenden Reise waren alle wund vom Reiten, erschöpft, leicht erregbar und kurz angebunden.
    Außer Prinz Tyrus.
    Dem vormaligen Piraten schien die weite Reise nichts anhaben zu können. Sogar jetzt hörte Mikela sein Lachen über den Weg hallen. Während die anderen von dem entbehrungsreichen Ritt zermürbt waren, schien der Mann durch die Anstrengungen geradezu aufzublühen. Sein Geist schien mit jeder Wegstunde dieser Reise zu wachsen, die ihn näher in seine angestammte Heimat brachte, Burg Mryl über dem Nordwall.
    Mikela verzog das Gesicht über seine übertriebene Fröhlichkeit und ließ die Zügel schnalzen, um

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