Alasea 03 - Das Buch der Rache
es wirklich nötig ist.«
Elena nickte, zog ihre Macht zurück und ging zu Joach. Sie befreite ihren Bruder und grübelte währenddessen über die Worte des Präriemannes nach. Als sie fertig war, drehte sie sich zu Er’ril. »Aber ein Magiker kann doch seine Energien erneuern, warum sollte es da eine Rolle spielen, wie er sie gebraucht?«
Er’ril stand auf und half Joach von seinem Stuhl. »Wir können später noch einmal darüber sprechen. Wisse einstweilen nur das eine: Wenn du deine Macht willkürlich gebrauchst, gerätst du mehr und mehr in ihre Abhängigkeit. Du wirst zu einem Werkzeug deiner Magik, wo es doch eigentlich anders herum sein sollte.«
Joach rieb sich die Handgelenke und richtete nervös den Drachenzahn gerade, der an einer Schnur um seinen Hals hing. »Was machen wir jetzt?«
Er’ril nickte zur Tür und sagte: »Mir gefällt unsere Lage hier gar nicht. Es wird Zeit, dass wir uns bewaffnen.«
Joach holte seinen Stab aus der Ecke, in die man ihn achtlos geworfen hatte. Die Lüge, er wäre ein lahmender Junge, hatte die Piraten überzeugt, also hatten sie ihm den Holzstab gelassen. Solange er das Holz nur mit Handschuhen umfasste, blieb es dunkel. »Ich habe meine Waffe schon«, meinte er und hob den dicken Stab. Elena sah, wie Joach ein kaum merkliches Wispern schwarzer Flammen auf dem Holz entzündete. Sie wussten inzwischen, dass der Stab ein Werkzeug der schwarzen Magik blieb, solange Elenas Bruder die Haut seiner rechten Hand vom Holz fern hielt. Ohne Handschuhe hingegen wurde Joachs Blut in den Stab gesogen, und das Holz wurde zu einer Waffe der weißen Magik. Zwei Waffen also in einem Holzstab.
»Haben sie Wachen aufgestellt?« fragte Er’ril.
»Nein«, antwortete Elena. »In dieser Hinsicht hatte Flint Recht. Seit wir hier drin eingesperrt sind, haben sie uns nicht mehr beachtet.« Elena ging zu der kleinen Tür und legte das Ohr ans Holz. »Ich höre niemanden im Gang.«
Er’ril stellte sich neben sie. Sein Atem strömte warm über ihre Wange, während er ebenfalls horchte. »Kannst du das Schloss schmelzen, ohne die Tür in Brand zu setzen?«
Elena strich sich eine Locke aus der Stirn und blickte Er’ril an. Es fühlte sich seltsam an, ihm so nah gegenüberzustehen. Sie sah, wie er sie musterte und nicht nur ihre Magik. Sie wurde sich plötzlich der Veränderungen ihres Körpers sehr bewusst, der Fülle an Hüften und Brust, der Länge und Locken ihres Haares. Sie reagierte auch völlig anders auf ihn. Seine grauen Augen, die Berührung seiner Hand, auch der Hauch seines Atems auf ihrer Wange vor wenigen Augenblicken das alles wühlte tief in ihr etwas auf, eine Wärme, die sie stärkte und zugleich schwächte. Sie starrte in seine Augen und wusste, dass sie nicht versagen durfte. »Ich glaube schon«, murmelte sie leise.
Er trat zurück und machte den Weg für sie frei.
Elena befeuchtete sich die trockenen Lippen, wandte sich zur Tür, hob die Hand und löste einige Magik Fäden. Glühend wuchsen sie aus den Fingerspitzen und verflochten sich zu einer dicken Kordel. Mit ihren Gedanken lenkte Elena diese in das Türschloss und fühlte plötzlich das alte Eisen. Sie spürte, wie sich die Kälte des Metalls um ihr Herz wickelte. Einen angespannten Moment lang dachte sie, sie würde in der seit Urzeiten andauernden Regungslosigkeit des Erzes versinken. Aber dann kämpfte sie gegen die kalte Führung an, und ihr Blut wurde zu einer Esse, glühend heiß.
Irgendwo jenseits dieses Geschehens hörte sie Joach nach Luft schnappen.
»Es funktioniert«, murmelte Er’ril aus weiter Ferne.
Ihre Magik pochte mit jedem feurigen Schlag ihres Herzens gegen das alte Eisen. Wie eine Geliebte, die sich ziert, gab das kalte Erz langsam nach, erwärmte sich allmählich unter der Berührung und unterwarf sich ihrem Willen.
»Es ist dir gelungen, Elena.« Er’ril packte sie an der Schulter. »Und nun lass deine Magik versiegen, bevor sich das Hexenfeuer ausbreitet.«
Elena musste erst einmal blinzeln, um wieder klar sehen zu können. Er’rils Berührung ließ sie erzittern. Sie schloss die Faust und durchtrennte die Fäden, die sie mit dem geschmolzenen Eisen verbanden. Sie starrte auf das rot glühende Metall, das in Bächen an den Türbrettern hinunterlief und dunkle, rauchende Spuren hinterließ. Ohne die Berührung ihrer Magik kühlte das Eisen rasch ab.
»Seid vorsichtig«, warnte Er’ril. »Von jetzt an bleiben wir dicht beieinander.« Er nickte Joach zu.
Elenas Bruder drückte
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