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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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die Tür mit dem dicken Stabende langsam auf. Das Quietschen der salzverkrusteten Scharniere klang in ihren Ohren wie die Todesschreie eines Sterbenden. Alle drei hielten den Atem an.
    In gebückter Haltung und darauf bedacht, nicht in die Lache aus geschmolzenem Eisen zu treten, spähte Er’ril in den Gang. Er blickte erst nach links und dann nach rechts. »Folgt mir«, flüsterte er und führte die Geschwister in den kurzen, dunklen Niedergang. Eine einzige Laterne beleuchtete den Flur mit winziger Flamme.
    Irgendwo auf dem Schiff grölten ein paar Männer obszöne Lieder, auffällig falsch. Derbes Gelächter begleitete die musikalische Darbietung der Sänger. Es hörte sich an, als säßen sie direkt über ihnen. Elena hatte das Gefühl, sie müsste sich vor dem Lärm ducken.
    Er’ril schlich zu der einzigen weiteren Tür, die von dem Gang wegführte, und spähte hinein. »Bilge und Kisten«, flüsterte er. »Wir befinden uns hier in den tiefsten Räumen des Schiffes.«
    »Wohin jetzt?« fragte Joach. In seinen Augen glänzte die Angst.
    »Ich brauche zuerst eine Waffe. Ein Schwert, eine Axt, irgendwas . « Er’rils Hand ballte sich entschlossen zu einer Faust. »Dann befreien wir Flint.«
    Mit Joach an ihrer Seite folgte Elena dem Präriemann, als sie den kurzen Gang entlangschlichen. Eine schmale Leiter führte hinauf zu einer geschlossenen Luke.
    »Da sind wir heruntergekommen«, flüsterte Elena. »Direkt über uns befindet sich die Küche.«
    Die Männer hatten aufgehört zu singen, aber Stimmengemurmel und hin und wieder brüllendes Gelächter waren noch immer über der Luke zu hören. Er’ril blieb am Fuß der Leiter stehen. An dem finsteren Gesichtsausdruck konnte Elena seine Gedanken ablesen. Wenn sie über diesen Weg flüchteten, gerieten sie unmittelbar in die Hände der Piraten.
    »Es muss noch einen anderen Weg geben«, flüsterte Joach.
    Er’ril zog die Augenbrauen zusammen und dachte nach.
    Elena spürte plötzlich ein Kitzeln an ihrem Fußknöchel. Sie erschrak und machte einen Satz zurück. Eine riesige Ratte quiekte protestierend und huschte den Gang hinunter. Ihr öliges Fell stank nach verfaultem Fisch.
    »Folgt ihr«, drängte Er’ril. »Dies ist ein Fischerboot, die Frachträume müssen also irgendwie mit den unteren Decks verbunden sein.«
    Joach lief hinter der Ratte her, die in den Raum mit der Bilge flüchtete. »Wir brauchen Licht!« flüsterte er nervös.
    Elena hob die Hand und wollte eine Flamme hervorrufen, doch Er’ril schlug ihren Arm nieder und schnappte sich die Laterne, die an einem Haken an der Wand hing. Er hob die Lampe vor ihre Augen und sah sie eindringlich an, dann duckte er sich hinter Joach durch die Tür.
    Mit errötetem Gesicht folgte Elena dem Präriemann. Sie hatte Er’rils Warnung von vorhin noch nicht vergessen. Vielleicht lag wirklich eine gewisse Bedrohung darin, wenn sie ihre Magik so wahllos gebrauchte. Sobald sie gefordert war, dachte sie nun immer als Erstes daran, nach der Magik zu greifen, wobei sie ihr eigenes Geschick und ihre Fähigkeiten völlig vergaß. Auf diese Weise schränkte sie sich selbst ein und definierte sich nur durch ihre Magik. Sie schüttelte den Kopf. Sie bestand aus mehr als nur einer roten Faust, und so sollte es auch weiterhin bleiben.
    In der Kabine fand sie Joach vor einer großen Kiste kniend vor Er’ril beugte sich mit der Laterne über ihn. »Sie ist dahinter verschwunden«, sagte Joach.
    Er’ril hielt die Laterne tiefer, um den engen Spalt zwischen Kiste und Wand besser beleuchten zu können. »Geh zur Seite, Junge.« Joach tat, wie ihm geheißen, um Er’ril näher an die Kiste zu lassen. »Ich kann sie nicht sehen«, erklärte der Präriemann.
    »Ich bin mir ganz sicher, dass sie da hinten hineingelaufen ist.« Joach stach mit dem Stab in den schmalen Spalt, um das Tierchen herauszutreiben.
    Er’ril winkte ihn zurück und stand auf. Er reichte Elena die Lampe und bedeutete Joach, auf die andere Seite der Kiste zu gehen. »Hilf mir, sie wegzuheben.«
    Joach benutzte seinen Stab als Hebel, um die schwere Kiste von der Wand wegzustemmen, während Er’ril mit der Schulter schob. Unter kratzendem Protest ließ sich die Kiste schließlich über die rauen Planken schieben. »Was ist da eigentlich drin?« beschwerte sich Joach mit Schweißperlen auf der Stirn.
    Eine der Holzlatten zerbarst unter Joachs Stab, und Elenas Bruder stolperte, als der Stock in die Kiste einbrach. Er wich zurück an die Wand und zuckte zusammen.

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