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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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verströmte eine lange Rauch und Flammenwolke. Der Mast leuchtete wie eine Fackel durch die Dunkelheit. »Sie werden zu Asche verbrennen, bevor sie uns erreichen.«
    »Nein«, sagte die Königin entschieden. »Ich mag nicht imstande sein, meine Stadt zu retten, aber für dieses eine Schiff reichen meine Kräfte noch aus.« Sie hob die Arme und schloss die Augen.
    Der junge Prinz trat beiseite und zog Elena mit sich. Dann beobachtete er seine Herrscherin mit einer Mischung aus ehrfürchtiger Scheu und liebevoller Besorgnis. »Die Königin wird rasch schwächer. Die ganze schreckliche Nacht über hat sie sich bemüht, Teile der Stadt zu stützen und die zerstörten Bereiche so lange in der Luft zu halten, dass die Schiffe möglichst viele Bewohner retten konnten. Doch ihre Macht ist nicht unbegrenzt, nicht einmal hier im Herzen des Sturmes.«
    »Kann ich irgendwie behilflich sein?« fragte Elena.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie ist die Herrin der Stürme. Dies ist allein ihr Reich.«
    Er’ril trat zu ihnen. Sein Arm war vom Handgelenk bis zum Ellbogen verbunden. Mama Freda folgte ihm. Tikal saß auf ihrer Schulter.
    »Ich rieche Blitze in der Luft«, flüsterte Mama Freda.
    »Es beginnt«, sagte Typhon.
    Elena sah ihn an. »Was?«
    »Die Königin greift ins Herz des Sturmes.«
    Königin Tratal stand an der Sturmpforte. Wieder knisterten bläuliche Energien über ihre Arme. Sie rang erstickt nach Luft, ihr Haar bauschte sich zu einer silbernen Wolke. Ströme von Schweiß liefen ihr über das Gesicht, ihre Haut wurde durchsichtig aber unter der gläsernen Hülle zeigten sich keine Knochen, sondern brodelnde Sturmwolken, von Blitzen durchzuckt. Sie war im Begriff, sich mit dem Sturm zu vereinen.
    Doch da begannen ihre Glieder zu zittern. Prinz Typhon stürzte zu ihr, fing sie auf und hielt sie in seinen Armen, als ihre Beine nachgaben. Tratal bog den Kopf weit nach hinten, und plötzlich löste sich aus ihrer Kehle ein schriller Schrei.
    Tol’chuk hatte überall Verbrennungen, aber das hielt ihn nicht davon ab, weiter auf die Flammen einzuschlagen, während das Feuer das Segel verschlang. Es war hoffnungslos. Die Flammen rasten auch an der Reling entlang. Unter seinen Füßen brannte das Deck. Tol’chuk brüllte vor Hilflosigkeit und Wut.
    Da war es, als hätte der Himmel seinen Protest vernommen. Ein Antwortschrei durchdrang den wilden Donner. Tol’chuk suchte den Himmel ab. Weit backbords quoll ein Wolkenstrom über die Stadtmauer und raste auf das Schiff zu. Vom vordersten Rand lösten sich feine Wolkenstreifen und bewegten sich nach außen. Tol’chuk bekam große Augen. Im Schein der Brände wirkte das Gewölk wie eine Riesenhand, die mit gespreizten Fingern von oben her nach ihnen griff.
    Die Zwerge im Boot kapitulierten vor den vielen Feuern. »Was für ein neuer Schrecken ist das?« fragte Magnam.
    Der Wind heulte, ein Blitzstrahl schoss durch die Riesenfinger. Gleich darauf ertönte ein krachender Donnerschlag, der sie alle auf die Planken warf.
    Nur Jerrick stand aufrecht am Ruder und hielt das Gesicht in den Wind. Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Meine Königin …«
    Die Wolken rissen auf. Ein heftiger Platzregen prasselte auf das brennende Schiff nieder und überspülte, überflutete, durchtränkte alles, was darauf war. Tol’chuk hörte, wie neben ihm der lodernde Mast mit wütendem Zischen unter der Regenflut erlosch.
    Er rollte sich ab und kam auf die Beine. »Der Süßen Mutter sei Dank!«
    »Sieh nur!« sagte Magnam und deutete auf die Stadtmauer.
    Tol’chuk wandte sich vom Mast ab. Jenseits der hohen Mauern wogten die Sturmwolken im grellen Schein der Blitze. Tol’chuk sah nicht sofort, was die Aufmerksamkeit des kleinen Zwergs erregt hatte, doch dann weitete sich sein Blickfeld, und er konnte eine Gestalt erkennen, die in den Wolken verborgen war.
    Nein … nicht in den Wolken verborgen, sondern aus dem Sturm gemacht.
    Inmitten des Unwetters hockte eine Frau mit Blitzen anstelle von Augen, streckte den Arm nach ihnen aus und übergoss ihr Boot mit lebensrettendem Regen.
    Noch aus dieser Entfernung erkannte Tol’chuk die Trauer, das Leid in ihren Zügen, und er glaubte, im Donner das Wimmern ihres wunden Herzens zu vernehmen.
    »Wer ist das?« fragte Magnam.
    Jerrick fiel schluchzend neben der Ruderpinne auf die Knie und wiederholte leise: »Meine Königin …«
    Er’ril sah, wie Tratal in Prinz Typhons Armen zusammenbrach und eilte ihm mit Elena zu Hilfe. »Lass mich mit anfassen«,

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