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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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hast?«
    Wieder neigte er den Kopf. »Gewiss, meine Königin.« Er sprang von seinem Stuhl und klopfte auf die Sitzfläche. »Nimm Platz, mein Kind.«
    Neugierig erkletterte Elena den hohen Sitz. Für Wennar wurde eine andere Säule freigemacht. Sobald die beiden saßen, forderte der alte Elv’e sie auf, in den Ausschnitt in der Säule zu schauen. Die ovale Form hatte genau die richtige Größe für ihr Gesicht. Die hölzernen Ränder waren vom jahrhundertelangen Gebrauch geglättet. Elena sah nur Dunkelheit, aber sie spürte, dass die Säule innen hohl war.
    »Ich muss erst einen Weitseherkanal öffnen«, sagte der Alte.
    Elena hörte, wie er die Bronzehebel bediente. Königin Tratal sagte: »Wir haben Kristallaugen an der Unterseite der Stadt angebracht, um damit durch die Sturmmassen zu spähen. Vor langer Zeit entwickelten die Erbauer der Stadt ein System aus Spiegeln und Linsen, das es uns erlaubt, die Welt unter uns zu beobachten.«
    »Es geht los«, murmelte der Alte. Ein lautes Klicken war zu hören.
    Im Inneren der Säule wurde es hell. Elena erschrak. Ein schräger Spiegel vor ihrem Gesicht zeigte ihr eine verwüstete Landschaft im Feuerschein. Sie wusste sofort, was sie vor sich hatte.
    Wennar sprach es laut aus. »Gul’gotha.« Seine Stimme klang heiser.
    Unter Sturmhaven breitete sich eine Gebirgslandschaft aus. Selbst in der Dunkelheit vor Tagesanbruch waren alle Einzelheiten gut zu erkennen. Zwischen den schwarzen Gipfeln glühten hunderte von Vulkankegeln. In den Kratern brodelte tiefrotes Magma, das an manchen Stellen heller strahlte als die Mittagssonne. Es war ein Höllenland, eine Wüste aus Rauch, Feuer und Asche.
    Vor ihren Augen explodierte einer der Kegel und spuckte eine Lavafontäne in die Luft. Aus dem feurigen Schlund raste ein riesiger Flammenstein himmelwärts. Das war kein Zufall. Elena presste das Gesicht fester an das Weitsehergerät und sah, wie auch andere Gipfel Feuerbälle auswarfen. Alle strebten in flammenden Bögen der Stadt zu.
    Elena zog den Kopf erschrocken zurück. Das Blut wich ihr aus den Wangen. »Das Land selbst ist der Angreifer.«
    »So scheint es«, sagte die Königin. »Die Kundschafter und meine Weitseher hatten die Vulkane für tot gehalten. Doch sobald die Stadt über die Gipfel kam, begannen die Eruptionen. Ob eine feindliche Hand die Attacke steuert oder unsere Ankunft nur künstliche Verteidigungsmechanismen ausgelöst hat, vermag niemand zu sagen. Gewiss ist nur eines: Wir sind in diese Falle hineingeflogen, ohne zu wissen, wie wir heil wieder herauskommen. So bleibt uns nur eine Chance: Wir müssen mit unseren kleineren, schnelleren Schiffen die Stadt evakuieren.«
    Elena und Wennar kletterten von den Stühlen. »Habt ihr denn genügend Schiffe?« fragte sie.
    Königin Tratal wandte sich schweigend ab. Ihr schmerzvoller Blick war Antwort genug.
    Auf der anderen Seite des Saales stand ein Elv’en Posten mit einem Fernglas an einem der schmalen Fenster. Er rief der Königin zu: »Ich habe Jerricks Boot entdeckt!« und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Als er sich umdrehte, erkannte Elena Prinz Typhon. Seine Nase war dick verbunden. »Aber es hat Feuer gefangen! Es steht in Flammen!«
    Königin Tratal sah besorgt auf Elena hinab.
    »Worum geht es?« fragte Elena.
    »Das Boot mit deinen Freunden«, antwortete die Königin hastig. Schon eilte sie zu Typhon und rief ihrer Leibgarde zu: »Öffnet die Sturmpforte!«
    Mehrere Elv’en rannten zur hinteren Wand des Raumes und zogen die schmalen Teppiche in den Ecken beiseite. Dahinter kamen lange Ketten zum Vorschein. Sobald sie in Bewegung gesetzt wurden, hörte man von oben uralte Zahnräder knirschen. Die ganze Wand hinter dem Thron hob sich langsam und gab den Blick auf die Stadt Sturmhaven frei.
    Durch das Riesentor schwebten Rauchwolken in den Saal. Inzwischen stand die halbe Stadt in Flammen. Hustend und blinzelnd spähte Elena durch die beißenden Schwaden. Sie stand mit der Königin neben dem Thron. Unter ihnen schwebten Schiffe aller Größen über dem Chaos. Aus den offenen Rümpfen hingen Strickleitern mit Trauben von flüchtenden Stadtbewohnern.
    Elena warf einen Blick auf Tratal. Der Königin standen die Tränen in den Augen, und das kam nicht nur vom stechenden Rauch. »Was habe ich getan?« wimmerte sie.
    Prinz Typhon trat zu ihnen. »Da!« sagte er und zeigte hinaus in das Durcheinander aus Rauch und Feuer. Weit links raste ein winziges Boot in steilem Sturzflug auf den Palast zu. Der Kiel

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