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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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unten, und sie stürzten in die Tiefen des Sturms unterhalb der Stadt. Sofort wurde das Boot zum Spielball der Winde, die peitschend in die Segel fuhren. Regenschauer prasselten auf das Deck, alle wurden nass bis auf die Knochen. Das Schiff bockte wie ein verschrecktes Pferd, aber Jerrick ließ sich davon nicht beeindrucken. Geschickt bediente er das Steuer, und sooft er dabei auf seine eigene Magik zugriff, umflimmerten die Energien seine Hände.
    Blitze verfolgten sie auf ihrer Flucht durch die Wolken. Heftige Donnerschläge erschütterten den Rumpf. Der Kapitän jedoch ritt auf den Strömungen des Sturms, ließ sich von den Abwinden in die Tiefe tragen und durchstieß Wirbel und Strudel in spitzem Winkel.
    Elena hielt krampfhaft die Reling umklammert, und Er’ril deckte sie mit seinem Körper, so gut er konnte. Irgendwann zerriss der Flicken auf dem Segel, und die ausgefransten Ränder knatterten im Wind. Jerricks Lippen wurden noch schmaler, aber er ließ sein Ruder nicht los. Elena wandte sich nach vorn. In diesem Moment machte das Schiff einen Satz und drohte sich zu überschlagen. Er’ril hielt sie fest, als ihre Knie sich von den Planken hoben. Dann krachte das Boot wieder in die Horizontale zurück, und beide wurden hart auf das Deck geschleudert.
    »Wir sind durch«, sagte Jerrick so schlicht, als wären sie nur auf einem trägen Fluss gefahren.
    Elena stemmte sich hoch. Sofort schlug ihr die Hitze entgegen. Nach der schrecklichen Kälte war die Luft zum Schneiden dick und roch nach Schwefel und geschmolzenem Fels. Ein Blick über die Reling zeigte ihr im höllischen Schein der Vulkankegel ein Meer von schwarzen Bergen. Der Anblick raubte ihr allen Mut. Wie konnten sie hoffen, dort unten zu überleben?
    »Was für eine schreckliche Gegend«, murmelte Mama Freda.
    »Es war nicht immer so«, sagte Wennar. »Das Land leidet erst unter Vulkanausbrüchen und Erdbeben, seit unser Volk durch den Namenlosen verdorben wurde. Bis dahin war es grün und gesund.«
    Für Elena war das unvorstellbar, wenn sie in die Tiefe schaute. Sie wandte sich ab.
    Brodelnde schwarze Wolken zogen über ihnen vorbei. In der Ferne sah sie Teile der Elv’en Stadt aus dem Bauch des Sturmes auf die düstere Landschaft stürzen. Unweit von ihnen fiel ein Teil eines Gebäudes aus den Wolken, traf den Gipfel eines Berges und zerschellte. Elena legte den Kopf in den Nacken und suchte nach den flüchtenden Schiffen. Aber sie entdeckte keine.
    »Sturmhaven wird langsamer«, sagte Jerrick, der Elenas Blick gefolgt war.
    Er hat Recht, dachte Elena. Der Sturm löste sich an den Rändern auf. Einzelne Wolken trieben davon. Offenbar ließen die Kräfte der Königin nach.
    »Gul’gotha wird die Stadt bald wieder wahrnehmen können«, sagte Jerrick verdrossen. Wie zur Bestätigung brach eine Meile entfernt ein Vulkan aus und stieß eine Feuerkugel in die Luft. Der Flammenstein beschrieb einen Bogen und verschwand mit ohrenbetäubendem Zischen in der Sturmfront.
    »Die Angriffe werden fortgesetzt«, stellte Er’ril fest.
    Der Kapitän widmete sich wieder seinem Boot. Sein Gesicht war von tiefen Sorgenfalten gezeichnet. »Die Schiffe meines Volkes hatten sicher nicht genügend Zeit, um unbehelligt zu entkommen.«
    Das Boot sank in einer trägen Spirale der Höllenlandschaft entgegen. Elena stand auf und warf ihren nassen Umhang ab. »Das lasse ich nicht zu.« Sie zog ihren Hexendolch.
    »Elena …«, warnte Er’ril.
    »Wenn der Sturm Energie braucht, dann soll er Energie bekommen.«
    Sie schnitt sich in beide Daumen und ließ der linken Hand Kaltfeuer und der rechten Hand Hexenfeuer entströmen. Zuvor im Wolkenwirbel hatte Königin Tratal sie gewarnt, sie könne keine Magik in den Elv’en Körper fließen lassen, ohne die schwache Verbindung zwischen Königin und Sturm zu zerstören, doch jetzt hielt Elena diese Gefahr nicht mehr für gegeben. Tratal hatte diese Welt ohnehin verlassen.
    Sie betrachtete die turbulenten Wolken. Sie wusste nicht, inwieweit der Sturm noch von Tratal beherrscht wurde, aber es gab eine Energie, die ihn eigentlich stärken sollte.
    Elena hob die rechte Hand, ballte sie zur Faust und beschwor die Kraft der Sonne ihre Hitze, ihr Feuer. Im Inneren der Faust steigerten sich die Energien zu fiebriger Glut. Die Hand verbreitete einen hellroten Schein. Dann hob Elena die linke Faust und rief die Kraft des Mondlichts Kälte und Eis. Auch diese Hand begann zu leuchten, nur hatte ihr Schein im Unterschied zur Rechten einen leicht

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