Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
funkeln, die den Raum durchzogen. Um das Greifen Tor bildeten die Fäden von Elementarmagik einen Wirbel und wurden unaufhaltsam in den schwarzen Stein hineingezogen. Ni’lahn spürte den zehrenden Hunger der Skulptur, und für einen Moment nahm sie auch die Bosheit im Herzen des Ungeheuers wahr.
    Sie taumelte entsetzt zurück und versuchte, ihre Musik am Wehrtor vorbeizuleiten, musste aber feststellen, dass sie das nicht konnte. Sie saß in der Falle, hing wie ein Fisch an der Angel. Sie brach die Musik mit einem Missklang ab, aber es war bereits zu spät. Sie war durch die Kraftlinien mit dem Wehrtor verbunden. Ihre Elementarenergien wurden aus ihrem Herzen in die Statue hineingezogen.
    »Ni’lahn«, sagte Merik hinter ihr. »Was hast du?«
    »Das Wehrtor«, keuchte sie. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Die Laute entglitt ihren zitternden Fingern, und Merik fing sie auf. »Ich habe es mit meiner Magik berührt. Jetzt … komme ich nicht mehr davon los.«
    Merik stützte sie. »Was kann ich tun?«
    Sie schüttelte den Kopf. Es wurde dunkel um sie. »Ich … ich bin verloren. Rette den Kleinen …«
    Ein schwarzer Schatten schwebte durch ihr Blickfeld. Ni’lahn glaubte schon, nun das Bewusstsein zu verlieren als eine durchdringende Stimme sie anzischte: »So also beschützt du mein Kind?«
    Merik zog sie hastig zurück.
    Der dunkle Nebel verdichtete sich und wurde zu Cäcilia, der gespenstischen Bösewächterin. »Ich lasse nicht zu, dass sie meinem Kind etwas antun nicht einmal, um die Grausamkeit des Landes zu rächen.« Schmerz und Wahnsinn sprachen aus den Worten. »Schwestern, kommt zu mir!«
    Aus den dunklen Ecken lösten sich, ursprünglich von Ni’lahns Musik angezogen, Schatten und schwebten in den Saal. Von unsichtbaren Winden getragen, flatterten sie wie schwarze Vögel durch die Reihen der Zwerge. Wo sie auftauchten, gellten Schreie auf. Einige Zwerge fielen tot zu Boden. Andere stürzten von den Galerien und zermalmten die unten Stehenden.
    Und immer neue Finsternis strömte in den Saal. Immer mehr Grim stürzten sich auf ihre Beute. Zwerge wanden sich in Qualen auf dem Boden. Am anderen Ende des Raumes umringte die Leibgarde den Thron, um ihren König zu schützen.
    Mikela und Tyrus wichen vor Cäcilia zurück, die Gruppe rückte näher zusammen.
    Plötzlich sank Ni’lahn besinnungslos auf die Knie und zog Merik mit sich.
    »Was hat sie?« fragte Mikela.
    »Sie stirbt«, antwortete Merik. Er wandte sich an Cäcilia »Kannst du sie retten?«
    Cäcilia fuhr zu ihm herum. »Warum sollte ich?«
    Merik stand auf und deutete auf den Greifen. »Die Statue entzieht Ni’lahns Körper, ihrer Laute und ihrer Seele alle Energie. Damit stirbt nicht nur sie, sondern auch die Seele eures letzten Baumes. Und wenn beide nicht mehr sind, muss unweigerlich auch das Kind zugrunde gehen. Wenn du also dein Kind liebst, wenn dir die Zukunft deines Volkes etwas bedeutet, dann verhindere, was mit ihr geschieht.«
    Cäcilias Schwärze blähte sich wie ein Mantel des Grauens.
    Ihre Stimme steigerte sich zu einem gequälten Aufschrei. »Ich … ich weiß nicht, ob ich es kann.«
    »Versuche es!«
    Ni’lahn streckte eine Hand aus und berührte den Kopf des Kindes, der aus der Decke hervorlugte. »Ich bitte dich …«
    Cäcilia sah starr auf sie nieder. Ein dunkler Arm kam auf Ni’lahn zu. Sie war zu schwach, um ihm auszuweichen. Eine eiskalte Hand strich ihr über die Wange. »Du bist so schön«, flüsterte der Geist. »Ich möchte dich immer nur ansehen.«
    Ni’lahn hatte keine Worte mehr. Sie flehte nur mit den Augen.
    Cäcilia wandte sich ab. »Koste es, was es wolle, ich möchte, dass mein Kind so schön wird wie du und nicht so finster wie seine Mutter.«
    Der Geist zog sich zu einer dunklen Wolke zusammen und schoss mit einem schrillen Schrei zur Decke empor. Überall im Saal erstarrten die zahllosen Schatten. Sie ließen ab von ihren grotesk verkrümmten Opfern, fegten wie auf ein Stichwort nach oben und scharten sich um ihre Anführerin. Bald war das ganze Gewölbe von wogender Finsternis erfüllt.
    Die Zwerge kauerten verängstigt auf dem Boden.
    Aus der Finsternis lösten sich Worte. »Schwestern, es ist an der Zeit, unserem Leiden ein Ende zu setzen. Wir sind nicht für diese Welt bestimmt.«
    Ni’lahn teilte mit ihren Schwestern Bande so alt wie ihr Baum und begriff sofort, was jetzt geschehen würde. »Nein!« wollte sie schreien, aber ihre Stimme war nur ein schwaches Flüstern. In ihren

Weitere Kostenlose Bücher