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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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nicht wahr?« sagte der Zwergenkönig hinter Kral. »Ohne das Tierfell um deine Axt bist du einfach nur ein gewöhnlicher Mensch.«
    Der Krieger warf das Pantherfell auf eine Fackel, die einer der anderen Zwerge in der Hand hielt. Es fing sofort Feuer. Kral musste mit geballten Fäusten hilflos zusehen, wie die letzte Hoffnung auf einen Sieg zu Asche wurde. Entmutigt ging er, ein Geschlagener, auf dem Granitboden in die Knie.
    Der Zwergenkönig auf dem Thron lachte höhnisch. »Verzage nicht, Bruder. Du hast mir eine ganze Schar von Elementarmagikern mitgebracht, frische Nahrung für das Feuer des Meisters der Finsternis. Wo du versagt hast, werden wir aus ihnen umso stärkere Waffen schmieden.«
    Kral drehte sich um. Der greise König erhob sich von seinem Sitz und trat auf die Statue des geflügelten Ungeheuers zu. Er streckte seine runzelige Hand aus und fuhr mit einem Finger eine der Silberadern im schwarzen Gestein nach. »Du kommst außerdem gerade recht, um den Endsieg des Meisters mitzuerleben. So wie du werden nun auch alle anderen ihrer Hoffnungen beraubt.«
    Die Gruppe war umzingelt von Zwergen mit Äxten und Schwertern. Merik beobachtete das Schauspiel vor dem Thron. Er beugte sich zu Tyrus und Mikela, die mit gezückten Waffen vor ihm standen. Beide bluteten nach dem ersten Waffengang aus mehreren Wunden. »Wir dürfen uns auf keinen Fall gefangen nehmen lassen«, sagte er. »Ich habe der verheerenden Flamme des Herrn der Dunklen Mächte einmal widerstanden. Ich glaube nicht, dass ich noch ein zweites Mal dazu imstande wäre.«
    Ni’lahn pflichtete ihm bei und drückte den Kleinen fester an die Brust. »Ich will nicht werden wie Cäcilia. Und ich werde auch nicht zulassen, dass das Kind in seine Hände fällt.«
    »Was wollt ihr damit sagen?« fragte Mikela.
    Tyrus gab die Antwort. »Der Elv’e hat Recht. Alle Elementargeister einschließlich meiner selbst müssen den Tod wählen. Sonst laufen wir Gefahr, zu Werkzeugen des Herrn der Dunklen Mächte zu werden.«
    Mikela zischte zurück: »Ich habe in meinem Leben Dutzenden von Elementargeistern Gift gegeben, um sie vor dem Herrn der Dunklen Mächte zu bewahren, und hielt das für eine gute Tat. Ich verstehe, wie ihr empfindet … aber … aber …«
    Merik sah den Schmerz und die Reue in ihren Augen.
    »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben«, beharrte sie. »Noch nicht.« Dann drehte sie sich um und murmelte ein paar Worte, die nur für sie selbst bestimmt waren, die Merik mit seinen scharfen Ohren aber dennoch verstand: »Süße Mutter, das darfst du nicht von mir verlangen. An meinen Händen klebt schon genug Blut.«
    Merik wandte sich an Ni’lahn, die hinter ihm stand. »Wenn sie es nicht über sich bringt, müssen wir es tun.«
    Ni’lahn nickte.
    Merik ließ den Blick durch den Saal schweifen. Hier wimmelte es nur so von Zwergen. Vor dem schrecklichen Wehrtor wurde Kral in eiserne Fesseln gelegt. Wo gab es da noch Hoffnung?
    Ni’lahn berührte seinen Arm. »Gib mir meine Laute.«
    Das Instrument hing immer noch über Meriks Schulter. Jetzt nahm er es ab und befreite es von seiner Hülle. »Was hast du vor?«
    »Es gibt nur einen Weg, wie ich den Kleinen schützen kann.« Sie zog die Decke über dem Samenkind ein wenig zurück, sodass ein Ärmchen sichtbar wurde. In ihrer anderen Hand erschien ein Dolch. Bevor Merik sie aufhalten konnte, hatte sie dem Säugling die Hand geritzt.
    Der Aufschrei des Kindes hallte von den Wänden wider und zog alle Blicke auf den Kleinen. Ni’lahn benetzte ihre Fingerspitzen mit seinem Blut, dann nahm sie dem verdutzten Merik die Laute aus den Armen und griff, ohne sich um das Geschrei zu kümmern, mit den blutigen Fingern in die Saiten. Musik und Kinderweinen schwebten durch den Saal und drangen durch die hohen Fenster und die offenen Türen nach draußen.
    »Was tust du da?« zischte Merik.
    »Ich rufe jemanden, der das Kind schützen will ich rufe die eine, die es am Weinen erkennt.« Ni’lahn wich Meriks Blick nicht aus. »Ich rufe seine Mutter.«
    Merik riss die Augen weit auf. Sie wollte die Grim zu Hilfe holen.
    Ni’lahn spielte mit aller Kraft ihres Herzens. Sie mischte die Akkorde des Waldlieds in das Weinen des Kindes, um die Verbindung zu ihren Schwestern im Wald herzustellen. »Kommt zu mir!« sang sie in der alten Sprache. »Beschützt das Kind.«
    Sie war ganz eins mit ihrer Musik. Das Lied schwoll an, verließ die Burg, breitete sich immer weiter aus. Nach einer Weile begannen die Kraftlinien zu

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