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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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beide schon alt und grau, waren sich auf dem langen Marsch näher gekommen.
    Er’ril runzelte die Stirn. So viele Tote. Wenn Jerrick in dieser Nacht stürbe, wäre er das dritte Mitglied ihrer Gruppe, das auf dem sechstägigen Marsch hierher ums Leben gekommen war. Einen Zwerg hatten sie an einen Feuerwurm verloren, ein zweiter war auf eine Hornkröte getreten, die sich im roten Schlamm vergraben hatte. Der erste war sofort tot gewesen, doch der zweite hatte noch einen halben Tag lang geschrien, bevor er dem Gift der Kröte erlegen war.
    Und jetzt Jerrick …
    »Soll ich ihm nicht vielleicht doch mit meiner Magik helfen?« fragte Elena zum hundertsten Mal und rang die Hände.
    »Nein«, sagte Er’ril streng. »Wir wissen, dass das Land hier für alle Arten von Magik empfänglich ist. Wir sollten es nicht noch weiter reizen, es ist auch so schon gefährlich genug.«
    »Aber …«
    Mama Freda schaltete sich ein: »Er’ril hat Recht. Deine Magik könnte ihn ohnehin nicht retten. Sie würde sein Leiden nur verlängern.« Das Bein war frisch verbunden, und sie setzte sich, ratlos und in tiefer Sorge, auf die Fersen zurück.
    Jerrick wurde etwas ruhiger.
    Tol’chuk wischte ihm mit einem feuchten Tuch die Stirn ab.
    Die alte Heilerin seufzte. Tikal, der auf ihrer Schulter saß, schmiegte sich an ihre Wange. Das Tierchen wich ihr nur von der Seite, um seine Notdurft zu verrichten. Sonst schien es jede Berührung mit dem vergifteten Boden zu meiden. »Wenn ich die Gegend hier nur besser kennen würde«, sagte Mama Freda leise. »Dann könnte ich vielleicht ein Heilkraut finden. Aber eine solche Vielfalt von kranken Tieren und Pflanzen ist mir noch nirgendwo begegnet.«
    Wennar kam zu ihnen herüber. »Es gab nicht eine dieser kranken Kreaturen, bevor der Namenlose unseren alten Bergwerken entstieg.« Er sah sich um. »Einst waren diese Berge mit Kiefern und Rotholzbäumen bedeckt, und im Unterholz wimmelte es von Rehen, Kaninchen, Füchsen und Dachsen.«
    Er’ril betrachtete die Landschaft. Die Nacht brach herein. Was Wennar beschrieb, war nur schwer vorstellbar. Wie konnte ein Land so verkommen?
    Elena setzte sich auf einen glatten Stein am Lagerfeuer. »Wenn wir diesen Wehrtoren nicht das Handwerk legen, sieht vielleicht eines Tages die ganze Welt so aus.«
    »Aber wie kommen wir nun von hier aus weiter?« Er’ril warf einen Blick über die Schulter. Im Osten glühte der Himmel im Widerschein der Lava, die durch die Schlucht floss.
    »Wir können nur hoffen, dass meine Kundschafter einen Weg finden«, sagte Wennar. Sie hatten nach Norden und Süden je zwei mit Ferngläsern ausgerüstete Zwergenpaare mit dem Auftrag ausgeschickt, den jeweils nächsten Gipfel zu erklettern und von dort aus entweder nach dem Ende der Schlucht Ausschau zu halten oder nach einer Möglichkeit zu suchen, sie zu umgehen.
    Er’ril warf einen Blick zum Lagerfeuer. Ohne die Kundschafter blieben ihnen außer Wennar nur noch sechs Zwerge zu wenige, um einen ernst gemeinten Angriff abzuwehren. Die Umstände waren alles andere als erfreulich. Nicht nur, dass ihre Zahl ständig schrumpfte, inzwischen waren sie auch alle zu Tode erschöpft. Viele waren von der verpesteten Luft und dem vergifteten Wasser krank geworden und litten unter Husten, Fieber und Magenkrämpfen. Am schlechtesten erging es den Zwergen, denn sie hatten auch abgesehen von den körperlichen Beschwerden jeden Mut verloren. Sie sprachen wenig und starrten nur wie betäubt auf ihre verwüstete Heimat.
    Elena räusperte sich und zeigte zum Himmel. »Heute Nacht bekommen wir Vollmond.«
    Er’ril wandte sich ihr zu. Als er das Leuchten in ihren Augen sah, erriet er, was hinter der Bemerkung steckte. »Du willst es wagen, das Buch des Blutes zu öffnen?«
    »Wenn wir Erfolg haben wollen«, sagte sie leise, »müssen wir alles ausschöpfen, was uns zur Verfügung steht.«
    »Aber deine Magik …«, begann Er’ril.
    »Ich brauche keine Magik auszuüben, um Chos Geist aus dem Buch zu beschwören. Die Macht wohnt dem Buch selbst inne, sie wurde ihm durch den alten Bann deines Bruders verliehen. Eigentlich dürfte es die Kräfte, die hier möglicherweise schlummern, nicht wecken.«
    »Wer weiß. Vielleicht sollten wir lieber auf die Rückkehr der Kundschafter warten.«
    Als wären seine Worte erhört worden, näherten sich schlurfende Schritte im Geröll. Sofort waren alle auf den Beinen. Einer der Wachposten rief in die Dunkelheit hinaus, und jemand antwortete ihm in der

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