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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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hüpfte auf seinen kräftigen Hinterbeinen vorwärts, ohne mit den kurzen Vordergliedmaßen den Boden zu berühren. »Kommt, kommt, kommt«, murmelte er bei jedem Sprung und strebte quer durch das Lager in die kühle Nacht hinaus.
    Nach jedem Satz hielt er die Nase in die Luft und schnupperte, dann sprang er weiter. Elena blieb an seiner Seite, Er’ril und Wennar folgten ihm. Tol’chuk und Mama Freda bildeten das Schlusslicht. Der Vorg hüpfte von Stein zu Stein einen kleinen, mit Gestrüpp bewachsenen Hang hinab und hielt endlich an einem Brackwassertümpel an, der mit einer dicken Schicht grünlicher Leuchtalgen bedeckt war.
    Griegrell stützte sich auf eine Hand und beugte sich über das schleimige Zeug.
    »Kann ihm das helfen?« fragte Elena.
    Mama Freda humpelte näher und sah sich das Gewässer an. »Manche Algen sind erstaunlich heilkräftig.«
    Elena warf einen Blick auf den Vorg, der sich immer noch über den Tümpel beugte. »Kann dieses Mittel …«
    Mit einem Mal fuhr der Vorg herum, seine Hand schnellte nach vorn, und der Stein, den er in den Fingern hielt, krachte schmerzhaft auf Er’rils Hand nieder. Der Präriemann ließ die Leine los, und der Vorg war frei. Er prallte gegen Elena, dann hüpfte er von Stein zu Stein und huschte mit seinen Saugfüßen unglaublich schnell eine Felswand hinauf, bis er außer Reichweite war.
    Alle waren so überrascht, dass niemand den Strick oder den Vorg zu fassen bekam. Oben auf der Klippe wandte er sich noch einmal um. Seine Gestalt zeichnete sich schwarz vor dem Vollmond ab. »Verzeihung. Griegrell nicht böse sein«, rief er. »Grün gut. Grün gut gegen böse Stacheln.« Er winkte mit der Hand, sie sahen noch etwas aufblitzen, und schon war er verschwunden.
    Elena fasste sich an den Gürtel und stieß einen lauten Fluch aus.
    »Was ist?« fragte Er’ril.
    »Er hat mir meinen Dolch gestohlen.« Rot vor Zorn und vor Verlegenheit wandte sie sich ihm zu. »Meinen Hexendolch.«
    »Verdammter kleiner Dieb«, grollte Wennar.
    »Nein.« Mama Freda richtete sich auf. Sie hatte eine Hand voll Algen aus dem Brackwassertümpel geschöpft. »Das war ein Geschäft. Der Dolch war die Bezahlung für sein Geheimnis.«
    Elena schüttelte den Kopf. »Ich schätze, wenn die Algen Jerrick wirklich helfen können, war der Preis nicht zu hoch.«
    Mama Freda lächelte dankbar.
    Sie blieben noch einen Moment stehen und schämten sich, weil sie dem Vorg mit der violetten Haut auf den Leim gegangen waren, dann kehrten sie ins Lager zurück. Dort saß das zweite Kundschafterpaar am Feuer.
    »Was habt ihr gefunden?« fragte Wennar.
    Sie hatten nicht mehr Erfolg gehabt. Ein Ende der Schlucht war nicht abzusehen, und es gab auch keinen Weg hinüber auf die andere Seite.
    Er’ril wandte sich an Elena. »Vielleicht sollte du doch das Buch des Blutes zu Rate ziehen.«
    Elena saß allein auf einem Felsen und hielt das Buch des Blutes aufgeschlagen im Schoß. Hoch über ihr stand der Vollmond, und ringsum ragten die schroffen roten Berge Gul’gothas in den diesigen Nachthimmel. Hinter ihr saßen die anderen um das Lagerfeuer. Elena spürte, dass die Augen des Präriemannes wie immer wachsam auf ihr ruhten. Er hielt jedoch respektvoll Abstand.
    Sie zog sich die Jacke mit dem warmen Kaninchenpelzfutter fester um den Körper und betrachtete stirnrunzelnd den Geist Tante Filas, der vor ihr schwebte. Sie redeten schon seit einiger Zeit miteinander. Elena berichtete von der Reise hierher, und Fila stellte immer wieder Fragen. Doch jetzt nahm das Gespräch eine andere Richtung, als Elena sich erhofft hatte.
    »Du bist also verheiratet?« lachte Tante Fila. »Mit Er’ril?«
    Elena errötete und starrte auf das Buch, das jetzt ein Fenster war, durch das man den Sternenhimmel der unermesslichen Leere sehen konnte. »Ich bin nur in den Augen der Elv’en seine Frau«, erklärte sie noch einmal. »Es ist nicht so, als hätten wir uns gegenseitig das Jawort gegeben.«
    »Aber da du königliches Blut in den Adern hast, bist du auf jeden Fall zum Teil eine Elv’e. Und demnach wärst du zumindest halb verheiratet.« Tante Fila lächelte und nahm damit der Neckerei den Stachel.
    Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Er’ril war auf dem Weg hierher steif und förmlich und ungewöhnlich verlegen gewesen. Sooft Elena das Thema beiläufig angesprochen oder auch nur im Scherz erwähnt hatte, war er plötzlich sehr beschäftigt gewesen: Er hatte Feuer machen, auf die Haselhuhnjagd gehen oder sich mit den

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