Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
Seine Schwingen zerschlugen die Traumgeschöpfe, indes seine silbernen Klauen tiefe Furchen in den Sand scharrten.
    Doch der weiße Ghul stand immer noch aufrecht, in dunkle Nebel gehüllt auf seinem kleinen Nachtglasteich. Ihm schien der Kampf nicht nur wenig auszumachen, er genoss ihn sogar und lachte immer wieder laut auf, während er Kesla herumjagte.
    Er spielt mit uns, dachte Kesla, wie die Katze mit der Maus. Sicher hätte der Ghul die verschiedensten Bestien der Burg auf sie hetzen können die Skal’ten, die schwarzen Erdskorpione oder auch die Sandhaie , aber er tat es nicht. Er fand es vergnüglicher, ihre Angriffe mit seinen Traumgebilden abzuwehren. Es belustigte ihn, wie sie sich abmühten, während an ihn selbst niemand herankam.
    »Kesla«, sagte Joach hinter ihr.
    Sie fuhr herum und schlitzte einer Sandschlange den Bauch auf. »Was ist?«
    Er winkte sie zu sich und flüsterte schnell: »Ich kenne einen Weg, Asmara zu vernichten.«
    »Wie?«
    »Der Glasteich unter seinen Füßen. Wenn du ihn zerstörst, muss Asmaras Geist in den Aii’schan zurück.«
    »Bist du sicher?«
    Nach kurzem Zögern erwiderte er: »Nein, aber einen Versuch ist es wert.«
    »Womit kann ich ihn zerstören?«
    »Ich weiß es nicht.« Joach runzelte die Stirn. »Vielleicht probierst du es mit dem Nachtglasdolch?«
    Sie nickte. Der Vorschlag war einleuchtend. Der Ghul war immer auf dem Kreis aus dunklem Glas geblieben. Er schien ihn nicht verlassen zu können. »Ich werde es versuchen. Aber von jetzt an musst du dich selbst verteidigen.«
    »Kümmere dich nicht um mich. Ich habe Ragnar’k eine Botschaft geschickt. Er und Saag wan halten Wache. Zerstöre du nur den Teich.«
    Kesla sah ihn an. Ihre Blicke trafen sich. Dann sprang sie ohne ein weiteres Wort davon. Mit neuer Energie hieb sie auf die Sandbestien ein, warf sich zu Boden, rollte sich ab, wirbelte auf Händen und Füßen um die eigene Achse.
    Sie spürte, wie Asmara auf sie aufmerksam wurde. Die roten Augen glühten heller. Seine Angriffe auf sie wurden heftiger. Sie kam nicht mehr so schnell voran. Endlich brachte er sie ganz zum Stillstand. Ob der Ghul ahnte, was sie erfahren hatte?
    »Du bist nicht ungeschickt«, sagte Asmara. Er war nur ein paar Schritte entfernt. »Viel flinker als die blässliche Kreatur, der ich in Ka’aloo gegenüberstand.«
    Kesla trat um sich, stieß ein Sandgebilde zur Seite und spießte ein zweites auf. Jetzt wurde sie von allen Seiten mit Klauen und Zähnen angegriffen. »Dennoch hat Schiron dich damals getötet, Ghul!« rief sie ihm zu.
    »Nein«, antwortete er. Es klang verbittert. »Meine eigene Torheit und meine Gier wurden mir zum Verhängnis. Schiron behauptete, er könnte Tular mit seinem Blut reinwaschen und ich glaubte ihm. Ich konnte ihn nicht entkommen lassen, deshalb setzte ich alles ein, was ich an Magik hatte, und entzog auch den anderen Traumbildnern in Tular ihre Energien. Doch die Wüste beschützte den Jungen. Unsere Magik konnte ihm nichts anhaben, sie schwappte über ihn hinweg und durch ihn hindurch, aber ringsum zerschmolz der Sand zu Glas. Erst als es zu spät war, erkannte ich meinen Fehler. Ich hatte meine Magik so weit erschöpft, dass ich mich nicht mehr aus der Schmelze befreien konnte. Mein Körper versank im Glas, während Schiron meine Seele in der Traumwüste festhielt. Ich war gefangen.«
    Kesla hatte nicht aufgehört, mit ihrem abgebrochenen Dolch Asmaras Bestien aufzuschlitzen und zu erstechen.
    Alle Belustigung war aus den Zügen des Ghuls gewichen. »Aber jetzt werde ich siegen, und ich werde schreckliche Rache nehmen.« Er warf einen Blick über die Schulter auf den Basilisken. »Ich werde die gesamten Südlichen Ödlande zerstören.«
    Als Kesla sah, dass der Ghul abgelenkt war, sprang sie auf den Rücken eines Skorpions, wich dem Sandsteinstachel aus und stürzte sich auf Asmara.
    Er fuhr herum und hob abwehrend den Arm, aber Kesla flog durch ihn hindurch, als wäre er Luft, und landete auf dem harten Nachtglas.
    Asmara lachte und ließ den Arm kopfschüttelnd wieder sinken. »Glaubst du immer noch, du könntest die Toten noch einmal umbringen?«
    Kesla holte weit aus und stieß ihren Dolch in die Mitte des schwarzen Teiches. Es klirrte laut wie von zerbrechendem Glas, und ein heftiger Schmerz durchzuckte ihre Hand. Sie sah nach unten. Der Nachtglasdolch lag endgültig in Scherben. Die schwarze Pfütze hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen.
    »Nein«, wimmerte sie in abgrundtiefer Verzweiflung.

Weitere Kostenlose Bücher