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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Doch im letzten Moment wand sich der Elv’e geschickt eine Seilschlinge um Knie und Knöchel, kam zum Stillstand und hing an einem Bein kopfüber nach unten.
    Dann fühlte sich Mikela mit langen Fingern an ihrer Lederjacke gepackt. »Nicht zappeln!« warnte der Elv’e nicht gerade freundlich. »Und halte den Hund gut fest!«
    Sobald er sie sicher im Griff hatte, wurde das Tau mit ihm und seinen Schützlingen langsam eingeholt.
    Mikela hegte Bedenken, ob der schmächtige Matrose ihr und Ferndals Gewicht tragen konnte, aber sie hatte keine andere Wahl. Zögernd ließ sie den Altar los und drückte den großen Baumwolf mit beiden Armen an ihre Brust. So ging es langsam nach oben.
    Als ihre Fersen sich vom Felsen lösten, ertönte von unten ein lauter Knall. Sie erschrak so sehr, dass sie Ferndal beinahe losgelassen hätte.
    Unter ihren Füßen kippte der Gipfel um wie ein gefällter Baum, zuerst langsam, dann immer schneller. Die Zeit schien stillzustehen, bis der Steinkoloss in den Wald krachte. Ein erstickter Schrei begleitete den Aufprall. Blätter und Holzstücke wurden so hoch in die Luft geschleudert, dass sie das fliegende Schiff trafen. Eine Wassersäule schoss in die Höhe, als der Fels in den Weidenbach fiel, sein Wasser aufstaute und in eine neue Richtung lenkte.
    Mikela legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Die Luke schien Stunden weit entfernt. Im Inneren rollte eine Winde das Tau ganz langsam auf. Sie suchte den Blick des Elv’en Matrosen. Der wirkte so ungerührt, als hieve er nur tote Fracht in einen Speicher. Die Verwüstung und die Gefahr beeindruckten ihn nicht im Geringsten. Mikela bemerkte allerdings, dass seine Stirn vor Anstrengung schweißnass war.
    Da sie ihm nicht helfen konnte, richtete sie den Blick wieder nach unten. Nebel und fliegende Trümmer versperrten ihr die Sicht. Von den Blutgespenstern war nichts zu sehen. Wieder fragte sie sich, was wohl so viele von ihnen zu diesem Berg gelockt haben mochte. Waren sie hinter ihr her gewesen? Hinter Ferndal? Oder ging es um den alten Altar? Sie spürte, dass keine dieser Erklärungen zutraf. Es musste etwas anderes gewesen sein. Aber was? Was wollten sie? Was hatte die Grim bewogen, sich so ungewöhnlich zu verhalten?
    Abermals hob sie den Kopf. Die Luke war jetzt ganz nahe. Hände griffen nach ihnen und zogen sie ins Innere. Endlich hatte Mikela wieder festen Boden unter den Füßen. Sie setzte Ferndal ab. Der Elv’en Matrose befreite sich von der Seilschlinge und landete geschickt auf den Füßen. Dann nickte er ihnen frostig zu und stolzierte davon, als sei die Rettungsaktion ganz alltäglich gewesen.
    Elv’en waren schon sonderbare Geschöpfe. Mikela schüttelte den Kopf und warf einen letzten Blick in die Tiefe. Dann wurde die Luke geschlossen und abgedichtet.
    Die Grim waren ein Rätsel, das erst noch gelöst werden musste, und sie war sicher, dass in dieser Lösung auch der Weg zum Sieg hier im Norden enthalten war. Aber das hatte noch einen Tag Zeit. Zunächst einmal war sie frei und in Sicherheit und hatte neue Verbündete gefunden.
    »Wie schön, dich zu sehen, Mikela«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Sie drehte sich um. Die schlanke Gestalt in der Tür war ihr vertraut. Erleichterung durchflutete sie. »Merik!« Sie ging auf den Elv’en zu und schloss ihn stürmisch in die Arme.
    »Wir haben eine Menge zu besprechen, wie es scheint«, sagte Merik, als sie ihn endlich wieder losließ. Er strich Ferndal zur Begrüßung über den Kopf, dann blickte er sich suchend im überfüllten Frachtraum um.
    Endlich sah er Mikela mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an. »Wo sind die anderen?«
    6
    Kral erwachte in einem wilden Durcheinander. Der Wind heulte, und Donnerschläge, wie er sie noch nie erlebt hatte, erschütterten die Erde. Erschrocken fuhr er hoch und stieß mit dem Kopf gegen das Dach des schaukelnden Wagens. Ein zorniges Knurren entfuhr ihm. Er griff an seinen Gürtel, aber seine Axt war nicht mehr da. Dann brach wie eine Flut aus grellem Licht und schrillen Schreien die Erinnerung über ihn herein. Sie waren von marodierenden Zwergen überfallen worden …
    Er drehte sich mühsam um und erkannte Mogwied, der sich wie ein Mäuschen in eine Ecke drückte.
    »Wo sind wir?« fragte Kral schroff. »Was geht hier vor?« Seine Augen hatten sich rasch an die Dunkelheit gewöhnt. Die eiserne Axt mit dem Schwarzsteinkern fehlte, aber Legion lebte immer noch in Krals menschlicher Gestalt wie in einem Käfig. Die Nüstern des

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