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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Knurren zur Antwort.
    »Sag mir, was …«, begann sie. Da hörte auch sie es. Das Geräusch kam nicht von der Münze und nicht vom Wolf, sondern stieg aus dem Wald herauf.
    Der Wind trug einen Aufschrei zu ihnen empor. Mikela schaute noch angestrengter hinab. Am Fuß des Berges zuckten und krümmten sich, gemartert von unsichtbaren Kräften in den Schatten, die Bäume. Jetzt wusste Mikela, wovor der Sprecher aus der Münze gewarnt hatte. Merkwürdige Geschöpfe. Nicht die mythischen Bestien vom Altar, sondern etwas Schlimmeres.
    Es waren die Grim!
    Mikela ging um das ganze Plateau herum. Überall zuckten die Bäume und schlugen mit den Ästen, ihre Blätter färbten sich braun und flogen mit dem Abendwind davon. Der Schrei klang, als käme er von den gefolterten Bäumen. Aber Mikela wusste, dass er von den Gespenstern kam es waren hunderte!
    Jetzt konnte sie Schatten erkennen, die sich zwischen den deformierten Stämmen bewegten. Was hatte diese ungewöhnliche Zusammenkunft zu bedeuten? Die Grim waren normalerweise Einzelgänger und traten allenfalls paarweise auf. Was hatte sie alle hierher gezogen? Und worauf warteten sie jetzt? Denn sie wanderten da unten nur ziellos umher. So schnell, wie sie waren, hätten sie in wenigen Augenblicken den Gipfel erklimmen können. Aber sie verharrten unten im Wald und entstellten nur die Bäume, auf denen sie sich niederließen. Was hielt sie zurück?
    Mikelas Blick wanderte wieder zum Altar. War hier eine uralte Magik am Werk? Zum hundertsten Mal seit Beginn dieser Reise wünschte sie sich ihre Sucherfähigkeiten zurück, das Gespür für Magik in all ihren Ausprägungen. Sie kam sich vor, als hätte man sie eines wichtigen Sinnesorgans beraubt.
    Sie hob die Münze an die Lippen und sagte: »Ich sehe die Wesen, aber sie greifen noch nicht an. Beeilt euch, bevor es so viele sind, dass sie den Mut finden, den Gipfel zu stürmen.«
    Ein ersterbendes Flüstern erklang. Wir sind ganz nahe … Haltet euch bereit …
    Sie drehte sich um und sah Ferndals Blick auf sich gerichtet. Bilder entstanden: Ein Vogel mit schneeweißem Gefieder schwingt sich vom Gipfel und entschwebt, weg von dem verunstalteten Wald, in den Himmel.
    »Nein«, antwortete sie laut. »Ich lasse dich nicht im Stich.«
    Mit der unerschütterlichen Gelassenheit eines echten Wolfes zuckte Ferndal die Achseln und wandte sich ab.
    Wieder beobachtete Mikela Wald und Himmel. Das Geheul der Grim hallte von den Felsen wider. Es waren so viele! Plötzlich erbebte der Boden unter ihren Füßen. Sie fiel auf die Knie, um nicht abzustürzen. Vorsichtig kroch sie an die Kante und spähte in die Tiefe.
    Rings um den Gipfel hatten sich hunderte von Bäumen, darunter viele tausendjährige Riesen, selbst entwurzelt. Nun rückten sie in Scharen gegen den Fuß des Berges vor und bohrten ihre mächtigen Wurzeln in die Spalten im Gestein.
    Süße Mutter! Der Wald ging zum Angriff über und wollte den Steinkogel niederreißen.
    In den Ästen der entstellten Bäume entdeckte Mikela die treibende Kraft hinter dem Anschlag: Schattenfetzen, die in den verkrümmten Zweigen hockten. Die Grim ritten die Bäume, als wären es Pferde. Die alten Riesen warfen sich gegen die Felswände und rissen mit markerschütternden Schlägen große Gesteinsbrocken heraus. Plötzlich verstand Mikela, wie die Bresche im Nordwall entstanden sein musste. Selbst diese alte, ebenfalls aus Granit bestehende Schutzmauer hätte einer solchen Attacke nicht lange standgehalten.
    Mikela schob sich auf Händen und Knien von der Kante zurück und spähte in den Himmel. Hinter ihr ging die Sonne unter, aber noch war es hell. Jetzt konnte sie die Segel des Schiffes gut erkennen. Es war nur noch etwa eine Meile entfernt. Am dunkler werdenden Himmel glühte der Kiel so hell wie schwelende Kohle. Auch ohne ihre Sucherkräfte konnte sie die Magik fast riechen. Diese Glut war es, die das Schiff in der Luft hielt.
    Sie umklammerte die Münze. »Macht schnell«, drängte sie.
    Sie bekam keine Antwort, aber was konnten Worte auch schon ändern? Entweder kam das Schiff noch zur rechten Zeit
    oder eben nicht. Wieder erbebte unter ihr der Felsen. Mikela kauerte sich auf
    den Altar. Einen Augenblick lang zog sie Ferndals Vorschlag in Betracht. Sich in einen großen Vogel zu verwandeln und der Gefahr einfach davonzufliegen wäre verlockend. Sie wollte nicht sterben. Sie war schon einmal gestorben und wollte die Erfahrung nicht unbedingt wiederholen. Aber selbst für einen Gestaltwandler

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