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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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flüsterte Ni’lahn.
    Dorn nickte. »Aus diesen Bäumen entstanden alle anderen. Die gesamten Westlichen Marken entströmten diesem Hain ebenso wie unser Volk. Deshalb sind ihr und unser Leben untrennbar miteinander verbunden.«
    »Willst du damit sagen, ihr hättet ein ähnliches Verhältnis zu den Bäumen wie die Nyphai?« fragte Elena.
    Dorn warf einen Blick auf Ni’lahn und schüttelte den Kopf. »Nein, unsere Beziehung ist eine andere.« Sie wandte sich wieder dem Teich und dem Baumriesen mit der weißen Rinde zu. »Bei uns hat nicht jede und jeder einen eigenen Baum, sondern unser ganzes Volk und dieser eine Baum gehören zusammen. Wir sind seine Kinder.«
    Betroffenes Schweigen senkte sich über die Gruppe. »Wie ist das möglich?« fragte Ni’lahn. »Hast nicht du selbst Ferndals Kind geboren?«
    Dorn seufzte. »Nur unsere Seelen sind an den Baum gebunden, nicht die Körper. Wenn ein neuer Si’lura geboren wird, verschmilzt seine Seele mit der Seele des Baumes. Der Baum ist unsere geistige Wurzel. Ohne die Beziehung zu ihm würden wir dahinsiechen … Zuerst würden wir unsere Wandlungsfähigkeit verlieren und danach unser Leben.«
    »Kein Wunder, dass sie daraus so ein Geheimnis machen«, flüsterte Harlekin hinter Er’ril.
    Er’ril drehte sich zu dem kleinen Mann um und las die bange Frage in seinen schmalen Augen. Würde man sie mit diesem geheimen Wissen noch gehen lassen?
    Nachdenklich wandte er sich ab. Sie hatten diesen Weg beschritten, nun gab es kein Zurück mehr. »Was hat das alles mit Ferndal und Mogwied zu tun?« brummte er.
    Dorn nickte. »Dazu komme ich gleich. Doch zuerst muss ich euch von dem Unheil erzählen, das vor fünfhundert Jahren über uns hereinbrach.«
    »Das war die Zeit, als Alasea vom Herrn der Dunklen Mächte überfallen wurde«, stellte Er’ril fest.
    »Von solchen Dingen wissen wir wenig«, sagte Dorn. »Damals wurde unser Land von einem gewaltigen Beben erschüttert. Es dauerte drei Tage und drei Nächte. Bäume stürzten um, Flüsse veränderten ihren Lauf, und im Boden taten sich tiefe Spalten auf.«
    Er’ril nickte. »Daran kann ich mich noch gut erinnern. Die Beben kamen, weil der Herr der Dunklen Mächte den südlichen Teil der Ebenen von Standi versenkte und das Ertrunkene Land mit seinen Sümpfen und Mooren entstehen ließ.«
    Dorn sah ihn ungläubig an. »Du erinnerst dich an die Beben? Wie ist das möglich?«
    Er’ril winkte ab. »Sprich weiter. Was geschah, nachdem der Boden wankte?«
    Dorn sah ihn argwöhnisch an, fuhr aber fort: »Wir verloren die Hälfte unserer ältesten Bäume, sogar hier, in unserem heiligen Hain.«
    Ni’lahn stöhnte vor Mitgefühl auf.
    »Doch der schlimmste Schaden zeigte sich erst ein Jahrhundert später.« Wieder sah die Jägerin zu dem Baum in der Mitte des Teichs hinüber. »Auch die Geistwurzel hatte durch die Erschütterungen Schaden genommen. Die Führer jener Zeit bemerkten …«
    »Dorn«, unterbrach eine strenge Stimme.
    Sie drehten sich um. Die Augen des ganzen Rates waren auf sie gerichtet. Und vor ihnen stand der Stammesvater. Sein Gesicht war wie aus Stein. »Dorn, du hältst besser den Mund.«
    »Vater, sie haben ein Recht, es zu erfahren.«
    »Die Geheimnisse der Si’lura …«
    »… stürzen uns noch alle ins Verderben«, gab Dorn zurück. »Zu lange schon schließen wir uns ab von der Welt außerhalb unserer Wälder. Mit unserer Blindheit tragen wir ebenso viel Schuld an der Zerstörung in den Westlichen Marken wie diese Leute hier.«
    Das Gesicht ihres Vaters verfinsterte sich. »Es steht dir nicht zu, darüber zu urteilen.«
    Dorn presste die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Der Stammesvater wandte sich an Er’ril und Elena. »Es gibt eine Möglichkeit, eure Aussagen zu überprüfen«, sagte er. »Ein altes Ritual, mit dem die Si’lura die Redlichkeit des Herzens feststellen können.«
    »Und was für ein Ritual ist das?« fragte Er’ril.
    Der große Gestaltwandler deutete zur Mitte des Teiches und gab den Ratsmitgliedern ein Zeichen. Sie begaben sich ans Ufer und bildeten, einen Kreis um das Gewässer. »Die Wurzel muss euch auf die Probe stellen.«
    Dorn fuhr auf. »Vater, das ist nicht gerecht. Die Geistwurzel antwortet schon seit einer Ewigkeit nicht mehr.«
    Die Augen des Stammesvaters blitzten zornig auf. »Noch einmal, Tochter, hüte deine Zunge, oder ich lasse dich fortschaffen.«
    Dorn wurde rot, aber sie gehorchte.
    Er’ril ergriff erneut das Wort. »Sag uns, was wir

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