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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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sehr vorsichtig und mit den Waffen in der Hand. Bis auf den flackernden Feuerschein hinter den Häusern regte sich nichts.
    Jedes Gebäude, an dem sie vorüberkamen, wies irgendwelche Schäden auf: eingeschlagene Fenster, rußgeschwärzte Häuserfronten, durchgebrochene Decken. Der ganze Ort war verwüstet worden, so viel war unverkennbar, doch etwas fehlte, um das Bild vollständig zu machen.
    »Das ist ein Friedhof«, murmelte Blott. »Aber wo sind die Toten?«
    Es gab keine Leichen, keine einzige, nicht einmal Gebeine lagen herum.
    Tyrus runzelte die Stirn. »Vielleicht haben die Überlebenden ihre Toten begraben und sind weitergezogen.«
    Blott zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. »Ich denke eher an Raubtiere. Seit der Katastrophe ist mindestens ein Winter über die Stadt hinweggegangen. Und in den Wäldern der Umgebung wimmelt es von hungrigen Wölfen.«
    »Dann müsste man zumindest angenagte Knochen sehen.«
    »Vielleicht fänden wir die ja, wenn wir die Gebäude durchsuchten.« Blott zuckte die Achseln, als wollte er nicht weiter darüber reden. Was hier geschehen war, war längst vergangen. Was spielte es noch für eine Rolle?
    Tyrus dagegen konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Was war dem Städtchen widerfahren? Wer hatte das Feuer angezündet und wozu?
    Sie kamen am Rathausplatz vorbei. Das Rathaus lag in Trümmern. Dahinter ging es hinaus auf die Klippen, und dort brannte das Feuer. Hinter den eingestürzten Dächern der letzten Gebäude schlugen die Flammen hoch in die neblige Nacht. Sogar das Prasseln war zu hören. Die fünf Männer blieben enger zusammen.
    Am Rand der Stadt lag, von einer Feldsteinmauer umgeben, ein kleiner Park. Gepflasterte Wege schlängelten sich zwischen verwilderten Beeten mit Rosen und Stechpalmenbüschen dahin, und es gab sogar eine überdachte Laube, die die Verwüstung heil überstanden hatte. Eine Statue bewachte den Eingang zum Park. Auch sie war unbeschädigt, nur die Vögel hatten sie beschmutzt, und von den steinernen Gliedern hing das Moos herab.
    Schlag blieb vor dem Bildnis stehen und betrachtete es eine Weile mit schief gelegtem Kopf. Dann streckte er den Arm aus, schob das Moos behutsam beiseite und legte das Granitgesicht frei. Wind und Regen hatten manches abgetragen, aber der finstere Ausdruck war noch zu erkennen. Die Figur stand mit verschränkten Armen aufrecht da, ganz so, als wachte sie über den Ort. »Der Stein Magus«, flüsterte er. Es klang beunruhigt.
    »Wer ist das?« fragte Tyrus.
    Der Pirat schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas Unverständliches. Er ging um die Statue herum und sah sich den Park an. Aus dem wuchernden Grün erhoben sich noch eine ganze Reihe weiterer Statuen in verschiedenen Größen.
    Seine Gefährten hatten sich der Mitte des Parks zugewandt, wo das Feuer den Nebel und die Dunkelheit zurückdrängte. Nach all dem Schrecken boten die mannshohen Flammen einen ermutigenden Anblick. Ihre Wärme war bis an die Mauern zu spüren. Schon zog das Licht die Männer so unwiderstehlich an, dass sie alle darauf zugingen.
    Tyrus blieb dennoch auf der Hut. Unablässig schweifte sein Blick über den Park, die Laube, die letzten Häuser am Rand des Städtchens. Doch nichts regte sich. Nirgendwo zeigte sich eine Gefahr.
    Die Scheite im Feuer bewegten sich, als rutsche ein alter Mann mit knirschenden Gelenken in seinem Lehnstuhl hin und her. Das Knacken und Prasseln drang überlaut durch die unheimliche Stille.
    Tyrus bedeutete seinen Männern, nach beiden Seiten auszuschwärmen. Nur Blott blieb bei ihm.
    Tyrus wünschte sich sein altes Familienschwert aus mrylianischem Stahl mit dem Griff in Form eines springenden Schneeleoparden herbei. Doch das hatte er Kral überlassen, als Unterpfand des Bluteides zwischen Burg Mryl und dem versprengten Volk der Gebirgler, und der hatte es mit ins Grab genommen. Seither trug der Prinz ein Schwert aus der Waffenkammer von A’loatal, ein schönes altes Stück, das aber neben jenem Meisterwerk der Schmiedekunst geradezu plump wirkte. Er schloss die Finger fester um den Griff. Ein wahrer Krieger kämpfte mit der Waffe, die eben zur Hand war, ermahnte er sich.
    Jemand rief nach ihm. Schlag und Schuss standen vor einer der vielen Statuen. Schuss winkte ihn und die anderen zu sich.
    Tyrus trat näher.
    Die Statue war aus schwarzem Granit und stellte ein Reh dar, das mit gesenktem Kopf von einem Rosenbusch äste. Es wirkte unglaublich lebensecht.
    Schuss wollte es berühren, aber sein Freund schlug

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