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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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zittern, der Krampf erfasste Arme und Beine und fuhr schließlich wie ein Blitz in den Rumpf. Der ganze Körper schüttelte sich in heftigen Zuckungen. Der Kopf wurde nach hinten geschleudert. Der Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei.
    Die Fai ne drückten sich erschrocken an die Wände. Sie wollten nicht bleiben, aber sie konnten nicht fort.
    Tyrus vermutete, dass in der steinernen Figur ein ähnlicher Krieg tobte. Sie war in einer Haltung erstarrt, die nur als unerträglich qualvoll zu beschreiben war.
    Da löste sich ein Keuchen aus ihrer Kehle. »Lauf … Tyrus, lauf …«
    Tyrus begriff, dass er zum ersten Mal die wahre Stimme des Heilers hörte, der einst hier gelebt hatte. Er fuhr herum, stürmte zur Tür und rannte blindlings durch die dunklen Gänge.
    Hinter ihm gellte ein Schrei. Die Erde bebte. Stechender Schwefelgeruch verfolgte ihn. Und er rannte weiter …
    Endlich sah er den Ausgang vor sich, ein dunkles Viereck in einer Welt voller Schatten. Er stürmte darauf zu und gelangte mit einem Satz ins Freie. Immer noch blieb er nicht stehen. Ein übermächtiger Überlebenswille trieb ihn in rasender Geschwindigkeit weiter. Als er den vergifteten Bach erreichte, legte er alle Kraft seiner Beine in einen mächtigen Sprung.
    Während er noch in der Luft war, sah er sich um und wurde Zeuge eines schaurigen Geschehens. Eine graue Woge raste hinter ihm her und verwandelte Gras in Stein und Büsche in Granit. Die Transformation breitete sich nach allen Seiten aus.
    Dann kam er am anderen Bachufer auf und rollte sich über die Schulter ab. Mit einem Aufschrei der Panik schnellte er hoch und rannte weiter, jederzeit darauf gefasst, von der Magik eingeholt zu werden.
    Doch nichts geschah.
    Er drehte sich um und sah, dass die Versteinerungswelle am Bach zum Stillstand gekommen war.
    Schwer atmend stand er da. Die heftigen Erdstöße waren abgeklungen. Auf der anderen Seite des grünen Baches war die Landschaft eine einzige Skulptur. Mit einem solchen Magik Ausbruch hatte er nicht gerechnet.
    Er legte die Hände an den Mund und rief über den Bach: »Magus! Raal!«
    Er bekam keine Antwort. Unschlüssig nagte er an seiner Unterlippe. Nichts konnte ihn jetzt mehr daran hindern, diesen Ort zu verlassen. Sein Körper war von dem Bann befreit; er bestand wieder aus Fleisch und Blut. Aber was war mit den anderen? Was war mit dem Zwergenheer?
    Er riss eine Hand voll Schilfhalme aus dem Schlamm und warf sie über den Bach. Sie landeten auf dem versteinerten Boden, blieben aber grün. Die Magik, die eben noch am Werk gewesen war, hatte sich erschöpft.
    Tyrus überquerte den Wasserlauf auf einigen Trittsteinen und setzte vorsichtig den Fuß auf die steinerne Erde. Als nichts geschah, war er zufrieden. Vorsichtig schlich er zu der zerbrochenen Tür zurück und rief abermals nach dem Magus. Als er immer noch keine Antwort bekam, lauschte er auf verräterisches Scharren oder Trippeln. Ob die Fai ne noch in der Behausung waren?
    Kein einziges Geräusch ließ sich vernehmen. Was nun zu tun war, kostete ihn viel Überwindung, aber er nahm allen Mut zusammen. Die Sonne war fast untergegangen, und wenn er schon nachsehen musste, was sich im Inneren des Berges abgespielt hatte, wollte er das wenigstens noch bei Tageslicht tun. Er trat abermals ein.
    Mit angespannten Sinnen tastete er sich zu dem Raum mit der Feuerstelle vor. Plötzlich kam ihm zu Bewusstsein, dass er zitterte. Die Ängste und die schrecklichen Erlebnisse der letzten Stunden machten sich bemerkbar. Am Eingang blieb er stehen. Die Fackel war erloschen. Nur durch das zerbrochene Fenster drang ein wenig Licht.
    Der Anblick traf ihn wie ein Schock. Die Fai ne waren noch da, aber sie waren wieder zu Stein geworden und sahen aus wie ein makabres Kunstwerk.
    Die große Steinstatue war jedoch verschwunden. Stattdessen lag auf dem Boden ein Mensch aus Fleisch und Blut, nicht anders als er selbst. Er hatte blondes Haar wie alle Nordländer, und ein leichter Bart sprießte auf seinen Wangen. Er wirkte erstaunlich jung.
    Tyrus eilte auf ihn zu und sah überrascht, dass er noch atmete. Er kniete nieder und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Magus?«
    Der Mann hatte die Augen offen, aber er schien nichts zu sehen. Doch dann bewegten sich seine Lippen und formten mühsam Worte. »Ich … habe sie getötet.«
    Tyrus warf einen Blick auf die Steinfiguren. »Vielleicht ist es so am besten.«
    »Nein, nicht diese tot geborenen Monster. Vorher …« Die Augen schlossen sich in

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