Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
anfing.
    Ragnar’k überholte das Schiff und stieß mit Saag wan durch die Wolken. Der Ozean lag vor ihnen. Blaues Eis glänzte auf der schwarzen See. Dampfsäulen stiegen auf wie die geisterhaften Türme einer versunkenen Stadt. Und mitten in den schäumenden Wassern ritt ein einzelnes Schiff auf den Wellen.
    Schneller!, drängte sie. Lass sie nicht entkommen.
    Niemals, Leibgefährtin … niemals!
    Hinter den Worten des Drachen schlug ein anderes, kleineres Herz. Sie tastete danach. Es war von einem leidenschaftlichen Stolz erfüllt, der für hundert Drachen ausgereicht hätte. Saag wan lächelte. Was immer diese Nacht noch bringen mochte, in diesem Augenblick waren sie alle drei vereint.
    Sie spürte die Rabenschwinge hinter sich, aber sie ließ den Drachen nicht langsamer werden und sah auch nicht über die Schulter. Es hieß jetzt oder nie.
    Ragnar’k schoss auf das fahle Schiff zu. Saag wan hörte nicht, ob ihm die Schreie immer noch folgten, denn der Wind heulte so laut, dass er alles ändere übertönte. Die geschwellten Segel kamen immer näher, das Knochendeck lag riesengroß vor ihnen …
    … und es war nicht mehr leer. Ihre Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Hant hatte Alarm geschlagen. Doch es gab kein Zurück mehr.
    »Fege sie von Deck!« schrie sie in den Wind hinein.
    Ragnar’k schoss wie ein Pfeil auf die Mitte des Schiffs zu. Saag wan duckte sich noch tiefer. Die Drachenschuppen waren wie ein wärmendes Feuer. Im letzten Moment klappten die Schwingen auf und blähten sich im Wind. Die klauenbewehrten Beine schwenkten nach vorn, um den Aufprall abzufangen.
    Die Männer an Deck stoben nach allen Seiten auseinander, um nicht zermalmt zu werden. Ragnar’k setzte mit lautem Gebrüll auf. Alles ergriff die Flucht. Seine Klauen gruben sich in die Knochenplanken. Saag wan wurde nach vorn geschleudert, aber Ragnar’ks Hautfalten hielten sie fest. Vorsichtig richtete sie sich auf. Eine Schwinge traf den knöchernen Fockmast. Er brach ab und stürzte ins Meer.
    Erst jetzt sah Saag wan sich um. Die Rabenschwinge raste heran. Aus den Luken an Bug und Heck fielen Taue, Strickleitern wurden über die Reling geworfen und entrollten sich.
    Elv’en ließen sich kopfüber aus den Luken fallen und rutschten, nur ein Bein um das Seil gelegt, an den Tauen herunter, als wollten sie sich zu Tode stürzen. Kurz vor dem Deck wurden sie langsamer, drehten sich in der Luft und landeten katzenhaft geschmeidig mit gezückten Schwertern auf den Beinen.
    Dahinter kletterten die Blutreiter nicht weniger behände an den Strickleitern herab und sprangen mit ihren Äxten und Schwertern, heisere Kriegsschreie auf den Lippen, auf das Deck.
    Die Gegner trafen aufeinander. Die Besessenen kämpften wie wilde Tiere. Als ehemalige De’rendi waren sie erfahrene Krieger; unter dem Einfluss der Kreaturen in ihren Köpfen gingen sie nun nicht nur mit ihren Klingen, sondern auch mit Zähnen und Fingernägeln auf ihre Stammesgenossen los.
    Von allen Seiten gellten Schreie auf. Die Segel knatterten wie in einem Sturm.
    Am Heck ging eine Reihe von Bogenschützen auf die Knie und schoss Brandpfeile himmelwärts auf die Unterseite der Rabenschwinge. Da und dort fing der Rumpf Feuer, doch die kleinen Brandherde wurden mit einigen Eimern Wasser gelöscht, bevor sie um sich greifen konnten.
    Um den Drachen herum entbrannten heftige Kämpfe. Saag wan saß, von den Drachenschwingen geschützt, gleichsam im Auge des Sturms, während Ragnar’k sich alle Feinde schnappte, die ihm zu nahe kamen, und die Toten kurzerhand über Bord warf.
    Ströme von Blut flossen über die Knochenplanken.
    Saag wan konnte vom Rücken des Drachen aus als Einzige die Verwandlung beobachten. Wo das Blut die Planken berührte, begannen sie zu zucken und bedeckten sich mit zähem Fleisch. Sie schnappte nach Luft. Der Kampf war für das grässliche Gebilde wie eine Nahrungsquelle, er erweckte die toten Gebeine zum Leben.
    Sie schrie, so laut sie konnte: »Nehmt euch in Acht! Das Schiff wird lebendig!«
    Doch ihre Stimme ging im Lärm unter. Sie sah, wie ein Elv’e auf ein Stück Fleisch gewordenes Deck trat. Unter seinen Füßen öffnete sich ein Maul mit scharfen Zähnen, und er stürzte, völlig überrascht und wild um sich schlagend, in den tödlichen Rachen. Die Kiefer klappten zu und bissen ihn knirschend entzwei, bevor er um Hilfe schreien konnte. Sein Tod blieb fast unbemerkt.
    Wir müssen die anderen warnen!, rief sie ihrem Drachen zu. Die Fleischwerdung griff

Weitere Kostenlose Bücher