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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Frachtraum.
    Kast signalisierte ihr, dass er die vorderen Räume inspizieren wollte. Sie nickte. Sie hatten sich noch vor dem Verlassen des Leviathans geeinigt, wer sich welchen Teil vornehmen sollte. Der Leichnam von Meriks Kusine war nicht an die Oberfläche gekommen, also hatte er sich vielleicht in den Trümmern verfangen.
    Saag wan zog einen der Speere vom Rücken und reichte ihn Kast. Sie hatte den Felshai nicht vergessen, der um das Schiff herumgestrichen war. Dann löste sie den zweiten Speer und schüttelte die beiden faustgroßen Leuchtkugeln, die am Griff befestigt waren. Die in den Tangblasen eingeschlossenen Algen strahlten auf. Fahlgrünes Licht fiel auf die hölzerne Innenkonstruktion.
    Als auch Kasts Kugeln leuchteten, hob er grüßend den Speer und schwamm davon. Wie vereinbart, würde er den Bugbereich absuchen, Saag wan dagegen das Heck.
    Saag wan drehte sich um und schaute in den Frachtraum. Kisten und Fässer lagen wild durcheinander. Einige hüpften über ihr in der Strömung auf und ab. Andere waren so schwer, dass sie auf dem schrägen Deck liegen blieben. Sie spähte tiefer in das Halbdunkel. Das Licht der Speerkugeln reichte nicht bis zum hinteren Ende.
    Sie warf einen Blick über die Schulter und sah Kasts Füße durch eine Luke verschwinden. Jetzt war sie allein. Wieder wandte sie sich dem dunklen Frachtraum zu. Den Speer nach vorn gestreckt, stieß sie sich von einer Strebe ab und schwamm weiter in das Wrack hinein. Ob sich unter diesen Kisten etwas finden ließe, was das Schicksal des Schiffes erklären könnte? Sie glitt langsam weiter und suchte nach irgendetwas Verdächtigem.
    Als sie mit dem Speer eine schwimmende Kiste beiseite stieß, scheuchte sie eine große Seeschildkröte auf. Das Tier musterte sie empört und ruderte schwerfällig davon.
    Saag wan strebte weiter heckwärts.
    Unter ihr erschien eine Ansammlung von kleinen, ungewöhnlich geformten Behältnissen. Sie waren exakt oval, nicht größer als ein Menschenkopf und erinnerten an große Eier. Auffallend war vor allem ihre Farbe: ein tiefes Schwarz, so dunkel, dass es das Licht nicht reflektierte, sondern einzusaugen schien. Saag wan schwamm neugierig näher und entdeckte, dass jedes Ei von einem Netz von silbrigen Adern durchzogen war, die aussahen wie Sprünge in der Schale.
    Saag wan ging ganz dicht heran. Dann begriff sie, was sie gefunden hatte. Süße Mutter über uns! Die Panik nahm ihr den Atem. Sie ruderte erschrocken zurück. Doch als sie sich mit dem Speer vom Deck abstieß, prallte sie mit dem Rücken gegen eine Bootsrippe. Sie kam von dem abscheulichen Gelege nicht los. Entsetzt starrte sie nach unten. Übelkeit erfasste sie, die Kälte des Ozeans drang ihr bis ins Mark. Sie drehte einen engen Kreis. Die seltsamen Gebilde waren weit verstreut. Es mussten mehr als hundert sein.
    Ihren Augen weiteten sich vor Schreck.
    Sie bestanden samt und sonders aus Schwarzstein. Es waren Schwarzsteineier!
    Sie stieß die Kisten, die dicht unter der Decke schwammen, mit den Füßen beiseite und strebte rückwärts schwimmend der Bruchstelle des Schiffs zu. Von dort schaute sie nach oben. Über dem Ozean leuchtete, ein heller wässrig blauer Fleck, die Sonne. Der Anblick gab ihr neue Kraft, als könnte dieses Licht mit seiner Reinheit den hässlichen Anblick aus ihrem Gedächtnis löschen.
    Etwas streifte ihre Schulter.
    Sie schrie erschrocken auf. Die Luftschote entfiel ihr, und sie schluckte einen Mund voll Seewasser. Zwei Arme packten sie und drehten sie um. Kast sah besorgt auf sie nieder. Sein Gesicht war ihr noch lieber als die Sonne.
    Er ließ seinen Speer los, fing ihre Luftschote ein und führte ihr den Stängel an die Lippen. Dankbar spuckte sie das Wasser aus und sog daran. Dann klammerte sie sich schluchzend an Kast und vergrub das Gesicht an seiner Brust.
    Er hielt sie fest, bis sie aufhörte zu zittern.
    Bald fühlte sie sich so weit gestärkt, dass sie sich freimachte und ihn fragend ansah. Er schüttelte den Kopf. Er hatte die Leiche des Kapitäns nicht gefunden. Doch er hob den Arm. In der Hand hielt er ein Buch, offenbar das Logbuch des Schiffes. Sie nickte. Wenn das Wasser nicht allzu viel zerstört hatte, lieferte es vielleicht Hinweise darauf, was geschehen war … oder wo das Schiff diese üble Ladung aufgenommen hatte.
    Saag wan biss sich auf die Unterlippe und schob Kast auf das Heck zu, um ihm ihre Entdeckung zu zeigen. Er holte seinen Speer, und sie glitten gemeinsam hinein in das Labyrinth aus

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