Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
davon, Elena?« fragte Er’ril.
Sie nickte stumm. 1h den Augen ihres Gemahls leuchtete die Begeisterung des wahren Ritters am Vorabend einer Schlacht. Seine Wangen glühten. Er war in seinem Element.
Doch ihre Sache waren solche Kriegslisten nicht. »Was haben wir dabei zu tun?« fragte sie und schluckte, um den Klumpen in ihrer Kehle loszuwerden.
Er’ril zog die Stirn in Falten. »Wenn der Angriff in vollem Gang ist, fliegen wir mit der Windfee ein und gehen über der Grube so tief wie möglich hinunter. Dann setzen wir Cassa Dars Kind als Kundschafter ab. Wenn der Weg frei ist, lassen wir uns an Seilen ins Herz der Grube hinab. Dort müsste das letzte Wehrtor stehen.«
»Wer ist bei dieser letzten Aktion noch dabei?«
Er’ril richtete sich auf. »Außer von mir wirst du von unseren stärksten Elementarmagikern unterstützt Joach, Merik und Ni’lahn.«
Joach umfasste seinen Stab. Elena sah ihm an, wie stolz er war. Er war so lange ein Krüppel gewesen, nun war er gesund und kräftig und konnte seine Schwester wieder beschützen. Doch unter seiner Freude entdeckte sie eine Härte, die früher nicht da gewesen war. In der vergangenen Nacht hatte sie Er’ril gegenüber den Verdacht geäußert, Joach könnte Greschym getötet haben, um seine Jugend wiederzuerlangen. Er’ril hatte das nicht ausgeschlossen, doch letzten Endes war seine Erleichterung größer gewesen als seine Betroffenheit: Sie waren Greschym los, ob mit oder ohne Joachs Zutun. Angesichts der Finsternis, die sie in Joachs Augen sah, war Elena freilich nicht mehr so sicher, ob sie der Bosheit des Dunkelmagikers tatsächlich für immer entronnen waren.
Sie wandte sich Merik und Ni’lahn zu. Die beiden gehörten zu ihren ersten Verbündeten. Und wo Joachs Licht sich verdüstert hatte, strahlten sie umso heller. Unzertrennlich, wie sie waren, konnten sie es nicht lassen, sich ständig zu berühren. Ihre Herzen waren auf der langen Reise nicht härter, sondern eher weicher geworden, und das machte Elena sehr glücklich. Sie nickte ihnen zu, ein stummer Dank für alles, was sie bisher getan hatten, und für ihre Bereitschaft zu diesem letzten Opfer.
Wieder ergriff Er’ril das Wort, und sie drehte sich zu ihm. »Da wir das Wyvern Tor mit Magik allein vielleicht nicht erreichen werden uns noch einige andere begleiten.«
»Zwei Gestaltwandler«, ergänzte der Stammesvater, der ihr gegenübersaß. »Meine Tochter Dorn und ihr Verlobter Ferndal.«
Elena zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Ferndal beugte sich zu ihr. Obwohl er aussah wie Mogwied, hatte seine Haltung immer etwas Wölfisches, das an die Wildnis der Wälder erinnerte.
»Vor langer Zeit habe ich an deiner Seite diese Wälder verlassen«, sagte er förmlich. »Ich durfte verfolgen, wie du vom Mädchen zur Frau, von der Hexe zur Königin gereift bist. Wir konnten nicht miteinander sprechen, aber ich habe die ganze Zeit in dein Herz gesehen. Wie sollte ich jetzt von deiner Seite weichen? Ich kann es nicht. Deine Witterung liegt mir im Blut. Du bist mein Rudel.« Er drückte die Faust an die Brust ein Treueid.
Elena kämpfte mit den Tränen. »Ich danke dir«, sagte sie.
»Außerdem kommen zwei Wesen mit beachtlichen Körperkräften mit«, fuhr Er’ril fort. »Tol chuk und der Zwerg Magnam.«
Tol chuk nickte. »Mir geht es wie Ferndal; ich muss bei dir sein.« Herzlichkeit und Wärme strahlten ihm aus den Augen. Und obwohl er die Geistsprache der Gestaltwandler nicht beherrschte, hörte sie die Liebe und die Entschlossenheit hinter seinen Worten.
Magnam, der neben Tol chuk stand, verschränkte die Arme und erklärte mit einem belustigten Funkeln in den Augen: »Und ich muss Meister Felsblock folgen, wohin er auch geht.«
»Auch ich habe mir einen Platz in dieser erlauchten Gesellschaft verdient«, erklärte Harlekin Qual achselzuckend. »Die eisige Ablehnung des Präriemannes hat wohl ein wenig nachgelassen, seit ich euch allen an der Geistpforte das Leben retten konnte.«
Er’ril seufzte. »Seine Gerissenheit und seine Schnelligkeit könnten sich als nützlich erweisen.«
Elena schaute von einem zum anderen. Svesa’kofa hatte ihr geraten, in den dunkelsten Augenblicken auf ihre Freunde zu hören. Nun würden diese Freunde ganz in ihrer Nähe sein.
Sie nahm ihren Mut zusammen. Die anderen hatten sie aufgerichtet. »Der Plan klingt vernünftig. Was ist mit dem Sturm auf Schwarzhall?«
Joach ergriff das Wort. »Ich habe alles mit Xin auf der Drachenherz abgesprochen. Auch sie
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