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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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es einen ohrenbetäubenden Schlag.
    »In Deckung!« schrie Er’ril.
    Er riss Elena hinter einen Felsblock, fiel auf die Knie und warf sich über sie. Bevor er den Kopf einzog, sah er den zerstörten Schiffsrumpf aus dem Nebel stürzen. Die zerfetzten Segel flatterten im Wind wie die Arme eines Menschen.
    Das Schiff krachte auf die Steine, und die ganze Grube erzitterte wie unter einer Explosion. Stein und Holztrümmer spritzten auf und krachten gegen die Wände. Eine riesige hölzerne Flaschenzugrolle hüpfte dicht vor ihrem Felsblock vorbei, prallte gegen die Wand und zerschellte.
    Als auch der letzte Nachhall verklungen war, sprang Er’ril auf und spähte um den Felsen herum. In der Mitte der Grube entdeckte er in einer Wolke von Sand und Gesteinsstaub das Wrack des stolzen Windschiffs. Schon leckten die ersten Flämmchen an den Holzteilen. Einige Ölfässer waren beim Aufprall in Brand geraten. Der Eisenkiel ragte wie ein verdrehter Arm aus dem Trümmerfeld.
    Auch die anderen wagten sich mit bleichen Gesichtern aus ihren Verstecken und suchten sich zaghaft einen Weg durch die Wrackteile. Alle waren tief erschüttert. Merik wirkte besonders betroffen.
    »Falls einer von uns überlebt«, murmelte Er’ril und trat zu ihm, »werden wir die Besatzung mit allen Ehren begraben.«
    »Vorausgesetzt, es gibt überhaupt Leichen«, bemerkte Tol chuk. Der Og’er zog den Torso eines Monsters hinter sich her. Ein Flügel hing noch an der Schulter. Der kahle Schädel, die spitzen Ohren und die Schnauze mit den langen Zähnen waren allen wohlbekannt.
    »Ein Skal’tum«, sagte Elena.
    Joach erbleichte. Jaston lehnte an seiner Schulter. »Mein Illusionszauber hat wohl versagt.«
    Elena schüttelte den Kopf. »Er hat so lange gehalten, bis wir hier waren.«
    »Oder die Falle zuschnappte«, verbesserte Harlekin Qual. Er starrte auf die Verwüstung. »Niemand kann behaupten, wir wären unangemeldet hereingeplatzt.«
    Wie um seinen Verdacht zu bestätigen, drangen von oben schrille Schreie durch den Nebel.
    »In den Tunnel! Sofort!« rief Er’ril und lief voraus.
    Die anderen folgten ihm rasch. Jaston deutete nach vorn. »Cassa Dar will den Tunnel erkunden, um zu sehen, wohin er führt.«
    Er’ril sah, dass das geflügelte Kind schon auf den Eingang zuglitt.
    Jaston humpelte weiter. Elena murmelte: »Eigentlich wissen wir das doch längst.«
    Er’ril sah, dass Merik, Ferndal und Tol chuk zu der gleichen Schlussfolgerung gekommen waren. Diesen Tunnel konnte niemand vergessen.
    »Der Kreis hat sich geschlossen«, sagte Merik leise. »Wir sind wieder alle beisammen, nur der Gebirgler fehlt.«
    Er’ril nickte. Die Gruppe von damals war vollzählig bis auf Kral. Sein Streitross war im Lager der Og’er zurückgeblieben. Er’ril schaute nach vorn. Vor langer Zeit hatte die Gruppe am Ende dieses Ganges die Kristallstatue des Knaben De’nal entdeckt, eines der drei Magiker, die ihr Leben gegeben hatten, um das Buch des Blutes zu binden. Diese Statue war verschwunden, nachdem sie mit ihrem chirischen Geist die Magik des Buches entzündet hatte. Nun spürte Er’ril mit tödlicher Gewissheit, dass diesmal eine andere Statue am Ende des Tunnels wartete nicht aus Kristall, sondern aus schwarzem, von Silberadern durchzogenen Stein.
    Eine Schwarzsteinstatue … das letzte Wehrtor.
    »Der Kreis hat sich geschlossen«, wiederholte Er’ril, als sie den Eingang des Tunnels erreichten und in den silbrigen Lichtschein traten. Elenas Hand suchte die seine. Schon einmal waren sie, ein kleines Mädchen und ihr Ritter, gemeinsam diesen Weg gegangen. Nun stellten sie sich der Gefahr von neuem, und diesmal waren sie nicht nur durch Eide und Prophezeiungen aneinander gebunden.
    Elena drückte seine Hand, eine kleine, aber liebevolle Geste.
    Vor ihnen schwebte eine geflügelte Gestalt in den Tunnel ein und verschwand im grellen Licht.
    Er’ril schickte sich an, ihr zu folgen. »Lasst uns die Sache zu Ende bringen.«
    Als sie den Gang betraten, saß Mogwied in seinem dunklen Gefängnis und schaute durch Ferndals Augen nach draußen. Alle waren so mit dem Abstieg in die Grube und dem Absturz des Windschiffes beschäftigt gewesen, dass niemand bemerkt hatte, wie drastisch sich die Situation gewandelt hatte.
    Ferndal und Dorn gingen, mit allen Sinnen lauernd, nebeneinander her. Beide hielten ihr Fleisch fließend, um sich notfalls sofort verwandeln zu können. Und da Ferndal sich nur dem Tunnel widmete, fiel nicht einmal ihm die Veränderung auf.
    Mogwied

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