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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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dunkle Öffnungen unterscheiden, hinter denen sich weitere Tunnel und Gänge befanden. Die Ufer des Silberteiches waren übersät mit ausgebleichten Gebeinen wie ein Meeresstrand mit Treibholz. Die Knochen waren zu hoch aufgetürmt, und am höchsten lagen sie vor der Tunnelmündung.
    Sie verweilte nicht lange bei diesem grauenhaften Anblick, sondern richtete den Blick wieder auf den Teich selbst. Er war leer bis auf ein dunkles Gebilde genau in der Mitte, in das der Silbertrichter hineingezogen wurde wie in einen schwarzen Schacht.
    Cassa Dar spürte die Gefahr und wich zurück. Die schwarzen, weit ausgebreiteten Schwingen und der drohend erhobene Kopf mit dem Federkragen waren selbst aus dieser Entfernung deutlich zu erkennen. Kein Zweifel, dort stand das Wyvern Tor, die letzte der dämonischen Schwarzsteinstatuen. Sie wollte schon in weitem Bogen zum Tunnel zurückfliegen, um den anderen Bericht zu erstatten, als ihr eine Bewegung ins Auge fiel.
    Sie machte kehrt und verharrte. Unweit der Statue trieb sich eine Gestalt herum. Sie sah sich scheinbar gleichgültig um, ging auf ein Knie nieder oder bückte sich, um etwas genauer zu betrachten. Alles wirkte so unbefangen, dass Cassa Dar davon ausging, noch nicht bemerkt worden zu sein. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    Möglicherweise stärkte die reine Macht, die sie durchströmte, ihren Mut, jedenfalls wagte sie sich noch weiter über das wirbelnde Becken hinaus, um den Besucher genauer zu betrachten.
    Das war ein Fehler.
    Sie schwebte so hoch über dem Boden, dass sie die Falle zu spät erkannte. Schon saß sie fest wie die Fliege im Spinnennetz. Sie hatte sich so auf den Silbertrichter und die Gefahr in seiner Mitte konzentriert, dass ihr sein dunkles Gegenstück, ein schwarzer Trichter in der Mitte des Deckengewölbes, entgangen war.
    Aus diesem dunklen Wirbel schossen peitschende Kraftfäden und fingen sie im Flug ein. Je heftiger sie sich wehrte, desto fester zogen sich die Fäden zusammen. Sie saß fest wie eine Ameise im Sirup und wurde unaufhaltsam zur Decke emporgezogen. Entgeistert starrte sie in den schwarzen Trichter hinein. Sein Zentrum, ein dunkles Loch, befand sich genau über dem Wyvern Tor. Wohin es führte, konnte sie nicht feststellen.
    Bis sie den dünnen Wasserfaden entdeckte, der aus der Öffnung rann und auf das Wehrtor tropfte. Das Loch reichte also bis an die Oberfläche. Aber warum? Zu welchem Zweck? Hatte sie womöglich einen Fluchtweg gefunden?
    In immer engeren Kreisen ging es nach oben. Sie blickte hinab. Die Gestalt an der Statue suchte nicht mehr den Boden ab, sondern schaute zu ihr empor. Jetzt konnte sie das Gesicht betrachten: ein Männerantlitz, von Narben entstellt. Aus dem wulstigen Fleisch wuchs borstiges schwarzes Haar. Der Mann lächelte mit leeren Augenhöhlen zu ihr auf. In der Hand hielt er einen Stab aus reinem Schwarzstein. Cassa Dar hatte von den schweren Verbrennungen gehört, die Schorkan sich zugezogen hatte, als er aus einem Magik Ring ausbrach. Hier stand mit Sicherheit der Erfinder der Falle, in die sie hineingetappt war, einer Falle, die auch für die anderen bestimmt war, die ihr folgten.
    Wie zur Bestätigung hob er seinen Stab und wirbelte ihn durch die Luft. Ihre gefesselte Gestalt sank in schneller Drehung der schrecklichen Mitte des Wirbels zu. Dort lauerte der Untergang.
    Sie könnte die Verbindung zu ihrem Kind lösen, könnte den Faden kappen, bevor sie auch selbst gefangen würde. Doch wenn dieses dünne Band zerriss, würden Jaston und die anderen nicht vor der Falle gewarnt.
    Und das durfte nicht sein.
    Sie wählte den einzigen Ausweg, der ihr noch blieb. Sie leitete mehr von sich selbst in ihr Geschöpf. Schorkan glaubte, ein kleines Mädchen von bescheidenen Fähigkeiten gefangen zu haben. Nun sollte er sehen, wie er mit einer ausgewachsenen Hexe fertig wurde.
    Auf ihrem Bett liegend, schickte sie ihr ganzes Wesen aus und blieb nur durch einen hauchdünnen Faden mit ihrem Körper verbunden. Ein Herzschlag, und sie strömte in ihr Geschöpf ein und erfüllte es mit ihrer Giftmagik. Sobald das Gift ausdünstete und die dunklen Fesseln berührte, begannen sie sich zischend aufzulösen.
    Das Lächeln des Dunkelmagikers erlosch, Verwirrung und Misstrauen spiegelten sich in seinen Zügen. Er hob seinen Stab, und neue schwarze Fäden peitschten auf sie zu und suchten sie zu umgarnen.
    Ohne darauf zu achten, ergoss sie sich weiter in ihr Geschöpf. Das Kind inmitten der schwarzen

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