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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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nachdenklich, dann winkte er Tyrus und Saag wan zu sich. »Seht euch das an.«
    Tyrus wollte Saag wan beim Aufstehen helfen, doch sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht mehr. Sie hatte überlebt, aber ihr Herz war so versteinert wie der Drache und der Mann, denen ihr Herz gehörte. »Lass mich«, stöhnte sie.
    Er zog sie trotzdem hoch. Sie wurde wütend und hätte fast nach ihm geschlagen. Er drehte sie um und zwang sie, ihn anzusehen. »Du lebst«, sagte er heftig. »Kast und Ragnar’k sind in den Tod gegangen, damit du leben kannst damit wir alle leben können. Du darfst nicht aufgeben.«
    Ein Schluchzen entrang sich ihr. »Wie? Wie soll ich denn weitermachen?«
    »Das kannst du nicht. Niemand kann so viel Kummer ertragen. Vorerst genügt es, einfach zu existieren und einen Fuß vor den anderen zu setzen.«
    Sie wollte protestieren, aber Tyrus packte sie an den Schultern und schob sie vor sich auf die Grube zu. Ihre Beine waren schwer wie Blei. Sie fühlte sich selbst wie versteinert.
    Wennar beobachtete sie besorgt. Sie schüttelte Tyrus’ Hände ab. Sie wollte allein stehen.
    »Was wolltest du uns zeigen?« fragte Tyrus.
    Wennar nickte zur Grube hin. »Wenn die Flammen und der Drache zusammengehörten, dann müssen beide aus einem bestimmten Grund hier postiert worden sein als Wachhund am Tor, wenn man so will.«
    Saag wan schaute in das Loch hinab. Tief unten leuchtete die glutflüssige Lava.
    »Seht ihr diese Stufen?« fragte Wennar und deutete mit seiner Axt auf die Wände.
    Saag wan staunte. An den Wänden der Grube schraubte sich eine Treppe in die Tiefe.
    »Wenn ein Dämon von der Wildheit des Drachen diesen Weg bewachen sollte, muss er von großer Bedeutung sein«, sagte Wennar.
    Tyrus nickte. »Er führt wohl geradewegs ins Herz des Berges.«
    »Vielleicht sogar in die Festung des Herrn der Dunklen Mächte.« Wennar nahm die Axt fest in seine kräftigen Fäuste.
    Saag wans Trauer schlug um in Zorn. Sie griff an ihren Gürtel, wo die Lähmer aufgereiht waren. Wenn sie schon weiterleben musste, dann hatte sie jetzt wenigstens einen Grund dafür gefunden: Rache. »Wir müssen da hinunter«, sagte sie und sah Tyrus und Wennar an. Deren Gesichter waren hart wie Stein, die Augen starr.
    »Natürlich«, nickte Tyrus. »Wir haben viel Blut vergossen, um dieses Tor zu öffnen. Die Toten sollen nicht umsonst gestorben sein.«
    Wennar brachte rasch seine Truppen in Stellung. Einige Soldaten ließ er zur Betreuung der Verwundeten zurück. Saag wan ging noch einmal zu ihrem Drachen zurück, der geduckt dasaß und in der feuchten Luft leicht dampfte.
    Tyrus blieb dicht bei ihr. Sie spürte sein leises Schuldbewusstsein. »Wenn alles vorüber ist«, sagte er leise, »kann ich vielleicht versuchen, ihn zu befreien.«
    Saag wan überlegte lange. Nur allzu gern hätte sie nach diesem Strohhalm gegriffen. Aber sie hatte die Flammen in Kasts Augen gesehen. Ragnar’k war zu stark. Selbst wenn es gelänge, den Granit in Fleisch zurückzuverwandeln, er bliebe ein Bösewächter. Die Verderbnis wieder auszutreiben wäre nahezu unmöglich. Und wie viele Leben würde es kosten, es nur zu versuchen?
    »Nein«, sagte sie mit versagender Stimme. »Ragnar’k ist aus dem Stein erstanden; nun mag er sich im Stein zur Ruhe betten. Dort ist er in seinem Element.«
    »Aber Kast … Er ist dort nicht in seinem Element.«
    Saag wan trat dicht neben die Drachenschnauze und streckte die Hand nach ihr aus. War ihr Liebster in diesem Stein? Konnte er sie spüren? Sie berührte die schuppige Wange des Drachen. Sie fühlte sich so warm an, als wäre er noch am Leben. Als sie die Hand wegnehmen wollte, spürte sie ein jähes Brennen und zuckte erschrocken zurück.
    »Was hast du?« fragte Tyrus.
    Sie trat näher und betrachtete den Drachen genau. Aus den großen Nüstern schwebten, vor dem schwarzen Granit kaum zu erkennen, dünne Dampffäden. Das war es, woran sie sich die Finger verbrannt hatte. Kopfschüttelnd richtete sie sich auf. »Er strahlt nur die letzten Reste der Vulkanwärme ab.«
    Tyrus nickte. »Wir müssen uns auf den Abstieg vorbereiten.«
    Saag wan schüttelte ihre schmerzenden Finger und wandte sich zum Gehen. Dieselbe Hand hatte sie sich verbrannt, als sie Rodrickos Blume in den Rauch aus der Vulkanspalte gehalten hatte. Damit hatte sie letztlich diese Tragödie herbeigeführt, aber sie hatte auch den Weg hierher geöffnet. Wieder sah sie sich nach dem Drachen um. Alles wegen der Prophezeiung eines Kindes Scheschons Traum

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