Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
fühlte es sich nur belästigt wie ein Pferd von einem Mückenschwarm?
Allerdings konnten auch Mücken stechen.
Kast fasste sein Schwert fester. Er rief sich alles ins Gedächtnis, was man ihm selbst und seinen Lieben angetan hatte, und er dachte an die vielen Leben, die für diese letzte Auseinandersetzung geopfert worden waren. Er würde den Mut nicht verlieren, nicht einmal mit dem letzten Atemzug.
In der Mitte der Höhle heulte das Schwarze Ungeheuer. »Spürt ihr es? Das Land unterliegt!«
Ringsum brachen knirschend die Knochen. Merik hob beide Arme und jagte einem herabstoßenden Skal’tum einen Windstoß entgegen. Die Bestie wollte abdrehen, doch Merik war schneller. Er traf sie an der Brust und schleuderte sie zur Decke zurück.
Hinter sich hörte er Ni’lahns verzweifeltes, aber entschlossenes Summen. Sie schwenkte einen Arm, und hoch oben schoss ein Wurzelknäuel aus dem Fels und schlang sich um den Dämon.
»Da kommt noch einer«, warnte sie und zeigte nach links.
Merik breitete die Arme aus, zog die Winde an sich, die noch feucht waren von der stürmischen Nacht, und richtete sie gegen den neuen Feind. Das Skal’tum begann zu taumeln doch die Winde legten sich, erloschen wie eine Kerzenflamme.
Ni’lahn erschrak. »Das Waldlied … Es ist verstummt!« Die Wurzeln, die sie aus Wänden und Decke beschworen hatte, erschlafften. Erboste Skal’ten stürzten aus ihren hölzernen Käfigen.
Finsteres Gelächter schwappte ihnen entgegen. »Das Land ist fast mein!«
Merik begriff, was geschehen war. »Er hat uns vom Strom der Elementarmagik abgeschnitten!« Hoffnungslosigkeit schlich sich in sein Herz, er ahnte, dass sie dem Untergang geweiht waren. Er war in diese Gegend gekommen, um seinem Volk den König zurückzugeben. Und nun war alles verloren. Die beiden Königsfamilien waren getrennt, sein Volk war in alle Winde verstreut oder ließ soeben oben in den Wolken sein Leben in diesem letzten großen Krieg. Und wofür das alles?
Er streckte die Hand aus. Finger verschlangen sich mit den seinen und spendeten ihm Trost. Komme, was da wolle, er würde nicht allein sein in dieser Nacht.
Die Skal’ten sammelten sich und machten sich bereit, sich auf Merik und Ni’lahn zu stürzen.
Den anderen ringsum erging es nicht besser.
Joach schwenkte seinen Stab und verbrannte die Knochen mit Bösefeuerstrahlen zu Asche. Er hatte Trugbilder von sich selbst geschaffen, um die schwarzen Fäden zu verwirren, aber alle seine Traumbildnisse waren mit einem Schlag verschwunden, als seine Elementarmagik versiegte. In seinem Stab war noch ein kleiner Rest gespeichert, doch den wollte er sich aufsparen. Ohne seine Trugbilder war er allein und jedem Angriff schutzlos ausgeliefert.
Ein Knochenhund nutzte seine Verwirrung, sprang ihn an und wollte ihm an die Kehle. Doch dieses Dämonenwesen wurde von einem seiner eigenen Verbündeten aus dem Felde geschlagen.
Ein dickes schwarzes Band legte sich Joach wie eine Schlinge um den Hals und zog ihn nach oben. Er erstickte fast. Der Knochenhund schoss unter seinen Füßen davon und fand unter Magnams Hammer den Tod.
Nach Luft ringend, hob Joach seinen Stab und wollte das Würgeband mit einem Bösefeuerstrahl verbrennen, aber die schwarzen Energien zogen die Schlinge nur noch fester zu. Sein Blickfeld verengte sich zu einem kleinen Punkt. Bald konnte er überhaupt nicht mehr atmen.
Sein Körper drehte sich, und so sah er gerade noch eine Axt auf sich zufliegen. Hätte er noch Luft gehabt, er hätte geschrien. Die Axt sauste so dicht über seinem Kopf vorbei, als wollte sie ihm einen Scheitel ziehen, und dann spürte er, wie er fiel. Er schlug hart auf und rollte sich gerade noch zur Seite, bevor er von einem Knochenkoloss zertreten werden konnte.
Magnam drückte ihm ein Schwert in die freie Hand. »Hier, mit einfachem Stahl bist du besser bedient.«
Joach nahm die Waffe und nickte. »Danke.«
Magnam grinste und drehte sich um. Im gleichen Augenblick traf ihn eine Knochensichel in die Brust, spießte ihn auf und riss ihn von den Beinen. Sein Blut floss in Strömen, die weiße Knochenklinge färbte sich rot.
Joach musste entsetzt zusehen, wie Magnam wie eine Puppe durch die Luft geschleudert wurde. Dann wandte sich das blutige Gerippe gegen ihn, und er hob sein Schwert.
Wie viele mussten noch sterben?
Mogwied hatte sich hinter einigen Felsblöcken versteckt, die vor einer Wand lagen. Kämpfen war nicht seine Stärke. Da kauerte er nun, einen Dolch in der einen und ein
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