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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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entlang. Die Oberfläche fühlte sich ölig und seltsam kalt an wie der Fieberschweiß eines Sterbenden.
    Er biss sich auf die Unterlippe. Fast jede Nacht packte er diese Schale aus und versuchte, Mut für den nächsten Schritt zu sammeln. Und jede Nacht faltete er das Tuch über seinem geheimen Schatz wieder zusammen. Nachdem der letzte Versuch, sich seinen Zwillingsbruder vom Hals zu schaffen, gescheitert war das Ergebnis war diese seltsame Verschmelzung gewesen , war Mogwied klar, dass es nur noch eine Möglichkeit gab, den Fluch zu brechen, der Bruder mit Bruder verband. Er brauchte eine stärkere Magik, als selbst Elena sie besaß, und eine solche Magik war nur an einem Ort zu finden: bei Tol’chuks Vorfahren, dem Schwarzen Herrn von Gul’gotha.
    Mogwied hatte einst in der alten Festung Schattenbach mit dem Herrn der Dunklen Mächte Verbindung aufgenommen. Das Ungeheuer hatte mit den steinernen Lippen eines Schwarzwächters zu ihm gesprochen, und seine Stimme war so tot und leer gewesen wie eine offene Gruft: Bleib also fürs Erste bei denen, die der Hexe helfen. Vielleicht kommt eine Zeit, da ich mehr von dir erbitte.
    Das war lange her. Der Gestaltwandler wusste, wenn der Fluch von ihm genommen werden sollte, musste er den Dämon noch einmal rufen. Und er hatte von den bleichen Zwillingsbrüdern in der Festung Schattenbach gelernt, wie man das anstellte: Man brauchte die Schale nur mit dem Blut eines Elementarwesens zu benetzen, und schon konnte man mit dem Schwarzen Ungeheuer sprechen.
    Er starrte den Schwarzstein an. Schon seit einigen Nächten fürchtete er sich vor dem Unvermeidlichen. Was wird er von mir fordern?, fragte er sich immer wieder. Er warf einen Blick zur Höhle zurück. Von der Hexe, der Erzfeindin des Herrn der Dunklen Mächte, war er inzwischen weit entfernt. Aber auch hier bei den anderen konnte er durchaus eine wichtige Rolle spielen. Sie waren in die Heimat der Og’er gereist, um das Geheimnis um den Schwarzstein zu lüften, das Fundament, auf dem der Herr der Dunklen Mächte sein Reich errichtet hatte und seine Macht ausübte. Würde dieses Rätsel jemals gelöst, so wären die Verbündeten der Hexe deutlich im Vorteil.
    Mogwied fröstelte. Wagte er, sich mit der Macht einzulassen, die hier am Werk war? Wagte er andererseits, es nicht zu tun?
    Wollte er dazu verdammt sein, für alle Zeit im Dunkeln zu wandeln, niemals das Licht des Tages zu sehen? Wieder spürte er den widerlichen Geschmack des rohen Kaninchenfleisches im Mund. Wollte er für alle Zeit an seinen Zwillingsbruder gekettet sein?
    Der Ekel brannte ihm im Magen. Unwillkürlich ballte er die Fäuste. Er musste diesen Fluch brechen, koste es, was es wolle.
    Er zog sein Bündel näher heran und kramte weiter, bis er einen steifen Fetzen Stoff fand den Verband, den der Gebirgler Kral getragen hatte, nachdem er unweit von Burg Mryl von Zwergen angegriffen und verwundet worden war. Kral war ein Elementarmagiker gewesen, durchdrungen von den Kräften des Granits der Berge. Mogwied hatte den blutigen Lappen für den Fall aufgehoben, dass er sich jemals überwinden könnte, den Schwarzen Herrn zu rufen. Er wusste nicht, ob das Blut auch in getrocknetem Zustand die Magik der Schale zu entzünden vermochte, aber er war fest entschlossen, einen Versuch zu wagen. Die Zeit wurde knapp. Sie befanden sich bereits im Herzen des Og’er Gebiets. Es hieß jetzt oder nie und nie war keine echte Alternative.
    Mit zitternden Fingern ließ er den bräunlich verfärbten Stoff in die Schale fallen und wartete mit angehaltenem Atem.
    Nichts geschah. Die Schale saugte nur weiter das schwache Licht ein. Der zerknitterte Fetzen lag unberührt in der Mitte.
    Mogwied ließ den Atem hörbar ausströmen. »Man braucht also frisches Blut«, flüsterte er enttäuscht. Er zog die vorhandenen Möglichkeiten in Betracht. Auch Jerrick und Mama Freda besaßen Elementarkräfte. Aber wie sollte er an ihr Blut kommen?
    Während er noch überlegte, stieg ein durchdringender Verwesungsgestank auf, als läge unter seinen Füßen ein Kadaver. Mogwied zuckte zusammen und fürchtete schon, jemand hätte sich unbemerkt an ihn herangeschlichen. Er rief sich die Witterung der Og’er in Erinnerung, die er durch Ferndals Nase aufgenommen hatte, eine Mischung aus nassen Ziegen und Blut. Dieser Geruch war jedoch viel schlimmer.
    Mogwied verhielt sich ganz still, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und sah zu dem dunklen Wald jenseits des Baches hinüber. Tatsächlich

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