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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Felswand.
    Ferndal sprang mit einem Satz vor den benommenen Menschen und versuchte ihn zu schützen. Auch Tol chuk stürmte nach vorn.
    Doch sie wurden nicht mehr gebraucht.
    Der Hüne schwankte einen Herzschlag lang, dann stürzte er mit lautem Platschen in den Bach zurück. Wo das Schwert in seinen Arm gedrungen war, verfärbte sich die Haut und begann zu qualmen. Der Og’er bewegte sich nicht mehr.
    »Gift«, erklärte Jaston, der zusammengesunken am Fuß der Felswand lag.
    Am anderen Ufer war es den Jägern unterdessen gelungen, den Schnüffler zur Strecke zu bringen, doch zwei von ihnen hatten dabei ihr Leben gelassen. Die übrigen zogen sich in den Wald zurück. »Drag’nock«, jammerte einer von ihnen, bevor er sich zur Flucht wandte.
    Tol chuk sah sich den toten Hünen genauer an und erschrak. Drag’nock den Namen kannte er. Damit war alles verloren. Sie hatten den Anführer des gesamten Ku’ukla Clans getötet. Sein Stamm würde das nicht einfach hinnehmen. Sobald die Flüchtlinge berichteten, was geschehen war, würden die Kriegstrommeln über das Hochland schallen.
    Ferndal trat zu Jaston und schmiegte sich freundschaftlich an sein Bein. Der Sumpfmann kraulte ihn hinter dem Ohr. »Ich freue mich auch, Ferndal.«
    Tol chuk wandte sich ab, schloss die Krallenfinger um den Kristall und blickte über das Hochland. Er war heimgekehrt, um seinem Volk das geheilte Herz zurückzugeben und ihm Hoffnung auf Frieden zu bringen. Stattdessen hatte er nun den Weg für einen blutigen Krieg geebnet.
    Es ging ihm wie dem Eidbrecher. Sein Name sollte für immer verflucht sein.
    6
    Mogwied wurde ins Bewusstsein zurückgerissen und schrie. Ein scharfer Geruch nach regennassen Kiefern beleidigte seine empfindliche Nase, schrille Stimmen drangen viel zu laut an sein Ohr, das Licht stach ihn wie mit feurigen Nadeln in die Augen, der Blutgeschmack auf seiner Zunge verursachte ihm Übelkeit. Mogwied hob den Kopf die Schnauze aus dem Bauch eines halb verzehrten Kaninchens.
    Angewidert sprang er von dem blutigen Kadaver zurück. Die letzten matten Sonnenstrahlen drangen durch die graue Wolkendecke. Er schüttelte Verwirrung und Benommenheit ab und betrachtete Ferndals Abendmahlzeit. Unwillkürlich zog er eine Lefze hoch und knurrte leise. Sein Bruder wusste genau, dass er bei Sonnenuntergang ins Bewusstsein zurückkehrte. Ferndal hatte ihm den kleinen Streich mit Absicht gespielt. Eine Botschaft, ein Wink mit dem Zaunpfahl.
    Zur Hölle mir dir, Bruder. Ich habe uns doch nicht allein in diese Lage gebracht!
    Er öffnete sich seiner Verwandlungsgabe und schürte die Glut in seinem Herzen. Knochen, Muskeln und Haut fügten sich seinem Willen. Er streifte die Wolfsgestalt ab und glitt hinein in den Körper, der ihm am vertrautesten war. Die Gerüche wurden schwächer, das Licht gedämpft. Die Stimmen sanken auf eine erträgliche Lautstärke herab.
    »Mogwied ist wieder unter uns«, sagte Magnam, der vor einem Haufen Spänen kniete und sie anzufachen suchte. »Gut geschlafen?«
    Mogwieds Kehlkopf war noch nicht vollends umgestaltet und erzeugte zunächst nur ein wölfisches Knurren. »Es … es ist kein natürlicher Schlaf«, stieß er endlich mit seiner eigenen Stimme hervor. Er spürte, wie sich Ferndal in das dunkle Gefängnis in den Tiefen seines Inneren zurückzog. Sobald es dunkel wurde, musste sich sein Bruder in die gitterlose Zelle einsperren lassen und konnte nur noch tatenlos zusehen, was draußen geschah. In dieser anderen Welt schlief man, ohne zu träumen. Und das Erwachen war wie ein schmerzhafter Schock, sodass man sich nie wahrhaft ausgeruht fühlte.
    Er sah sich um und fand sich allmählich zurecht. Die anderen waren damit beschäftigt, in einer kleinen Höhle ihr Lager aufzuschlagen. Er runzelte die Stirn. Die Örtlichkeit bot kaum Schutz vor Wind und Regen.
    Mama Freda reichte ihm ein paar Kleidungsstücke. »Die hat Ferndal heute Morgen liegen lassen.«
    Mogwied sah auf seine Blöße hinab und wandte sich beschämt ab.
    »Alles nicht neu für mich«, sagte die blinde Heilerin und kehrte an ihre Arbeit zurück.
    Während Mogwied fröstelnd in seine Kleider schlüpfte, brachte Magnam endlich das Feuer in Gang. Mogwied trat näher und wärmte sich die Hände über den Flammen. Es war zwar mitten im Hochsommer, aber hier im Hochland spürte man in den Nächten noch immer den eisigen Hauch des Winters. Der Wind kam nie zur Ruhe, und kurze Regenschauer klatschten einem wie Schläge um die Ohren. Der ferne Donner ließ

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