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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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ließen ihn nicht los. »Im Laufe der Zeit verlieren so viele Namen ihren Sinn und verändern sich«, sagte sie kalt. »Es ist schon seltsam, wenn man erleben muss, wie sämtliche Siege und Niederlagen eines ganzen Lebens in einen so einfachen Begriff gepresst werden, der obendrein im Laufe der Zeit verfälscht wird.« Sie seufzte. »Aber du kennst auch meinen wahren Namen, Og’er, nicht wahr?«
    Er nickte. Elenas Züge waren in ihrem Gesicht nicht zu übersehen. »Svesa’kofa«, sagte er laut.
    Sie nickte. »Und ich kenne dich. Du bist der letzte Nachfahre Ly’chuks vom Toktala Clan.«
    Tol chuk sah sie fragend an.
    »Des Eidbrechers«, erklärte sie.
    Tol chuk blinzelte. Ly’chuk! Das also war der Name seines Ahnen, der wahre Name des Eidbrechers. Er fand die Sprache wieder. »Das verstehe ich nicht. Wie kommst du hierher? Und warum bist du hier?«
    Der Geist hob abwehrend den Arm. »Um deine erste Frage zu beantworten, ich bin nicht wirklich hier. Meine Seele ist schon vor langer Zeit durch die Geistpforte gegangen. Diese Gestalt ist nur ein Echo, ein Rest von Magik, der zurückblieb und an die Energie des Geiststeines gebunden ist. Und was das Warum anseht, so ist das eine Geschichte, die nicht für deine Ohren bestimmt ist. Ich ließ mein Echo hier in der Pforte zurück, weil ich wusste, dass die Hexe, die nach mir kommen würde, eines Tages meinen Rat brauchen würde.«
    »Elena«, sagte Tol chuk.
    Die schwarze Gestalt nickte. »Ich hüte den Geiststein schon seit etlichen Jahrhunderten. Von hier aus lenkte ich die Geschicke deines Volkes, so gut ich es vermochte, doch den Verrat deines Ahnen konnte selbst ich nicht verhindern.«
    »Der Eidbrecher …«
    »Als Ly’chuk das Amt des geistigen Führers übernahm, kam er als Bittsteller an diese Pforte. Er war stark im Geiste und verfügte über noch stärkere Elementarkräfte.«
    Tol chuk fuhr überrascht zurück. »Der Eidbrecher war ein Elementargeist?«
    »Seine Gabe war die Fähigkeit, die natürliche Magik anderer zu formen ein rohes Talent zu finden und zu verfeinern.«
    Das klang überzeugend. Tol chuk dachte an all die Bösewächter, denen er auf seinen langen Reisen begegnet war. Sie bestätigten die Aussage der Hexe. Ursprünglich waren sie Elementargeister gewesen, doch der Eidbrecher hatte ihre Gaben für seine Zwecke oder auch nur zum Zeitvertreib missbraucht. »Und was geschah dann?«
    »Nicht einmal ich weiß das genau. Eines Tages öffnete dein Vorfahr die Pforte zum Geiststein. Ich spürte die Magik, und als ich kam, kniete Ly’chuk mit erhobenen Armen vor dem Bogen und weinte vor Schmerz. Sobald ich näher trat, ging ein Riss durch das Gefüge der Welt. Die Pforte schlug zu und blieb für die nächsten sechs Jahrhunderte geschlossen.« Sie wandte sich an die Geister der Triade. »Was an jenem Tag in diesem Raum vorging, weiß ich nicht.«
    Unter ihrem Blick wurden die Og’er Geister unruhig. »Wir wissen nicht mehr als du«, flüsterten sie, nun wieder im Chor. »Der Eidbrecher legte die erforderlichen Gelübde ab. Doch auch wir spürten diese Unstimmigkeit, den Riss im Gefüge, wie du es nennst. Wir eilten sofort hierher, aber nur das Herz unseres Volkes lag auf dem Boden. Als wir den Stein berührten, spürten wir, dass er verflucht war. Mit diesem Makel behaftet, hatte das Herz nicht mehr die Kraft, die Geistpforte richtig zu öffnen. Wir waren abgeschnitten. Und im Inneren des Herzsteines wuchs der Vernichter und nährte sich von unseren Seelen. Wenig später hatte einer von uns einen Traum, in dem ihm offenbart wurde, nur der letzte Spross Ly’chuks des Eidbrechers könne den Fluch von uns nehmen.«
    »Und so warteten wir …«, sagte der erste Älteste und löste sich von den anderen.
    »Und warteten …«, sagte der zweite.
    »Und warteten …«, wiederholte der dritte.
    »Bis ich kam«, vollendete Tol chuk, ohne seine Verbitterung verbergen zu können.
    Schweigen senkte sich über den Raum. Alle spürten die erdrückende Last der Vergangenheit.
    Endlich ergriff Svesa’kofas Schatten das Wort. »Es scheint, als wären deine Mühen noch nicht zu Ende, Og’er.«
    Tol chuk sah auf. »Was soll das heißen?«
    Sie warf einen Blick auf die Geistpforte. Ihr Silberhaar wogte auf und ab. »Das Land hatte den Herzstein nicht ohne Grund mit dem Makel des Vernichters belegt: Es wollte den Weg zum Geiststein blockieren. Seit jener Zeit spüre ich, wie eine Verderbnis an der Barriere nagt und wie die Energieströme des Landes umgeleitet

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