Alaska
ihren dreiundachtzig Jahren, angestachelt durch die Vision eines arktischen Utopia und die ungewohnte Menge Alkohol, in einen Zustand der Erregung, dass Freunde ihr zu Bett helfen mussten und sie in einen tiefen zufriedenen Schlaf fiel, aus dem sie nicht mehr erwachte. Als man ihre Leiche fand, wurde auf der Stelle Tom Venn informiert, von dem man wusste , dass er ein alter Freund von ihr war, und er eilte in das bescheidene Hotel, in dem ihr Leben zu Ende gegangen war, und blieb fast eine halbe Stunde unbeweglich neben ihrem Bett stehen, erinnerte sich an die ferne Zeit, als Missy damals einer hungernden Familie Hoffnung und Brot gebracht hatte. Am Ende beugte er sich zu ihr herab und berührte mit seinen Lippen ihre blasse Stirn, dann küsste er sie, für jeden, in dessen Leben sie wie ein Licht getreten war: Buchanan Venn, den betrogenen Ehemann aus Chicago, Will Kirby, den einsamen kanadischen Polizeibeamten, John Klope, die verlorene Seele am Klondike, Matt Murphy, den unermüdlichen Iren.
»Ich bin sicher, sie möchte in Alaska zur letzten Ruhe gebettet werden«, sagte Venn, als er aus dem Totenzimmer trat. »Überführen Sie den Leichnam nach Juneau, und schicken Sie mir die Rechnung.«
12. Ein Kranz aus Feuern
Erst 1969 fing die Regierung der Vereinigten Staaten an, sich ernsthaft Gedanken über die Frage zu machen, wie die alten Landrechte der Ureinwohner Alaskas in neue Landesgesetze übernommen und geschützt werden könnten, wobei ein ehrenwertes Prinzip alle diese Überlegungen beherrschte. Dem dienstälteren Senator aus Norddakota gelang während der Debatte eines Senatsausschusses die beste Formulierung dieses Grundgedankens.
»Wie auch immer wir uns dem schwierigen Problem, den verschiedenen Stämmen der Ureinwohner Alaskas Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, nähern wollen, es muss am Ende etwas Besseres dabei herauskommen als das, was wir mit unseren Indianern auf dem Kontinent der Vereinigten Staaten gemacht haben. Welches System wir auch installieren, es darf nicht die Ghettoisierung in Reservaten bedeuten, die einen so zerstörerischen Einfluss auf die Moral der Indianer hat. Es muss den Ureinwohnern Kontrolle über das angestammte Land ihrer Vorfahren zusichern. Es muss sie vor der Habgier der Weißen schützen, die ihnen dieses Land wegnehmen wollen. Und es muss ihnen die Möglichkeit gegeben werden, ihre traditionellen Sitten und Gebräuche zu pflegen und ihr Leben nach ihnen einzurichten.«
In den anschließenden Diskussionen tauchten immer wieder zwei gegensätzliche Begriffe auf: Reservation und Integration. »Ich würde sagen, je eher wir die Indianer dazu bringen, sich zu integrieren, desto besser. Alle Gelder für Reservationen streichen und Hilfe Zusagen da, wo es nötig ist, aber sie sollen ermuntert werden, sich in das normale Leben zu integrieren und ihren eigenen Stellenwert zu finden.« Die Befürworter dieser Empfehlung stützten sich auf die schrecklichen Ergebnisse einer statistischen Untersuchung der bisherigen Erfahrungen mit Indianerreservaten:
»Ein Indianerreservat ist und bleibt ein Ghetto, und kein noch so frommer Wunsch könnte da etwas beschönigen. Es zerstört jede Eigeninitiative, begünstigt Trunksucht und behindert den normalen menschlichen Reifungsprozess . Unsere Indianer in Reservate zu stecken heißt, sie ins Gefängnis zu sperren.
Die einzige Lösung, die ich im Augenblick sehe, ist die, alle Reservate aufzulösen und die Indianer ins normale Leben zu werfen, jedem die Möglichkeit zu geben, zu schwimmen oder unterzugehen, je nach seinen Fähigkeiten. Ich gebe zu, die erste Generation wird ihre Schwierigkeiten haben, aber die nachfolgenden werden ganz normale Amerikaner sein.«
Diejenigen, die meinten, die Reservate müssten nur gut geführt werden, dann würde das gegenwärtige System auch funktionieren - eine Meinung, die der Kongress mehrheitlich seit hundert Jahren vertreten hatte -, lehnten solche drakonischen Maßnahmen allerdings ab.
»Wenn die Indianer aus ihren Reservaten vertrieben werden, wo eine ihnen freundlich gesinnte Regierung alles unternimmt, sie zu schützen, damit sie ihre Traditionen beibehalten und ein menschenwürdiges Leben führen können, wenn sie daraus vertrieben werden, wohin sollen sie dann gehen? Wir haben es ja bereits erlebt. Sie tauchen in irgendwelchen finsteren Seitengassen in Seattle unter, in den brodelnden Häuserlabyrinthen in Minneapolis und zwischen den Hoffnungslosen und Verlorenen Abertausender kleinerer
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