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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Städte. Die Indianer ins normale Leben zu werfen, wie Sie sich ausdrücken, das heißt, sie umzubringen.«
    Die Debatte hätte an dieser Stelle ihren Schluss gefunden, in einer Sackgasse, in der sie seit über hundert Jahren steckte, wenn in der Sitzung nicht zwei bemerkenswerte Zeugen aufgetreten wären, um vor dem Senatsausschu ss auszusagen. Der erste war ein junger Jesuitenpriester, Direktor der katholischen Schule eines Reservats in Wyoming.
    »Ich muss sagen, es ist eine bittere Freude, die Jungen und Mädchen der Eingeborenen heranwachsen zu sehen. In ganz Am erika gibt es keine besseren als diese jungen Leute. Die Jungen sind tüchtig, gut im Sport, wissbegierig und lernwillig. Und die Mädchen? Im ganzen Land werden Sie keine schöneren Geschöpfe finden. Wenn man sie unterrichtet, Mädchen wie Jungen, spürt man, sie sind voller Hoffnung und freuen sich, in die Welt der Erwachsenen zu treten und dabei zu helfen, diese große Nation voranzubringen.
    So sind sie mit vierzehn Jahren. Wenn sie die Achtundzwanzig erreicht haben, sind die jungen Frauen noch immer von Hoffnung erfüllt und bereit, für ein menschenwürdiges Leben zu arbeiten, aber ihre Männer haben schon angefangen zu trinken, herumzulungern und zu verwahrlosen. Sie kommen betrunken nach Hause, schlagen ihre Frauen, die dann am nächsten Morgen mit blauen Augen und ausgeschlagenen Vorderzähnen bei mir erscheinen. Dann fangen auch sie aus Verzweiflung an zu trinken, und nach kurzer Zeit ist alle Hoffnung vergebens, und beide werden Gefangene des Reservats.
    Mit sechsunddreißig sind sie verloren. Frauen und Männer, sie verstricken sich in ein haltloses Leben, sind nicht mehr fähig, etwas hervorzubringen. Es bricht einem das Herz, diesen unbarmherzigen Niedergang mit ansehen zu müssen. Gestatten Sie mir, an einem Beispiel einmal genauer zu erläutern, was ich meine. Vor vier Tagen suchten mich einige Reservatsbeamte in meinem Büro in Wyoming auf, um sich mit mir darüber zu unterhalten, was mit den Kindern von John und Mabel Harris geschehen sollte. Der indianische Name des Vaters lautet Grauer Vogel, und unter normalen Umständen wäre er zu einem wichtigen Häuptling unserer Gemeinschaft ernannt worden.
    Er und seine Frau sind beide so schwer trunksüchtig, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten können. Die beiden Kinder, ein dreizehnjähriges Mädchen und ein elfjähriger Junge, haben sich lange bemüht, die Familie zusammenzuhalten, aber sie mussten zwangsläufig scheitern, und so gab ich, so schmerzlich es für mich auch war, die Empfehlung, die beiden Kinder von den Eltern zu entfernen und sie einer intakteren Familie zu überantworten. Alle, die neue Familie eingeschlossen, waren der Meinung, dass das die beste Lösung sei, und ich sagte: › Eine kirchliche Schule würde niemals einwilligen, Kinder von ihren Eltern zu trennen, auch wenn ich dem persönlich zustimme. ‹ Und so also übernahmen die Beamten die traurige Pflicht und brachten sie in ihr neues Heim.
    In derselben Nacht zog John Harris völlig betrunken vor das Haus der neuen Familie, machte Radau und brüllte, er wollte seine Kinder zurückhaben. Es waren die Kinder, nicht die Gasteltern, die ihn schließlich überzeugten, dass sie lieber dableiben wollten. Er rannte wütend davon, taumelte auf die Straße und lief vor ein Auto, den Müllwagen des Reservats, der wild hupte, aber John war sofort tot.
    Seine Kinder hörten den Lärm von dem Unfall, liefen aus dem Haus und sahen seinen zerquetschten Körper auf der Straße liegen, während der Fahrer den Umstehenden versicherte: › Er war total betrunken. Er war immer total betrunken. ‹ In der Nacht, also heute vor drei Tagen, hat sich seine Frau erschossen. Trunksucht und Selbstmord, das ist das Erbe, das wir den Indianern übergeben haben, als Folge unserer Gesetze. Ich beschwöre Sie, übertragen Sie diese Gesetze nicht auf Alaska.«
    Auch Indianer wurden zu den verschiedenen Ausschüssen geladen und baten den Kongress , in Alaska ein besseres System einzuführen als das, was in den Bundesstaaten Montana, Wyoming, Nord- und Süddakota noch immer Geltung hatte. »Es muss eine bessere Möglichkeit geben, und es liegt in Ihrer Verantwortung, sich etwas einfallen zu lassen.«
    Die zweite Person, die als kritischer Zeuge auftrat, war eine Frau aus Alaska, einundvierzig Jahre alt. Es war Melody Murphy, Enkelin jener berühmt-berüchtigten Missy Peckham, die in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an den

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