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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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lebten, geschahen zwei folgenschwere Dinge: Offensichtlich wollten die Männer auf Attu nicht, dass sich die Fremden ihren Frauen und Kindern näherten, und als sich die Sibirier mit Gewalt Zutritt verschafften, standen sie in der völligen Finsternis einer halb unterirdischen Höhle und machten, angewidert von dem fürchterlichen Gestank nach Fisch und ranzigem Seehundfett, auf der Stelle kehrt. Dieser Moment löste eine Spannung aus, und einer von Zhdankos Männern knurrte verächtlich: »Das sind ja keine Menschen!« - und das wurde allgemeine Meinung.
    Und zweitens entdeckten die Neuankömmlinge in mehreren der etwa dreißig Hütten kleine Stapel Seehundfelle - mit wem die Inselbewohner wohl Handel treiben mochten, ahnten sie nicht - und in zwei Hütten sogar sehr sorgfältig behandelte Seeotterpelze. Ihr Raubzug, angefangen in Ochotsk und mit der abenteuerlichen Überquerung der Beringsee in einem gänzlich ungeeigneten Boot beendet, schien endlich von Erfolg gekrönt.
    Es war keine schwierige Aufgabe für Zhdanko, den Männern von Attu zu erklären, dass er ihnen als Gegenleistung Dinge aus dem Boot anbieten würde, wenn sie ihm Seehundfelle verschafften, womit er nur einleitete, was dann folgte, nämlich die Mitteilung, dass die Fremden eigentlich nur Seeotterpelze wünschten. Damit verhielt es sich jedoch anders, denn durch die Jahrhunderte galt der Seeotter bei der Inselbevölkerung als ein äußerst seltenes Tier, das sich nicht so leicht einfangen ließ. Die Händler aber konnten die Inselbewohner am Ende doch dazu überreden, mit ihren Kajaks aufs Meer zu fahren und mit den gewünschten Fellen zurückzukehren.
    Der Name des jungen Paddlers, der es auf sich genommen hatte, Innokenti in die Sitten der Inseln einzuführen, lautete Ilchuk. Er war etwa fünf Jahre älter, ein tüchtiger Jäger und hatte mitgeholfen, den einzigen Wal zu fangen, der in den vergangenen zehn Jahren auf Attu erlegt worden war. Das Fischbein war von Ilchuks Schwestern bei der Herstellung zahlreicher Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs verwendet worden, unter anderem für zwei Körbe, die nicht nur von praktischem Nutzen, sondern auch echte Kunstwerke waren.
    Als Trofim diese Körbe sah und noch andere Gegenstände aus Walknochen und Elfenbein, änderte sich seine Meinung, die er sich über die Bewohner Attus gemacht hatte; und als sie von Ilchuk gar in dessen Hütte eingeladen wurden, sah er, dass sie nicht alle wie Tiere lebten. Die Hütte war aufgeräumt und ähnlich eingerichtet wie ein normales Haus in Sibirien, außer dass es fast ganz unter der Erde lag, aber als im Winter heftige Winde einsetzten, begriff Trofim auch, warum der über dem Boden gelegene Teil der Hütten so niedrig war: Die Stürme hätten sie einfach weggeblasen.
    Im finstersten Winter flammten die Spannungen zwischen beiden Gruppen erneut auf, denn die Neuankömmlinge, begierig auf Felle, verlangten von den männlichen Inselbewohnern, dass sie die Jagd ungeachtet des Wetters fortsetzten, während die Eingeborenen, mit den schweren Winterstürmen vertraut, wussten, dass es besser war, bis zum Frühjahr an Land zu bleiben. Es war Innokenti, mittlerweile neunzehn Jahre alt und in seinem Auftreten anderen gegenüber immer herrschsüchtiger, der den größten Druck auf die Aleuten ausübte. Sich der Stellung seiner Familie beim Aufbau des Pelzhandels wohl bewusst, konnte er einen Eindringling wie Zhdanko unmöglich akzeptieren und riss die Verantwortung für die stetig dicker werdenden Ballen und die Unternehmungen, die noch mehr Pelze versprachen, an sich. Trofim, ein Vierteljahrhundert älter als dieser unerfahrene Junge, übergab ihm die Kontrolle über die Pelzjagd, aber entschied, über alles andere das Kommando zu behalten.
    Sobald die Stürme etwas nachließen - und manchmal blieb es schon zwei oder drei Tage hintereinander ruhig befahl Innokenti Ilchuk und seinen Männern, wieder aufs Meer zu fahren, und als sie wenig Neigung zeigten, dem Folge zu leisten, steigerte sich sein Zorn ins Unermessliche. Mit einem mal spürten die Männer von Attu, dass sie auf irgendeine Art und Weise, durch Schritte, die sich jetzt nicht mehr nachvollziehen ließen, zu Sklaven dieser Fremden geworden waren. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als zwei von Innokentis Männern sich zweier Frauen aus der Siedlung bemächtigten und ein dritter eine von Ilchuks Schwestern an sich riss.
    Es gab Verärgerung darüber, aber die Beziehungen zwischen erwachsenen Männern und

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