Alaska
würde mich geehrt fühlen, wenn wir uns im Pelzgeschäft zusammentun würden. Aber ich werde nicht noch einmal in die Aleuten segeln ohne ein richtiges Schiff.«
Erstaunt über diese merkwürdige Antwort auf ihren Vorschlag zu heiraten, brach sie plötzlich in Lachen aus und rief laut: »Komm her, Kosake, ich will dir etwas zeigen!« Sie nahm ihn bei der Hand, führte ihn die Hauptstraße von Petropavlovsk entlang zu einer ausgebauten Schiffswerft, die es bei seiner Ausfahrt zwei Jahre zuvor noch nicht gegeben hatte. »Sieh her!« sagte sie stolz. »Dort liegt dein Schiff. Ich habe es für dich bauen lassen.« Und als er sah, wie robust es war, antwortete er: »Perfekt für den Handel mit den Aleuten.«
Nach der Hochzeit verlangte sie von ihrem Sohn, dass er den Namen Zhdanko annahm und dass er Trofim mit Vater anredete, aber er weigerte sich: »Dieser verdammte Leibeigene ist nicht mein Vater.« Und er wurde sogar zornig, wenn ihn jemand nur als den Stiefsohn des Kosaken bezeichnete. Seine Mutter schämte sich für sein Verhalten, rief die beiden zu sich und redete ihnen ins Gewissen: »Von heute an sind wir Zhdankos, ein neues Leben beginnt für uns alle. Ihr beide werdet eine Insel nach der anderen erobern - und dann auf nach Amerika.« Als Trofim widersprach, das könnte sich als schwieriger erweisen als gedacht, rief sie dazwischen: »Unser Schicksal ist es, nach Osten zu ziehen, immer nach Osten. Mein Vater verließ Sankt Petersburg, um nach Irkutsk zu gehen. Ich verließ Irkutsk und ging nach Kamtschatka. Da draußen warten die Pelze auf uns, das Geld.« So kam der ukrainische Kosake zu einem Schiff, das er sich schon immer gewünscht hatte, zu einer Frau, die er bewunderte, und zu einem Sohn, der ihm verhasst war.
Als der Hof in Sankt Petersburg dank Madame Zhdanko, die es ihm beispielhaft vormachte, erkannte, was für eine Goldgrube es da im Pelzhandel mit den Aleuten auszunehmen galt, begann man kleine Gruppen zu unterstützen, Abenteurer meist, die ihr Glück auf den Inseln versuchen wollten. Diese inoffiziellen Gesellschaften bestanden hauptsächlich aus Kosaken, besonders denjenigen, die durch die harte Disziplin in Sibirien gedrillt worden waren - grausamere Invasoren sind wohl nie über ein primitives Volk hergefallen. Gewöhnt an Entbehrungen, rohen Umgang untereinander und brutale Züchtigungen unter den unzivilisierten Stämmen im östlichen Sibirien, ersannen sie neue barbarische Mittel und Wegelm Umgang mit den einfachen, schlichten Aleuten. Die Herrschaftsmethoden, die Innokenti Zhdanko nach der ersten Landung auf Attu eingeführt hatte, wurden die Regel, und als die kosakischen Plünderer auch die größeren Inseln in der Mitte der Kette anliefen, kam es zu noch mehr Gräueltaten.
Natürlich erinnerten sich die aufgebrachten Eingeborenen, als die erste Gruppe nach Trofim und Innokenti mit ihrem dünnwandigen Fellboot auf Attu zusteuerte, an das, was geschehen war, stürmten den Strand herunter und erschlugen sieben Händler, ein Vorfall, der in der russischen Folklore die Vorstellung begründete, dass die Aleuten ein Volk von Wilden seien, das sich nur mit Knute und Gewehr bändigen ließ. Als jedoch die zweite Expedition bis nach Kiska segelte, der nächsten größeren Insel der Kette, stießen die Teilnehmer auf Eingeborene, die noch nie etwas von den Weißen gehört hatten, und auch hier errichteten die Kosaken ihre Schreckensherrschaft, die viele Pelze und noch mehr Tote hervorbrachte.
In dem darauffolgenden Jahrzehnt fuhren die Zhdankos, Vater und Stiefsohn, eine Insel nach der anderen ab, bis sie auf Lapak landeten, jener großen, schön gelegenen Insel mit dem Vulkan, die in Trofims Erzählungen über seine Abenteuer mit Kapitän Bering wiederholt aufgetaucht war. Als das Schiff vor der nördlichen Küste der Insel beidrehte und Trofim jenes unvergessliche Land wiedersah, das er 1741 zusammen mit Georg Steller erforscht hatte, erinnerte er sich daran, wie großzügig man sie behandelt hatte, und gab seiner Mannschaft strikte Anweisungen: »Diesmal werdet ihr die Inselbewohner nicht belästigen!«
Trofim erfuhr, dass der Eingeborene, von dem er seinerzeit die Otterfelle erhalten hatte, gestorben war, aber einer der Pelzhändler, der sich während einer früheren Unternehmung ein paar Brocken Aleutisch beigebracht hatte, berichtete ihm, dass der Sohn, ein gewisser Ingalik, die beiden Kajaks des Alten geerbt hatte und auch die Führerschaft über die Sippe auf ihn übergegangen
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