Alaskan Royals - Davidson, M: Alaskan Royals
abräumen und damit das Königshaus von Alaska bis ans Ende aller Zeiten demütigen.“ Sie hielt ihren grell violetten Bowlingball hoch und schätzte die Entfernung ab. Dann warf sie und wusste in dem Augenblick, als der Ball ihre Hand verließ, dass es ein erstklassiger Wurf war. Als die letzten vier Pins umfielen, hopste sie vor Freude auf und nieder. „Ja-woll! So fühlt sich die gute alte Abreibung nach Texas-Art an, Big Al.“
„Ach, tatsächlich?“, murrte er und schrieb ihren Score auf.
„Jetzt steht es eins zu eins.“
„Danke, ich kann selber zählen.“
„Willst du’s auf ’nen Tie-Break ankommen lassen? USA gegen Alaska? Der Gewinner bekommt alles?“
Des Königs Miene hellte sich auf. „Um welche Einsätze?“
„Tjaaa … ich sag dir was. Wenn ich gewinne, krieg ich dich in die Kiste.“
Al errötete zwar, kniff jedoch seine blauen Augen zusammen und musterte Holly mit einem Blick, den sie schon tausendmal bei Männern unterschiedlichsten Alters gesehen hatte. „Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?“
„Na, was wohl? Natürlich dasselbe!“
Der König warf den Kopf zurück und lachte. Sie liebte sein Lachen. „Das würde nie funktionieren, Holly.“
„Das weiß man doch nicht, bevor man’s versucht.“
„Aber Holly, ich hasse Sie doch mit jedem Molekül meines Körpers!“
„Deshalb fliegen ja auch so die Funken zwischen uns.“
„Funken? Ich hatte eher an Bazillen gedacht.“
„Big Al, du weißt, dass du mich nicht ewig auf Abstand halten kannst. Ein Mann wie du hat doch Bedürfnisse.“
„Sag ich ja auch immer! Aber die Kids wollen nichts davon hören.“
„Sie kennen dich eben nicht so, wie ich es tue, Big Al. Zum Glück übrigens.“
Er legte einen Finger auf ihre Nase. Beugte sich zu ihr herunter und flüsterte: „Weißt du eigentlich, dass dein Akzent stärker wird, wenn du nervös bist?“
„Nei-ein, d-das stimmt nicht. Komme schließlich aus Texas. Seit Alamo hat uns nichts mehr eingeschüchtert.“
„Stimmt das auch?“
„Kannst deinen königlichen Arsch drauf verwetten.“
„Holly, die Königin und ich … unsere Beziehung war sehr kompliziert. Und ich schulde der Mutter meiner Kinder ein wenig …“
„Die Königin ist aber tot“, unterbrach ihn Holly. „Lang lebe meine Wenigkeit. Jetzt stell die Pins schon auf.“
48
Edmund Dante strich sein perfekt sitzendes Jackett glatt, strich über seine Haare, die wohlgeordnet nebeneinanderlagen, wischte imaginäre Schuppen von seiner Schulter, verließ seine Suite und begab sich zu den Küchen im Westflügel.
Höflich grüßte er auf seinem Weg jeden Bediensteten mit Namen und wurde mit „Guten Morgen, Mr Dante“ oder „Hi, Edmund“ oder „Guten Morgen, Sir“ zurückgegrüßt. Er hielt eines der Zimmermädchen an, das gerade aus dem Mutterschaftsurlaub zurückgekehrt war, und erkundigte sich nach dem Baby. Er vergaß auch nicht, einen Diener von Prinz Alexander zu fragen, wie es seiner kranken Mutter gehe.
Er kannte hier jeden. Er wusste einfach alles. Nicht die kleinste Kleinigkeit entging ihm. Und alles stand zum Besten in dieser seiner Welt.
Nachdem Edmund eine Minute lang das Küchenpersonal überwacht hatte, war er überzeugt, dass es keine Katastrophen gegeben hatte und dass das Frühstück pünktlich um acht Uhr serviert werden würde. So hatte er anderthalb Stunden Zeit, sämtliche Tagespläne zu lesen, den König zu wecken und den Bericht der Leibgarde zu hören.
Ja, heute Morgen klappte alles vorzüglich.
Er wandte sich zum Gehen, als er hinter sich ein „Edmund!“ vernahm.
Er drehte sich wieder um und fing mit großem Geschick die Orange auf, die ihm eine Köchin zugeworfen hatte. „Stecken Sie sie in die Tasche, das bringt Glück“, sagte sie lächelnd. „So wie ich Sie kenne, wird das alles sein, was Sie heute essen.“
„Danke schön, Carrie. Einen Guten Morgen wünsche ich Ihnen.“
Er holte die gesammelten Tagespläne aus seinem Büro und machte sich auf den Weg zu den Gemächern des Königs. Alles war in Ordnung, alles war wie immer. Ausnahmsweise weilten heute keine Besucher von auswärts im Palast – abgesehen von Miss Holly, dem Drachen. Ach, der arme König Alexander. Diese Person war wahrlich ein Kreuz, das er zu tragen hatte.
„Guten Morgen, Mr Dante.“
„Guten Morgen, Mr Reynolds. Alles in Ordnung, wie ich hoffe?“
„Eine ruhige Nacht“, erwiderte Reynolds. Für einen Leibwächter mit steinernem Gesicht wirkte er außergewöhnlich fröhlich.
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