Alba und Albion
sich zu Robbie vor, „wenn Sie nichts Geeignetes zum Anziehen haben, würden wir ihnen gerne mit einer unserer Kutten behilflich sein.“
Aus dem Augenwinkel sah ich, daß Robbie nun ebenfalls schmunzelte.
„Nein, danke Pater. Ich denke, wir können noch so lange warten, bis unsere Kleider wieder trocken sind.“
Die kleine Kapelle, die durch eine Seitentür mit dem Haupthaus verbunden war, war in kürzester Zeit in ein Blüten- und Kerzenmeer verwandelt worden. Es duftete herrlich nach Blumen und Weihrauch. Von der kleinen Empore hinter uns sangen einige Brüder mit engelsgleicher Stimme Lieder, die von einem ebenfalls unsichtbaren Spinett begleitet wurden. Es berührte mich bis tief in mein Innerstes.
Hinter dem Pfarrer, der uns nun traute, war ein prächtig ausstaffierter Altar und ehrfürchtig sah ich mir die Gemälde an, die in den Altarraum perfekt eingefügt waren. Seitlich lag ein Skelett in einem vergoldeten Glassarg. Es mußte eine hohe Persönlichkeit des Klosters gewesen sein, dessen sterbliche Überreste seinerzeit im vollen Ornat bestattet worden waren. An den kleinen, aber hohen und nach oben spitz zulaufenden bunten Fenstern brach die Nacht herein. Es schneite noch immer und einige der Klosterbewohner hatten sich die Zeit genommen, unsere Trauung mit ihren Gebeten und Gesängen zu begleiten.
„Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau, ich werde dich beschützen und lieben, bis ich meine Seele in die Hände Gottes lege.“
Die Tränen rannen mir herunter und gerührt blickte ich auf meine Hand, auf die jetzt zum zweiten Mal dieser für mich wunderschöne grobe Ring übergestreift wurde.
Auch ich legte den gleichen Schwur ab, den ich schniefend und teilweise tränenblind wiederholte. Robbie beugte sich zu mir herunter und besiegelte unsere Vermählung mit einem zarten Kuß. Er blickte mir tief in die Augen und flüsterte: „ Mar a bha, mar a tha, mar a bhitheas gu brath.“
Ich verstand kein Wort und registrierte es auch nicht. Im Moment nahm ich nur seine Nähe wahr. Der Priester, ein etwas älterer Herr mit schütterem braunem Haar, vollführte die Zeremonie äußerst liebevoll und sanft und blickte dabei keinesfalls weg. Er legte seinen Kopf zur Seite und schmunzelte.
„Darf ich als Erster der jungen Braut gratulieren?“
Verlegen und ertappt trat Robbie einen Schritt zurück. „Bitte, Pater.“
Der Priester nahm meine Hände in die Seinen und sah mir in die Augen.
„Ich wünsche Ihnen alles Glück der Welt. Da Sie beide aus einer anderen Gesellschaftsschicht kommen, wird es mit Sicherheit Konflikte geben, doch ich bin mir sicher, Sie beide meistern diese Probleme durch die Kraft der Liebe. Wenn Sie erlauben, werde ich Sie noch segnen.“
Fragend blickte er zu Robbie, der nickte und ging in die Knie. Demütig senkte er den Kopf und ich kniete mich neben ihn.
Sogleich begann er, den Segen zu sprechen, berührte uns leicht am Kopf, schwenkte den duftenden Weihrauch, besprengte uns mit Weihwasser und gebot uns wieder aufzustehen.
„Ich danke Ihnen, Pater. Sie haben die richtigen Worte gefunden.“
Robbies Stimme war belegt und ich blickte erstaunt zu ihm. Eine kleine Trauer war in seinem Blick zu erkennen. Dachte er an Zuhause?
Zögerlich berührte ich ihn am Arm und sofort wandelte sich sein Gesichtsausdruck und er strahlte mich an. Für mich ging eine Sonne auf.
Schüchtern trat nun Alisa an meine Seite, küßte mich auf die tränenverschmierten Wangen und wünschte mir Glück, während Robbie von Seamus fast erdrückt wurde.
Auch die beiden Männer hatte glasige Augen.
Während der Hochzeitszeremonie war unser Zimmer ebenfalls dekoriert worden. Erstaunt blickten wir uns um.
Überall waren Blumen, die um diese Jahreszeit eigentlich nicht blühen durften. Mehrere dicke Kerzen waren entzündet und strahlten eine romantische Stimmung aus, ganz zu schweigen von dem bezaubernden Licht, das sie aussandten. Auf dem Tisch stand eine Flasche Rotwein, zwei Gläser und etwas Obst, verschiedene Käse und ein halber Leib frischen, duftenden Brotes. Ich konnte nur noch staunen.
„Sieh doch nur! Woher haben sie nur diese vielen Früchte?“
Gierig stürzte ich mich auf die Weintrauben, während Robbie mich nur lachend anblickte.
„Ich habe keine Ahnung. Aber das sieht dir wieder mal ähnlich.“ Er trat von hinten an mich heran und umarmte mich. „Sogar in der Hochzeitsnacht denkst du nur ans Essen.“
Ich schmunzelte. „Ich will ja nicht vorzeitig schlapp
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