Alba und Albion
machen.“
„Gut. Das ist ein Argument.“
Er setzte sich auf einen Hocker und zog mich auf seinen Schoß.
„Was glaubst du, was die ganzen Brüder jetzt von uns denken? Frisch verheiratet und zusammen in einer romantisch ausstaffierten Kammer.“ Er lachte. „Manch’ einer wird Probleme mit der Keuschheit bekommen.“
„Robbie!“ Bestürzt sah ich ihn an. „Wie kannst du das nur in Zweifel ziehen. Sie haben doch einen Eid abgelegt!“
Mißbilligend schnalzte ich mit der Zunge, doch Robbie ließ sich davon nicht einschüchtern.
„Es ist bestimmt schwer genug zu wissen, daß zwei weibliche Wesen in Ihrem Heiligtum herumgeistern.“
Er schob meine Haare zur Seite und küßte mich fordernd auf den Nacken.
„Und außerdem haben Sie Recht mit dem, was sie von uns denken.“
Ich beugte mich über den Tisch und füllte die beiden Gläser mit dem blutroten und duftenden Wein. Plötzlich kam mir eine Idee.
„Laß uns auf etwas trinken!“ Freudig erhoben wir unsere Gläser und Robbie blinzelte mich an.
„Auf uns!“
„Und auf unser Gelingen!“ Ohne abzusetzen leerten wir unsere Gläser und ich schenkte sofort nach.
„Und auf uns!“
„Auf das Kloster, das uns getraut hat!“ Erneut tranken wir, wobei jetzt nur Robbie sein Glas vollkommen leerte. Ich nippte dezent daran, fiel mir doch mein letzter Rausch inklusive des damaligen Befindens wieder ein und schenkte ihm nach.
„Und auf uns!“
Sein Glas war erneut leer, ich goß nach und schwenkte die Flasche, die nur noch ein paar Schluck enthielt.
„Robbie! Nun sei doch mal ernst.“
„Also gut. Trinken wir auf unsere Hochzeit, auf die Gesundheit unserer Familien, auf unsere Helfer, auf -“
„Auf deine Familie, daß sie mich akzeptiert.“ Ich ließ mein Glas sinken und schluckte schwer. „Was ist, wenn sie mich nicht mögen?“
Robbie lachte laut auf.
„Warum sollen sie dich denn nicht mögen?“ Er zwickte mich leicht in die Wange. „So lieb wie du bist.“
„Nein. Im Ernst. Ich bin Engländerin.“
„Aye. Ich verstehe, was du meinst. Aber du bist nun auch von Rechts wegen meine Frau. Und niemand wird es wagen, dich zu beleidigen oder dir ein Leid zuzufügen.“
Er drückte mich fest an sich und wiegte mich leicht hin und her, während sein Kopf auf meiner Schulter lag.
„Hast du denn so großen Einfluß auf andere?“
„Laß dich überraschen. Ich werde dir nichts verraten!“
Beruhigt nippte ich an meinem Glas und lehnte mich an seine Schulter zurück. Dann fiel mir etwas ein.
„Was war das, was du in der Kapelle geflüstert hast? Ich habe es nicht verstanden.“
„Oh.” Er sprach wieder ganz leise und gefühlvoll. „ Mar a bha, mar a tha, mar a bhitheas gu brath. Viele Paare lassen diesen Spruch in ihre Eheringe eingravieren und das bedeutet soviel wie: „Wie es war, wie es ist, wie es sein wird für immer.“
„Das ist sehr schön.“ Ich schluckte gerührt und wechselte rasch das Thema. „Erzähl’ mir etwas von deinem Zuhause. Ich weiß im Grunde so wenig von dir.“
„Aye, das ist wohl wahr. Aber bisher konnte ich mich niemanden offenbaren.“ Verträumt blickte er in die Flammen. „Sobald wir die Grenze überschritten haben, werde ich dir alles von mir erzählen, was du wissen möchtest.“
„Warum nicht jetzt?“
„Ich fühle mich nicht sicher, solange ich noch unter Engländern bin. Sogar hier in diesem Gemäuer habe ich das Gefühl, von Spitzeln umgeben zu sein.“
Grimmig blickte ich ihn an. „Ich bin mit Sicherheit kein Spitzel.“
Robbie lachte.
„Nein. Dich meine ich auch nicht. Aber ich traue im Moment niemandem. Nicht einmal mir selber.“
Ich kicherte. Der Wein machte mich leicht wie eine Feder.
„Wo ist die Grenze?“
„Wie gesagt, nicht mehr weit weg.“
„Ja. Aber woher weißt du, daß du in Schottland bist? Was markiert die Grenze?“
„Ach, das meinst du. Aye. Das ist der Hadrianswall. Eine Mauer, die quer von Ost nach West verläuft, von einem Meer zum Anderen. Und stell dir vor, sie ist fast zwei Klafter breit! Unglaublich, nicht wahr? Lange Zeit war sie die nördliche Grenze des römischen Reiches auf der Insel. In früheren Zeiten wurde er von einem König namens Hadrian errichtet, daher der Name. Er wollte damit die Übergriffe durch die alten Schotten verhindern.“
Er lachte. „Da siehst du, was für eine gefährliche Meute wir schon immer waren.“
Übermütig knurrend biß er mich leicht in die Schulter, als ob er ein Stück von mir herausreißen wollte.
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