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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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den Ball wieder weg.
    „Hast du Heimweh?“
    Nun hatte auch Robbie einen Schneeball geformt, warf ihn in einem großen Bogen in die Weite der Felder und nach wenigen Metern hatte ich ihn aus dem Blick verloren.
    „Nein, kein Heimweh. Ich denke nur oft an sie.“
    „Und was ist mit deiner Mutter? Oder deinem Vater?“ Er hielt seinen Blick starr geradeaus. „Was ist mit Taylorgate? Vermißt du es?“
    „Ich vermisse nur meine Mary.“
    Der Kloß in meiner Kehle wuchs, doch heute wollte ich nicht traurig sein und ich schluckte ihn tapfer hinunter. Wir waren inzwischen stehengeblieben und warten auf die beiden Anderen, die langsam näher kamen. Leicht berührte ich ihn am Arm.
    „Mach dir keine Sorgen um mich. Das vergeht wieder.“
    Zweifelnd sah er zu mir herunter, strich mir eine freche Locke aus der Stirn und hielt es anscheinend für besser, im Moment nichts darauf zu antworten, obwohl er den Mund dazu bereits geöffnet hatte. Stattdessen rief er Seamus zu: „Hey, alter Knabe! Willst du hier Wurzeln schlagen?“
    „Ich nicht, aber anscheinend die elenden Engl-, die  Rotröcke, hier in der Gegend rumgeistern. Hinter jedem Busch scheint einer zu hocken!“
„Ich weiß!“, rief ihm Robbie zurück, während ich mich erschrocken umsah. Mir waren keine aufgefallen. Reflexartig drückte ich mich eng an Robbies Seite, der jedoch bei dieser Äußerung nur lachte.
    „Keine Angst, mein Engel. Ich hab’ schon zwei gesehen, wie sie sich hinter den Bäumen versteckten.“ Er winkte ab. „Lassen wir sie in Ruhe. Das sind die armen Schweine des Militärs. Sie tun nur ihren Dienst in dieser lausigen Kälte und wir haben ja was anderes vor.“
    Entsetzen machte sich in mir breit, während die Anderen noch immer recht gelassen waren.
    „Ich wußte nicht, daß es hier auch Soldaten gibt.”
    „Aye.“
    „Aber wir sind doch jetzt in Schottland! Ich dachte, hier sind wir sicher!“
    „Aye.“
    Genervt zog ich ihn leicht an seinen Haaren. „Nun gib doch endlich Antwort!“
    Er seufzte. „Ob du es glaubst oder nicht. Hier gibt es sogar ein paar englische Kasernen. Aber nicht bis ganz nach oben, da herrschen nur unsere Clans und das bis in die tiefsten Moore Schottlands!“
    „Wirklich?“ Ich schluckte. „Das ist ja schrecklich!“
    „Schrecklich wegen der Engländer oder der Clans?“ Schulterzuckend lachte mich an. „So ist es nun mal. Ich habe dir schon einmal gesagt, daß wir“, er senkte seine Stimme, „gefährliche Burschen sind!“
    Unsicher lachte ich auf und pfeifend schritt Robbie wieder voran. Ich dagegen hatte mehr als nur ein ungutes Gefühl.
    Unser Weg führte uns weiter. Nun durch eine breite, natürliche Schneise, eingerahmt von hohen, dichten Bäumen, die sich rechts und links von uns erhoben und ihre nackten Äste nach uns ausstreckten.
    „Bist du sicher, daß sie uns nichts tun?”, raunte ich nach einiger Zeit Robbie zu. Ich war sehr beunruhigt.
    „Aye. Sicherlich halten sie Ausschau nach den üblichen Ganoven. Schmuggler zum Beispiel“, woraufhin er sich einen Knuff von Seamus einhandelte.
    „Nicht so laut, Charaid. Sonst überlegen sie es sich noch anders.“
    Lachend ging es weiter. Hügel hinauf, Hügel hinab und in meinem ganzen Leben war ich noch nicht so viel gelaufen, wie in den letzten Tagen und Wochen. Erst nachts, wenn wir uns zur Ruhe legten, spürte ich jeden Muskel. Sie schmerzten und zuckten, daß es mich fast um den wohlverdienten Schlaf brachte. Doch ich blieb still, wie die anderen auch.
     
    Während der Rast hielt stets einer der Männer Wache, damit Alisa und ich uns ausruhen konnten. Dies war alles andere als einfach. Erstens wegen der Kälte und zweitens waren wir so aufgekratzt, daß wir fast nicht mehr einschlafen konnten. Meist war es ein Schluck aus Seamus’ Zauberflasche, die bei mir die Wirkung einer großen Dosis Laudanum hatte. Ein Schluck und ich war weg.
    Wenn ich dann nachts aufwachte, fand ich Alisa eng an mich gekuschelt vor, eingerollt wie ein kleines Kätzchen. So war es auch wieder in dieser Nacht. Schläfrig blickte ich in den Sternenhimmel, dessen Anblick mir schier den Atem nahm.
    Der Mond, der als dünne Sichel seine Bahn nahm, tauchte den gesamten Wald in ein geheimnisvolles Blau. Gähnend versuchte ich, den Klauen von Alisa zu entkommen, die mich fest umarmt hielt und mit einer leisen und unverständlichen Beschwerde drehte sie sich schließlich um und ließ mich frei.
    Robbie, der mit dem Rücken zu mir neben dem Feuer saß, hielt in seinem

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