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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Hände über den Mund gepreßt und zitternd wie Espenlaub.
    Im Zeitlupentempo stand er auf, ging auf Alisa zu, die noch immer tief und fest schlief und stupfte sie leicht mit der Schuhspitze an.
    „Ganz ruhig, Mädel. Wir sind in Gefahr.“
    Leise und in gleichbleibender Tonart flüsterte er ihr zu und sie verstand sofort. Unendlich langsam bewegte sie sich nun auf mich zu, ohne einen Blick auf das Tier zu werfen.
    Ein leises Knurren war zu hören.
    Als sie an meiner Seite war, fielen wir uns in die Arme, in der Hoffnung, daß uns dies die vermeintliche Bestie vom Halse halten würde. Ich öffnete ich den Mund, doch ihre Hand hinderte mich daran, auch nur einen Mucks von mir zu geben. Warnend schüttelte sie den Kopf und murmelte tonlos: „Kein Laut!“
    Das Schnarchen jenseits des Lagerfeuers hatte ebenfalls aufgehört. War Seamus wach?
    Es sah so aus. Sein Dolch, der vor ein paar Minuten noch aufrecht in der Erde stak, war nun in seiner Hand auf dem Bauch.
„Hoffentlich ist es ein einzelnes Tier“, sagte er in einer beruhigenden und gleichmäßigen Tonlage, „und hoffentlich hat er schon gefressen.“
    „Es sieht so aus.“ Mit tiefer Stimme verständigte sich Robbie mit seinem Freund.
    Das Knurren wurde lauter.
    Voller Angst wagte ich einen Blick über die Schulter. Robbie stand noch immer in der gleichen Position, in der er Alisa gewarnt hatte, den Dolch in seiner erhobenen rechten Hand, Auge in Auge mit einem nun recht unfreundlich Wolf, der inzwischen die Lefzen hochzog und sein makelloses, sicherlich sehr kräftiges Gebiß zur Schau stellte.
    Das Tier begann am Boden zu schnüffeln, bellte zwischendurch zähnefletschend in Robbies Richtung, der mit gemächlichem Schritt zur Seite ging und der Wolf nun an der Stelle schnupperte, an der ich mit Alisa vor nicht allzu langer Zeit gelegen hatte. Doch sein Interesse an unserem Lager war nur von kurzer Dauer und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder Robbie zu.
    Inzwischen hatte ich mich langsam umgedreht und konnte mir den Wolf ansehen. Es war trotz allem ein schönes Tier mit dichtem grauen Fell und weißem Bauch, leuchtende Augen, dessen Farbe im Mondlicht allerdings nicht zu erkennen waren und er schien tatsächlich alleine zu sein.
    Beide fixierten sich.
    Niemand tat eine Bewegung und etliche Minuten verharrten sie so. Seamus hatte sich inzwischen erhoben und trat langsam an die Seite seines Gefährten, in einer Hand den Dolch, in der anderen einen brennenden Holzscheit. Erst jetzt war mir klar, was sie da eigentlich taten. Sie bildeten eine Mauer, die uns, Alisa und mich, vor einem plötzlichen Angriff des Tieres schützen sollte!
    Ein neues Entsetzten ergriff mich und ich quetschte Alisas Hand, die sie empört zurückzog.
„Nein. Tu’s nicht“, flüsterte ich in mich hinein und ich zitterte vor Angst. Alisa drückte nun ihrerseits meine Hand. Anscheinend hatte sie meine Befürchtung erraten.
„Es wird alles gut werden“, raunte sie mir zu. „Hab keine Angst, Susanna. “
    Der Wolf hielt dem direkten Blickkontakt mit den beiden aufrechten Männern nicht lange stand und senkte seine Augen, worauf Robbie und Seamus erleichtert ihre Waffen sinken ließen.
    „Entweder ist er krank oder -“
    „Robbie“, flüsterte ich.
    „Nicht sprechen.“
    „Robbie.“
    „Still.“ Mit einer Handbewegung brachte er mich zum Schweigen. Statt einem Rückzug in den Wald ließ sich der Wolf auf dem Boden nieder und legte den Kopf auf seine ausgestreckten Pfoten. Seamus kratzte sich mit seinem Dolch am Hals. „Er scheint an Menschen gewöhnt zu sein.“
    „Robbie”, raunte ich etwas lauter.
    „Was ist denn!“
    „Ich glaube, es ist ein Haushund.“
    „Wie?“
    „Ein Haushund.“
    „Das ist ein Wolf.“
    „Ja, natürlich ist das ein Wolf“, antwortete ich und verdrehte die Augen. „Aber wahrscheinlich hat er bei einem der Bauern in der Nähe sein Heim.“
    Nachdenklich blickten Robbie und Seamus auf das vermeintliche wilde Tier, das an unserer Debatte kein Interesse zu haben schien und stattdessen die Augen schloß. Nur die Ohren waren wie ein Radar auf uns ausgerichtet und peilten unsere Stimmen.
    „Aye. Das könnte sein“, meinte Seamus langsam und blickte nachdenklich auf das Tier. „Eigentlich ist mir ein einzelner Wolf noch nie begegnet. Sein Rudel wäre bestimmt an seiner Seite. Aber wenn nicht, dann …“
    „Susanna! Weg da!“
    Inzwischen war ich aufgestanden und beugte mich über das Tier, hielt ihm eine Hand hin, an der er leise knurrend

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